Die Geschichte dahinter: Weltbürger Nuriel Molcho im Interview

Mit NENI hat er alle Hände voll zu tun und nebenbei bereist er die Welt. Trotzdem ist Familie das Wichtigste für ihn. Um sich das stets im Gedächtnis zu bewahren, trägt er die Namen seiner Brüder auf seinem Körper: Mit uns hat Nuriel Molcho über die Geschichte hinter seinen Tattoos gesprochen.

Er hat schon viel von der Welt gesehen. Es gibt so gut wie nichts, wofür er sich nicht begeistern kann. Wer ihm auf Instagram folgt, kann an seinem kosmopolitischen Leben teilhaben. Und während Nuriel gemeinsam mit Mutter Haya und seinen Brüdern das Familien-Unternehmen NENI (steht übrigens für die Initialen von Nuriel und seinen Brüdern Elior, Nadiv, Ilan) aufgebaut hat, genießt und fördert er alles was mit Architektur, Kunst und Mode zu tun hat. Als wählerischer Ästhet spielt er eine tragende Rolle beim Erfolg von NENI. Und zu tun gibt es genug, egal ob beim angesagten Tel Aviv Beach am Wiener Donaukanal, beim Aufbau diverser Restaurants in Berlin, Hamburg und Zürich oder dem Marketing von NENI-Produkten für den Lebensmittelhandel.

 

 


Hi Nuriel, wann hast du das erste Mal daran gedacht, dich tätowieren zu lassen?

Mich haben Tattoos schon immer interessiert, seitdem ich sehr jung war. Unter unserer Wohnung in Tel Aviv befand sich ein Tattoo-Studio, in dem wir immer mit Backpapier gesessen sind und Drachen und Totenköpfe abgezeichnet haben. Ernsthaft daran gedacht, mir eines stechen zu lassen, habe ich aber erst mit 18.

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Was war der auslösende Moment dafür?

Witzigerweise ein Film. Er heißt „The Boondock Saints“. Es geht um zwei Brüder, die Mafiabosse umbringen. Rückblickend ein etwas blöder Film, aber die zwei Brüder haben dieselben Tattoos. Diese Brüder lieben sich sehr und haben eine sehr starke Beziehung zueinander. Die Beziehung zwischen den Beiden hat mich sehr fasziniert und inspiriert, da hab ich gedacht, dass ich mir mit meinen Brüdern auch gerne ein Tattoo teilen würde.

Was war dann deine erste Tätowierung?

Meine erste Tätowierung war NENI, auf hebräisch geschrieben. NENI steht für die Initialen von meinen Brüdern und mir: Nuriel, Elior, Nadiv und Ilan. Mir war einerseits wichtig, dass ich meine israelischen Wurzeln einbinde, andererseits auch meine Brüder auf meinem Körper trage. Ich wollte es auch nur machen, wenn wir alle es machen. Alle waren einverstanden und somit haben wir uns dieses Tattoo stechen lassen.

 

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Wie war das, sich zu viert tätowieren zu lassen?

Das war sehr lustig. Wir waren natürlich bei dem Tätowierer in Tel Aviv über dem wir wohnten. Er war zunächst geschockt und meinte „Oh, endlich kommt ihr euch tätowieren, was wollt ihr?” Wir zeigten dann die vier kleinen Buchstaben, woraufhin er gelacht hat und meinte: „Als Kinder habt ihr immer diese riesigen Motive gemalt und jetzt wollt ihr nur sowas Kleines.” Wir erklärten ihm, das uns das sehr viel bedeutet und wir das machen wollen – dass wir es vor allem alle bei ihm machen wollen. Das war sehr witzig – das war ein schöner Moment.

 

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Welche Tattoos hast du noch?

Ein Tattoo teile ich noch mit einem meiner Brüder. Es ist eine Erinnerung an unseren verstorbenen Cousin, der uns sehr viel bedeutet hat und der sehr jung gestorben ist. Das war sein Symbol – die drei Striche stehen für “dani bar”, also drei Geschwister. Er war DJ. Mein Bruder hat auch eine DJ-Karriere hinter sich, hat viel Musikalisches gemacht wegen ihm und sich deshalb tätowieren lassen. Und ich deshalb, weil er einfach auch wie ein fünfter Bruder war und ich etwas an meinem Körper haben wollte, das mich immer an ihn erinnert – ein Teil von ihm, der immer bei mir ist.

Was würdest du sagen, ist der zentrale Gedanke deiner Tattoos?

Familie und Zusammengehörigkeit. Natürlich sollte ein Tattoo für die Ewigkeit halten, genauso wie die Verbindung und die Liebe zwischen mir und meinen Brüdern, ist es etwas, das ich – ohne zweimal darüber nachzudenken – an meinem Körper haben will.

 

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Was ist deine Lieblingstätowierung?

Ich liebe alle meine Tätowierungen. Alle haben eine starke Bedeutung, alle sind zu bestimmten Momenten in mein Leben gekommen, wo mir das wirklich geholfen hat und Kraft gegeben hat. Viele sagen, Tattoos machen süchtig, wenn man eines hat, macht man gleich viele. Bei mir lagen zwischen den einzelnen Tattoos zum Teil fünf oder sieben Jahre – also längere Zeiten. Das Neni Tattoo ist das erste und gleichzeitig das, das mir am meisten bedeutet. Ohne dem könnte ich mir mich selbst nicht mehr vorstellen.

Wie würdest du den Stil deiner Tätowierungen beschreiben?

Persönlich und durchdacht. Nicht einem Trend zu folgen, sondern wirklich in sich zu schauen und zu sagen „Was möchte ich? Was will ich über mich sagen, was will ich zeigen?“ Und darum rate ich jedem, der sich ein Tattoo macht, mach es nicht nur für die Ästhetik – natürlich ist das auch sehr schön, aber mach etwas, das du für’s Leben haben willst.

Hinter NENI verbirgt sich ein Familienbusiness, das die enge Verbundenheit der Familie Molcho widerspiegelt: Mutter Haya war ausschlaggebend für die Gründung von NENI, Nuriel ist für das Marketing verantwortlich und hält immer Ausschau nach neuen Geschäftsmöglichkeiten. Elior ist zuständig für die Cateringabteilung und Ilian kümmert sich um das Controlling, die Finanzen, Organisation und Logistik. Einzig Nadiv arbeitet – wie Vater Molcho – nicht im Familienunternehmen. Er ist Schauspieler und Regisseur und war in Produktionen wie „What Happened to Monday“ oder David Schalkos Fernsehserie „Altes Geld“ zu sehen oder kümmert sich um eigene Filmprojekte, bei denen er die Hauptrolle übernimmt, wie „History of Now“.

 

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