
chuniboyz: Malerei und Nähmaschinen-Begeisterung
Im 2. Jahr in der Modeklasse der Angewandten in Wien, schon drehen sich die Köpfe, wenn die Kreationen von Chuniboyz alias Chun alias Ngọc Hà Phạm über den Laufsteg flanieren. Das kommt nicht von ungefähr, denn Chun ist Künstler, der sich nicht in eine Schublade denken lässt. 1996 in Hanoi geboren, lässt das Multitalent derzeit seine stofflichen Kreationen mit seinem Artwork verschmelzen. Beides uni-relevant, schließlich studiert Chun auch Malerei – ebenfalls an der Angewandten. Das hätte eigentlich alles ganz anders kommen sollen, denn ursprünglich wollte Chun an der TU studieren, deren Bänke jedoch ein paar Semester später zugunsten jener der bekannten Kunst-Uni eingetauscht wurden.
Das #jungbleiben Magazin hat mit dem Design-Talent gesprochen und ihn nach seinen persönlichen Vorlieben in puncto Sommer-Garderobe, Arnold Schwarzenegger und dem Nachhaltigkeitsproblem in der Modebranche gesprochen.

Betrachter:innen erhalten mit der Vielschichtigkeit der Details im Artwork neue Perspektiven, die ihnen durch die Fülle eine intensive Auseinandersetzung bieten sollen.
Wie hat deine Liebe für Mode angefangen?
chuniboyz: “Ganz zufällig eigentlich, ich hab vor 3 Jahren zum ersten Mal bei einer Freundin an ihrer Nähmaschine herumprobiert und es hat mir das Nähen voll getaugt. Deswegen habe ich mich für das Kolleg an der Herbststraße beworben. Nach einem Jahr wurde ich dann in die Modeklasse [der Angewandten in Wien, Anm.] aufgenommen.”
Welche Inspirationen oder Vorbilder hast du in puncto deines eigenen Labels? Oder folgst du nur deinem Bauchgefühl?
chuniboyz: “Ich folge meistens nur meinem Bauchgefühl, aber einfache, spontane Alltagsdinge sind oft auch meine Inspirationen.”
Gibt es in diesem Sommer ein Lieblingspiece, das du oft anziehst?
chuniboyz: “Ja absolut! Ich ziehe im Sommer sehr gerne Hemden mit kurzen Hose an. Oft reichen aber auch einfach nur T-Shirts.”

“Malerei” mit der Nähmaschine von Chuniboyz.
Was sollte deiner Meinung nach wieder einmal Trend werden?
chuniboyz: “Ich finde es generell wichtig, wenn Menschen auf die Moden der Vergangenheit zurückgreifen, um sich Inspirationen zu holen. Für junge Leute wie mich, die diese Zeiten nicht erlebt haben, ist es unvorstellbar, wie es damals war. Durch eine neue Perspektive änderte es sich dann aber ein bisschen! Meiner Meinung nach sollte es wieder einmal Trend werden sich elegant anzuziehen – wie damals in den 1940s.”
Nachhaltigkeit ist in der Modebranche ein viel zitiertes Schlagwort. Was ist für dich nachhaltige Mode? Welche Aspekte muss sie erfüllen?
chuniboyz: “In Modebranche nachhaltig zu sein ist sehr wichtig, weil sie eine der umweltschädlichsten Branchen der Welt ist. Leider ist es sehr schwierig nachhaltig zu bleiben, weil jeder Kleidung braucht, und man dadurch sehr viel Müll produziert. Für meine Begriffe ist man aber schon nachhaltig, wenn man aktiv mitmacht. Das bedeutet bei jeder Kleinigkeit nachdenken, was ich machen kann, um weniger Müll zu produzieren oder was ich mit dem vermeintlichen Müll machen kann. Aus dem Rest kann man oft noch etwas kreieren.”
Wenn wir schon von Wertschätzung gegenüber seinem eigenen Modebesitz sprechen: Wie alt ist dein älteste Kleidungsstück im Schrank?
chuniboyz: “Mein ältestes Kleidungsstück in meinem Schrank ist, glaube ich eine Top Gun Lederbomberjacke aus den 1960. Die ist noch immer in fast ungetragenem Zustand. Ich habe sie einmal zufällig auf ‘willhaben’ gefunden.”
Die Mode der 90er und der ganze Look dieser Ära ist gerade mit voller Wucht zurück. Was magst du besonders daran?
chuniboyz: “Ich bin selbst leider kein Fan von der 90er, also kann ich leider nicht so viel dazu sagen, was ich daran mag.”
Kleine Labels haben es zwischen Designermarken und Fast Fashion immer schwerer. Wie siehst du die Situation?
chuniboyz: “Ich sehe die Situation eigentlich nicht so kritisch, weil ich das Gefühl habe, dass es immer mehr Menschen – besonders junge Menschen – gibt, die sich informieren, und sich bewusst sind, nicht mehr Fast Fashion und große Designermarken zu unterstützen. Und besonders in einer Zeit, wo die Umwelt gerade das Hauptthema ist, wird die Situation sicherlich besser.”
Wovon gibt es in der Modebranche deiner Meinung nach viel zu wenig?
chuniboyz: “Ich finde, dass es in der Modebranche zu wenige Transparenz gibt. Damit meine ich, dass man fast nie sieht, wie die Kleidung produziert wird. Die Kunden wissen dann auch nicht, wie nachhaltig die Marke in Wirklichkeit ist. Wenn man es wirklich sieht, wie nachhaltig die Produkte produziert werden, würde man die Marke noch mehr unterstützen wollen und nicht nur ein Etikett mit „nachhaltig produziert in …“ einnähen. Für mich ist es immer interessant zu wissen, wie ein Produkt gemacht wird. Für das Marketing wäre es natürlich auch sehr gut, weil die Marke dann mehr Aufmerksamkeit bekommen würde.”
Gibt es eine Person, die du gerne einmal einkleiden würdest?
chuniboyz: “Ich würde sehr gerne einmal Arnold Schwarzenegger einkleiden.”
Fotos: Jessica Rosa (Laufsteg), Erica Samoah (Lookbook)