Martina Toifl - Insiderei

Diese Frauen denken Österreichs Hotels neu

Martina Toifl, die Empathische

Städtetourismus muss eine neue Richtung einschlagen. Mehr unkonventionelle Hotels gehören her, ein intuitives Gefühl von Zuhause muss bei den Gästen aufkommen. So denkt Martina Toifl. Mit den Hotels The Maximilian und The Mozart in Salzburg und den drei Townhäusern, die die Unternehmerin als Apartments vermietet, verfolgt sie ein Konzept, das den Hospitality-Gedanken neu denkt. Unvergessliche Erlebnisse, gutes Interior, Nestgefühl sind wichtig. Mit kühlem Design und überkandideltem Service kann Toifl nur wenig anfangen.

Martina Toifl war lange in der Unternehmensberatung tätig bevor sie 2014, gemeinsam mit ihrem Mann Gerald, die Heym Collections mit Hotels, Apartmenthäuser und Gastronomie gründete. Wie die Pilze sprießen ihre Ideen seit dem aus den Böden in und um Salzburg. Gerade tüftelt sie an der Realisierung ihres neuen Projekts 2021: einer See- und einer Landhausvilla im Salzkammergut.

 

Mit welchen Ideen willst du die Hotelbranche verändern?

Mein Ziel ist ein Zusammenspiel aus zeitgemäßem Gastgeben und einem an Werten orientiertem Tun. Ob bei der Entscheidung für grüne Energie, der Kreation der Inneneinrichtung, dem Beziehen von regionalen Produkten oder den Aufmerksamkeiten für unsere Gäste: die Menschen spüren, dass uns die ökologische und soziale Umwelt ein Anliegen ist. Das ist unser Grundstein für die empathische Beziehung zum Gast.

 

Was ist deine Vision für das Hotel der Zukunft?

Städtetourismus muss langsam aber sicher eine neue Richtung einschlagen. Statt sich auf Touristenmagneten wie Sound of Music oder Mozart auszuruhen, geht es mehr darum, bewusst in der Riege der unkonventionellen Hotels mitzuspielen,

sich mit Themen wie Smart Tourism, künstlicher Intelligenz und Storytelling zu beschäftigen.

Und diese immer so umzusetzen, dass das Zwischenmenschliche nicht auf der Strecke bleibt.

 

Wie sieht das konkret aus?

Eine schöne, große Community Lounge, kontaktloser Self-Check-in, Hygiene an oberster Stelle – das sind wichtige Themen für die Zukunft, gerade 2020 hat uns das nochmal gezeigt. Der Self-Check-in Counter wird dann aber nicht das Erlebnis sein, an das sich Menschen erinnern. Viel mehr

ein virtueller Host, der sie bei den digitalen Erlebnissen durch die Experience führt.

In Kombination mit echten, authentischen Gastgeber*innen, die in meinen Hotels präsent sind, um im passenden Moment individuell das Richtige und Gewünschte zu tun. Selbst dann, wenn der Gast vielleicht gar nicht weiß, was er oder sie möchte.

 

Welche Themen werden deiner Meinung nach beim Reisen in Zukunft immer wichtiger werden?

Die digitalen Medien, mit denen wir auf eine Region oder ein Hotel aufmerksam werden, und die uns auf unserer Reise begleiten – sie wollen wir als Gastgeber bewusst auch einsetzen. Aber nie so, dass das Menschliche zu kurz kommt.
Außerdem:

Echte Erlebnisse, um die Stadt wie ein Local zu erleben.

Jeder Gast verdient es, seinen Interessen und Vorlieben gemäß – mit einer guten Portion Individualität – abgeholt zu werden.

 

Du hast schon vorher Corona erwähnt. Was weißt du jetzt, was du vor der Pandemie noch nicht wusstest?

Es sind Dinge, die ich zwar wusste, die sich mit Corona aber nochmals bestätigt haben: Die Dankbarkeit für die Gesundheit meiner Familie. Die Wertschätzung dafür, in einer so schönen, naturnahen Stadt wie Salzburg zu leben. Der grandiose Zusammenhalt in unserem Team von 27 Mitarbeiter*innen – sie haben in diesem Jahr eine unfassbare Flexibilität und Krisensicherheit bewiesen.
Die Expansion unserer HeymCollections von Salzburg-Stadt ins Salzkammergut (mit einer See- und einer Landhausvilla 2021) war die beste Entscheidung.

Die Sommerfrische wie anno dazumal erlebt gerade ein großes Revival.

 

Worüber wirst du 2030 schmunzeln, wenn du ans Gastgeben 2020 zurückdenkst?

Darüber, dass wir uns gefragt haben, ob Gäste den QR-Code-Scanner beim von uns designten Rezeption-Counter nutzen werden. Im Ernst: Es könnte so einiger technischer Firlefanz, um den wir uns heute beim Gastgeben Gedanken machen, schon in wenigen Jahren überholt sein. Wer hört noch CDs? Aber die Werte, die wir heute leben, und unsere Philosophie des Gastgebens wird 2030 noch genauso Bestand haben wie heute.

 

Deine Apartments und Hotels sind ja zum Großteil in historischen Häusern untergebracht. Warum geben alte Mauern die besseren Räume für neue Ideen?

Häuser mit Geschichte bieten einfach mehr. Mehr Reminiszenz an alte Zeiten, mehr Raum für Neues, Spannendes. Dass bereits gelebt, geliebt und gelacht wurde in den Häusern, gibt ihnen eine ganz besondere, altehrwürdige Ausstrahlung und behagliche Ruhe. Für uns hat jedes Haus einen Charakter, daher auch die Namen, die wir den Häusern geben. Mit diesem Charakter wollen wir auch behutsam und rücksichtsvoll umgehen, wenn wir die Häuser renovieren.

 

 

 

Wie committet ihr euch zur Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit fängt bei der Renovierung eines Hauses und der Entscheidung für grüne Energieversorgung, ein gutes Abfallwirtschaftskonzept, umweltfreundlicher Ausstattung und Up-Cycling alter Möbel an. Aber uns geht es vielmehr darum, Nachhaltigkeit täglich zu leben: Gäste können sich bei uns sicher sein, regional zu essen und zu trinken und in einem in Salzburg produzierten Bett hervorragend zu schlafen.

 

Und wo holst du dir dein Know-How in Sachen Green-Travelling?

Ich lese und recherchiere viel und gerne, auch auf Ethical Travel Blogs. Das regionale Verreisen per Bahn wurde ja 2020 total en vogue – eigentlich bedingt durch die Umstände mit Corona, aber die Leute haben es zu schätzen gelernt und so hat es sich in den Köpfen auch besser verankert.

Viele Wiener*innen und Münchner*innen haben heuer erstmals unsere schöne Stadt Salzburg kennen und lieben gelernt – 2019 wären sie für ein Wochenende nach Paris oder Rom geflogen.

 

Alle reden von echten Begegnungen. Wie organisiert ihr mehr echte Begegnungen?

Unser Ziel ist geschafft, wenn Gäste sich „heymelig“ fühlen, behaglich, in schöner Atmosphäre, und intuitiv wie zuhause bei guten Freunden.

Wir bieten außerdem maßgeschneiderte Erlebnisse: Eine Wandertour auf die Salzburger Stadtberge, keine Fahrt im Touristenbus. Eine Schmankerl-Box am Zimmer oder eine Weinverkostung mit unseren Lieblingswinzer*innen kann viele mehr erfreuen als ein fancy 7-Gang-Dinner. Super finde ich den Ausflug zu unserem liebsten Bio-Bauernhof oder ein Markt-Besuch mit unserem Küchenchef. Mehr will ich nun aber nicht verraten!

 

Wie holst du die Natur in deine Hotels?

Im The Maximilian beispielsweise haben wir die Natur auf vielfältige Weise ins Haus geholt, das war uns ein großes Anliegen. Bei der Renovierung des Hauses haben wir ganz auf ressourcenschonende Umsetzung und grüne Energie gesetzt: wasserbasierte Deckenkühlung und Fußbodenheizung werden von einer eigens errichteten Grundwasser-Wärmepumpenheizung gespeist. Salzburger Trinkwasser gibt’s am Brunnen in der Lounge zur freien Entnahme.
Rein optisch sieht man die Wertschätzung für die Natur auch am eigens angelegten Garten und im Haus an den schönen Natur-Fotografien von Pia Clodi an den Wänden. Wir bieten den Gästen auch die Möglichkeit auf E-Bikes die Stadt zu erkunden – ohne Extrakosten. Eine E-Auto-Ladestation steht außerdem vor dem Haus.

 

Was ist das beste Anti-Aging Mittel für ein Hotel?

Als wir unser The Mozart neu konzipiert haben, hatten wir „a modern classic“ vor Augen. Klassische Elemente, auch antike Stücke, in Harmonie mit zeitgenössischem Design. Wir verfolgen dabei keine Trends, sondern leben unsere Passion fürs Gastgeben.

Trends verblassen, gutes und hochwertiges Design bleibt.

Wir machen außerdem nicht nur das, was man heute Facelift nennt. Für langfristigen Erfolg ist es wichtig, konstant Dinge zu erneuern. Und das nicht halbherzig, sondern rundum.

 

In welchen Momenten kommen dir die besten Ideen?

Ich würde es lieber an Orten festmachen, als an Momenten. Da ist zuallererst das Atelier von Pia Clodi, unserer Interior Designerin. Ein fabelhafter Platz, an dem die Ideen sprudeln. Ihre antiken Muster-Schränke für Stoffe, Farben und Materialien aller Art sind wahre Schatzkästen. Zweitens inspirieren mich unsere Häuser, die wir zu heymeligen Orten gestaltet haben. Die Bar-Lounge unseres The Mozart liebe ich zum Beispiel sehr,

die Gäste bringen mich immer auf gute Ideen.

Last but not least der Wolfgangsee, beim Schwimmen.

Wie bleibst du selbst jung im Kopf?

Durch meine beiden Töchter, durch Bewegung in der Natur und dem Eintauchen in neue Hotelprojekte!

 

Aus dem Bauch

Elegante Suite oder freshes Apartment? Elegante Suite

Ankommen oder Abhauen? Ankommen

Hotel- oder Minibar? Hotelbar

Kurztrip oder Weltreise? Kurztrip

Jung sein oder Jung bleiben? Jung bleiben

 

Fotos Martina Toifl, Hotels The Maximilian und The Mozart (c) Heym Collections und Theresa Pewal.

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