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Tanja Brock erklärt, wie man Astrologie für sich nutzen kann

Entgegen dem heute esoterisch besetzten Begriff “Astrologie”, bedeutet er – nach dem Griechischen – die Wissenschaft der Sternenkunde. So setzt sich das Wort aus “astron” (Stern) und “logos” (Sinn) zusammen. Immer mehr Menschen wenden sich einer neuen Astrologie zu, die fernab von Tageszeitungshoroskopen liegt und von Astrolog*innen, wie Tanja Brock, weiterentwickelt wird. Die begeisterte Astrologin hat sich in den letzten Jahren einen Namen in der Szene gemacht, gerade ihr erstes Buch “Mein Mond-Journal” herausgebracht und arbeitet an weiteren, spannenden Projekten. Das #jungbleiben Magazin hat mit ihr gesprochen, um zu erfahren, welche Rolle die Sternenkunde in ihrem Leben hat und wie man Horoskope und Sternenbilder für sich nutzen kann.

 

Astrologie hat in den letzten Jahren eine Wende erfahren. Woran orientiert sie sich heutzutage?

Tanja Brock: “Prinzipiell orientiert sie sich noch immer nach der Lehre der Astrologie, die uralt ist. Vielmehr ist das Publikum bzw. die Menschen, die eine Faszination für Astrologie empfinden, schlichtweg jünger und moderner geworden. Die Astrologie hat so beispielsweise eine trendigere und leicht verständlichere Sprache und Erscheinung bekommen. Und sie ist auch gerade durch soziale Medien, Promis und Mode nun leichter zugänglich für jedermann. Ich persönlich finde das wunderbar, weil ich so selbst als moderne Frau andere moderne Menschen mit dieser so hilfreichen Lehre ansprechen kann. Und dann mit meiner astrologischen Arbeit Menschen bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung unterstützen kann. Die Astrologie findet dieser Tage so viel Zuspruch, weil wir Menschen größtenteils zutiefst unsicher sind. Wir sind unsicher darüber, wer wir sind und was wir mit unserer Zeit hier auf der Erde in diesen Zeiten der Krisen und Unsicherheiten durch Pandemien und Klimakatastrophe anfangen sollen. Das kann zumindest teilweise erklären, warum aktuell so viele Menschen im Moment nach einem alternativen Instrument für ihre Lebensorientierung suchen. Und wie ich finde, bietet die Astrologie ein uraltes, vielschichtiges und sich eben auch entwickelndes Gebiet der Orientierung für jede oder jeden Einzelnen!”

Wie kann man die Astrologie für sich nutzen? 

Tanja Brock: “Da gibt es unzählige Möglichkeiten. Gerne zähle ich ein paar auf. Worüber die meisten Menschen diskutieren, wenn sie über Astrologie sprechen, sind die 12 Sternzeichen. Sie spiegeln die 12 Konstellationen des astrologischen Tierkreises wider. Das Sternzeichen ist das Zeichen, in dem die Sonne zum Zeitpunkt der Geburt stand. Dank der eben wachsenden Verfügbarkeit von Informationen über die Astrologie über alle möglichen Informationskanäle, u. a. auch Social Media ist dies für viele ein leichter erster Einstieg. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt so viel mehr als nur das Sonnenzeichen. Schließlich ist die Sonne nur eines von unzähligen Objekten, welche die Energie des Kosmos prägt. Seriöse und kompetente Astrolog*innen sind in der Lage das große Ganze zu erfassen und tiefer in das jeweilige Horoskop einzutauchen.”

Worum dreht sich das Horoskop? 

Tanja Brock: “Um die sogenannten Big Three. Die wichtigsten Zeichen sind das Sonnenzeichen, das Mondzeichen, das betrifft die Gefühlswelt und der Aszendent oder aufsteigende Zeichen, wie man in der Welt auftritt. Aber da gibt es noch so viel mehr in einem Horoskop zu entdecken und dabei darf ich meinen Klient*innen regelmäßig helfen. Auch gibt es beispielsweise in der Karma-Astrologie bestimmte Hinweise auf karmische Lebensaufgaben.”

Worauf sollte man sich bei jedem Horoskop konzentrieren? 

Tanja Brock: “Man kann sich dabei nach seinen astrologischen Elementen ausrichten. Die Elemente, die im eigenen Horoskop möglicherweise zu schwach besetzt sind, können so verstärkt werden und ein Ausgleich hergestellt werden. Die zwölf Tierkreiszeichen sind den vier Elementen zugeordnet: Da gibt es einmal das Feuer, hier fallen Widder, Löwe, Schütze darunter. Dann das Elemente Erde mit Steinbock, Stier und Jungfrau. Waage, Wassermann und Zwillinge sind der Luft zugeordnet und Wasserzeichen sind Krebs, Skorpion und Fische. Die vier Elemente sind dabei als die vier grundlegenden Aspekte des menschlichen Bewusstseins zu sehen, die nach Ausgewogenheit und Harmonie streben. Ziel der Elementen-Astrologie ist es, die vier Elemente in Einklang zu bringen, denn nur so sind seelische und geistige Gesundheit, Glück und Harmonie zu verwirklichen.”

Gibt es etwas, das dich in deiner Arbeit leitet? 

Tanja Brock: “‘Ein nicht gedeutetes Horoskop ist wie ein ungeöffneter Brief.’ Das Zitat des berühmten Psychologen und Philosophen C.G. Jung hat für mich als absolute Sternenbegeisterte noch immer Gültigkeit. Stell Dir doch ganz einfach mal vor, da gäbe es einen Brief der die Landkarte deiner Seele, deiner Entwicklung, Herausforderungen und Ressourcen, den du seit deiner Geburt unberührt in deinem Briefkasten liegen hast lassen. Ich finde jeder sollte diese Chance nutzen und den Brief, den das ganz eigene Schicksal schreibt öffnen und sich selbst erkunden.”

Ein sinnvoll erstelltes Horoskops gibt uns die Möglichkeit, die Kontrolle über die Ereignisse und Prozesse in unserem Leben zu übernehmen.

Was würdest du jemandem entgegnen, der meint, er bzw. sie glaube nicht an Astrologie?

Tanja Brock: “Meist kommen diese Zweifel von Menschen, die sich kaum oder gar nicht wirklich die Zeit genommen haben, sich wirklich auf die Astrologie einzulassen. Und macht es Sinn, etwas vorab komplett abzulehnen für das man sich nicht die Zeit genommen hat es überhaupt zu verstehen? Es gibt wissenschaftliche und mathematische Elemente in der Astrologie – die Astronomie ist interessanterweise aus der Astrologie hervorgegangen, nicht umgekehrt. Warum die Astrologie so leicht angreifbar liegt auch daran, dass sie keine einheitliche Theorie oder Praxis ist. Sie umfasst alles von der alten Weisheit bis zur modernen Wissenschaft. Oft wird Astrologie mit Wahrsagerei gleichgesetzt, das würde ich ausschließen. Der Schwerpunkt der Astrologie liegt auf der Erforschung des menschlichen Charakters und einer Persönlichkeit im Detail. Ein sinnvoll erstelltes Horoskops gibt uns die Möglichkeit, die Kontrolle über die Ereignisse und Prozesse in unserem Leben zu übernehmen. Und auch die Planeten kontrollieren uns nicht wirklich, vielmehr sie schaffen nur eine Reihe von Bedingungen bzw. ein kosmisches Wetter oder eine Zeitqualität, die wir für uns nutzen können.”

Und wie sollen sich die Planeten und Himmelskörper schließlich auf uns auswirken?

Tanja Brock: “Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass jeder Himmelskörper seine ganz speziellen elektromagnetischen Schwingungen aussendet. Die Unterschiede kommen daher, dass die Planeten aus unterschiedlich zusammengesetzten gasförmigen Hüllen bestehen und dadurch elektromagnetische Wellen in jeweils anderer Kombination auf die Erde abstrahlen.”

Warum ist die Geburt für das eigene Horoskop so wichtig? 

Tanja Brock: “Bei der Geburt prägen sich all die verschiedensten zigfachen Konstellationen der Gestirne und Planeten genau zu dem Zeitpunkt, da das Neugeborene diesen Einflüssen zum ersten Mal ausgesetzt ist, wie eine Momentaufnahme oder ein Screenshot vom Kosmos. Wir Astrolog*innen gehen davon aus, dass dieser besondere Augenblick vorherrschende kosmische Situation mit all ihren Qualitäten, Schwächen, Stärken und potenziellen Möglichkeiten wird nun diesen Menschen das Leben lang beeinflussen.”

Es gibt 12 Sternzeichen und 10 Planeten, die ganz individuell in den 5 verschieden Aspekten zum Zeitpunkt einer Geburt standen, das ergibt so viele Möglichkeiten, die uns zu einem wahren magischen und kosmischen Meisterwerk machen.

 

In den letzten Jahren sind auch die sogenannten Retrograde bekannt geworden. Worum handelt es sich dabei?

Tanja Brock: “Zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr werden Planeten rückläufig und können uns damit jede Menge Schwierigkeiten bereiten oder uns Lernaufgaben stellen. Das ist das, was man als Retrograde bezeichnet. So sagt man allgemeinhin, dass man mit einem rückläufigen Merkur nicht unbedingt Verträge unterschreiben, nichts großes kaufen, nicht reisen, nicht heiraten oder sich selbstständig machen sollte. Es wäre aber wirklich schlimm, wenn man seine wertvolle Lebenszeit einer astrologischen Deutung wegen hinter geschlossenen Türen verbringen würde. Doch sollte man eben achtsamer in so einer Zeit in diesen Bereichen sein, all dies fällt in Merkurs Bereich, dem des kommunikativen und flinken Götterboten. Aber Merkur ist nicht der Einzige, der rückläufig ist, und jeder astrologische Planet – einschließlich Pluto – scheint sich von Zeit zu Zeit am Himmel rückwärts zu drehen. Ich sage scheinen, weil es sich hier um ein optisches Phänomen handelt.”

Und was bedeuten Retrograde konkret für uns? 

Tanja Brock: “Da die Erde die Sonne mit anderen Geschwindigkeiten umkreist als die anderen Planeten, scheinen sie sich am Himmel rückwärts zu bewegen. Diese optische Täuschung tritt häufiger bei den inneren Planeten wie Merkur, Venus oder Mars auf, die die Sonne schneller umkreisen als die äußeren Planeten wie z. B. Pluto, Saturn und Neptun. Ihre Rückläufigkeit tritt seltener auf, dauert dann teilweise Monate lang. Insgesamt kann man sagen: Das generelle Tempo rauszunehmen, Entscheidungen gut abzuwägen, erst zu denken, dann zu reden – das sind allemal gute Empfehlungen für die Rückläufigkeitszeit, aber auch fürs Leben grundsätzlich.”

 

Welche persönlichen Erfahrungen hast du schon mit deinem Horoskop gemacht und wie hast du es für deine Persönlichkeitsentwicklung genutzt?

Tanja Brock: “Wenn man sich wirklich Zeit nimmt, in die und weite Welt der Astrologie einzutauchen, dann kann man Teile von sich entdecken, von denen man nicht wusste, dass sie existieren und die so klar sind und offensichtlich Sinn machen, weil man sich dadurch selbst besser verstehen kann. Ganz zu Beginn meiner Reise zur Wissenschaft des Kosmos, der Astrologie, habe ich eben auch durch einfache und zahlreiche Recherchen zu meinem Sternzeichen Zwillinge verbracht. Dadurch konnte ich mich selbst besser kennenlernen und das allein in dem ich eben nur auf mein Sonnenzeichen schaute. Als ich dann tiefer in die Astrologie einstieg auch in meiner Ausbildung in Supervision der psychologischen Astrologie, lernte ich, dass jeder Mensch aus einer Vielzahl von Zeichen, Aspekten, erlösten und unerlösten Anteilen, Planetenenergien und karmischen Ausrichtungen besteht. Auch ich entdecke noch heute immer wieder etwas Neues in meinem Geburtshoroskop und nehme es als endloses Forschungsfeld, dass mir mein Leben erleichtert und verständlicher macht. Auch in meiner Arbeit mit meinen Klient*innen offenbart sich so vieles Wunderbares und die psychologische Astrologie versteht sich einen ganz eigenen, individuellen kosmischen Fingerabdruck zu deuten. Man stelle sich einfach mal vor: Es gibt 12 Sternzeichen und 10 Planeten, die unterschiedlich in den 5 verschieden Aspekten zum Zeitpunkt einer Geburt standen, das ergibt sehr viele Möglichkeiten, die uns zu einem wahren magischen und kosmischen Meisterwerk machen.”

 

 

Fotos: Lisa Hantke

 

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