
Diese Frauen denken Österreichs Hotels neu: Visionäre Gestalterin – Christina Maria Schmuck vom Hotel Forsthofgut
Ihren späteren Mann Christoph lernte Christina Maria Schmuck während des Studiums in Innsbruck kennen. Er hatte 2006 das Naturhotel Forsthofgut am Fuße der Leoganger Steinberge von seinen Eltern übernommen und sich gleich in große Veränderungen gestürzt. Wodurch Christinas Einstieg in den Betrieb mit 400 Jahren Geschichte und Familientradition ziemlich steil geriet: Nach gerade einmal drei Wochen Beziehung stand sie auf einer riesigen Baustelle und schleppte Styroporplatten.
Das Hausbauen schien der Liebe keinen Abbruch getan zu haben, im Gegenteil, vier Jahre später, 2011, wurde erneut erweitert und diesmal checkte Christina ganz ein. Und war mit einem Schlag Chefin des Forsthofguts und Leiterin des Marketings. Seither geht sie mit ihrem Mann den gemeinsamen Visionen und Träumen fürs Forsthofgut nach und arbeitet an deren Verwirklichung. Die neueste passierte während der Coronazeit: Die beiden schafften für ihre Gäste ein Seehaus mit Onsenbad und ein japanisches Restaurant. Wie das mitten im Leoganger Forst funktioniert? Ziemlich gut, denn Sushi geht auch sehr österreichisch.
Das Forsthofgut ist aus einem einfachen Bauernhof entstanden. Seit den 1960er-Jahren werden hier Zimmer vermietet. Was hat sich verändert, was ist geblieben?
Vom ursprünglichen Gedanken hat sich stets nichts verändert. Wir betreiben auch immer noch aktive Land-und Forstwirtschaft. Forstwirtschaft in den umliegenden hoteleigenen Wäldern und Landwirtschaft am 2016 erworbenen Mauthof, wo wir unter anderem Schafe und Bio-Masthühner halten.
Verändert hat sich die Größe der Anlage. Von ursprünglich zwei Zimmern zum Start in den 60ern sind wir zu einem 5 Sterne-Naturhotel mit 100 Zimmern herangewachsen. Auch die Infrastruktur hat sich geändert. Mit einem 6.000 Quadratmeter großen waldSPA, 3 á la Carte-Restaurants, Haubenküche und einem hoteleigenen Wildgehege.
Was finden Gäste im neuen Seehaus?
Drei exklusive Gartenlofts auf zwei Etagen mit großen Terrassen und stetigem Blick auf die umliegende Natur, unser japanisches Seerestaurant Mizumi – umgeben vom Bio-Badesee. Und die Erweiterung unseres waldSPAs mit Infinity-Pool im Biobadesee mit Massageliegen, finnischer Seesauna und dem 42 Grad warmen Onsenpool mit dazugehörigen Onsenwaschplätzen.
Welcher Spirit treibt dich heute im Vergleich zu vor Corona um?
Lass dich nicht aus der Ruhe bringen und glaub an deine Träume / Visionen.
Ein Beispiel?
Für das Seehaus eine derartig große Baustelle abzuwickeln zu Zeiten von Corona war bei Gott nicht einfach und mein Mann und ich hatten oft auch schwierige Stunden. Doch wir haben uns dann fast wie ein Mantra vorgesagt, was unsere Vorfahren alles durchmachen mussten, und dass sie deutlich schwierigere Zeiten hatten: da schaffen wir das auch.
Und natürlich geben mir unsere beiden Töchter einen täglichen Spirit, positiv nach vorne zu blicken. Ich will einfach ein positives Vorbild für sie sein.
Der Wald spielt im Forsthofgut eine/die Hauptrolle. Was darf man vom Wald erwarten, was nicht?
Ich würde sagen, dass die Natur unsere Hotel-Hauptrolle überhat. Der Wald ist aufgrund unserer Historie als Forstbetrieb seit über 400 Jahren für uns von Bedeutung. Die Arbeit mit und im Wald liegt in unseren Wurzeln und wir halten bis heute daran fest, für Umbauten auch immer Holz aus den eigenen Wäldern zu verwenden.
Wenn man es zulässt, dann gibt einem der Wald sehr viel – körperlich und geistig. Ein ungestörter frühmorgendlicher Gang in den Wald, gibt mir alles was ich für den Start in den Tag brauche.
Ich hole mir Ruhe – denke einfach mal an nichts und höre nur den Vögeln zu, tanke Kraft bei sportlichen Aktivitäten und bekomme Inspiration von der Natur selbst – im Bereich Innenarchitektur bei Farbkombinationen, Geradlinigkeit, Klarheit, aber auch Verspieltheit.
Ihr betreibt Europas erstes waldSPA. Was ist das und was braucht es dafür?
In unserem waldSPA ersuchen wir die Gäste, sich an der Kraft der Natur zu bereichern. Unsere Forsthofgutvision ist es, Menschen zu bereichern, damit sie das Haus reicher an Erinnerungen, Gedanken, Gefühlen, Erlebnissen verlassen. Beim Angebot an Behandlungen, Wasserflächen und Ruhezonen ist stets der Wald im Fokus. Wir bieten auch Behandlungen auf einer einsamen Waldlichtung an.
Seit 2021 bringt ihr österreichische Naturverbundenheit und japanische Rituale zusammen. Wie kam es dazu?
Ganz ehrlich: mein Mann und ich lieben die japanische Küche.
Wir gehen sehr von uns aus und davon, was wir gerne hätten in einem für uns perfekten Hotel.
Einer unserer Kernwerte ist „mutig“ und so wagten wir den Schritt, in ein naturverbundenes, familiengeführtes Hotel ein japanischen Seerestaurant zu integrieren. Unsere Gäste sind viel- und weitgereist, da wird auch ein gewisser Standard vorausgesetzt. Aber auch bei den Einheimischen kommt das japanische Restaurant sehr gut an.
Wie verbindet ihr diese beiden Welten?
Die architektonische Formensprache ist sehr urban und gradlinig. Hier ist nichts zu viel. Durch große Glasflächen holen wir die Leoganger Natur in den Raum und es entsteht ein spannendes Ambiente. Auch kulinarisch versuchen wir, den Bogen zu spannen. Zwei 2 Sushiköche kreieren Pinzgau Maki (regionaler Schweinebauch – Rettich – Senfcreme – Grammeln) oder Loigom Roll (Leoganger Lachsforelle – Curcumafenchel – Liebstöckel Mayo).
Nach dem japanischen Schlemmen geht’s im Seebad jetzt ebenfalls neu zum Onsenritual. Wie funktioniert das bei euch?
Durch die heiße Wassertemperatur ist ein Bad im Onsenpool mit einem Saunagang zu vergleichen und hat auch die gleiche Wirkung im Körper. Wichtiger Teil dieser japanischen Badekultur sind die Onsenrituale, wie etwa das Waschen vor jedem Bad. Diese Rituale haben wir ebenfalls adaptiert und bieten reinigende Rituale mit Peelings, abgestimmt auf den Hauttyp am neuen Onsen Waschplatz an.
Der Gang in den Onsenpool selbst kann mehrmals wiederholt werden – abwechselnd mit Ruhephasen. Wichtig beim Onsen Ritual sind auch noch die kleinen Handtücher die man sich zur optimalen Kühlung des Körpers während des Poolaufenthaltes immer wieder nass getränkt auf den Kopf legt.
Inwiefern tut die komplette Körperreinigung auch dem Kopf gut?
Die Haut ist unser größtes Organ, leider schenken wir diesem nicht aber immer die Aufmerksamkeit, die es benötigt.
Eine Reinigung von außen spiegelt sich in einer Reinheit nach innen wider. Man wird freier, ruhiger und gelassener. Diese Zustände sind für mich Basis, um im Anschluss wieder gestärkt an die Arbeit zu gehen.
Du beschäftigst dich viel mit Innenarchitektur. Wie äußert sich die Naturverbundenheit in der Architektur, in der Gestaltung des Hauses?
Innenarchitektur ist mein Hobby und ich darf es im Hotel auch zu meinem Beruf machen.
Materialien aus der Region, eine klare Formsprache und das Wissen unserer Wurzeln mit einem Pfiff Moderne – so spiegelt sich meine Vorstellung von Innenarchitektur im Naturhotel Forsthofgut wider.
Was gibst du deinen Gästen mit nach Hause?
Hoffentlich schöne, unvergessliche Momente von unserem Zuhause.
Wo und wie verbringst du am liebsten deine Zeit, um die Tanks wieder aufzufüllen?
Bei meiner Familie in der Natur – es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Vor allem aber in den ruhigen Morgenstunden – wo ich ich bin. Ich bin ein Morgenmensch und täglich ab circa 5 Uhr auf den Füssen.
Wenn die Kinder noch schlafen, entspanne ich bei sanften Yogaübungen oder einer Runde Sport in der Natur mit unserem Hund Ira.
Diese eineinhalb Stunden brauche ich wirklich, denn der Rest des Tages ist mit Beruf und Familie durchgetaktet. Und auf Reisen – wir reisen gern, und das haben wir in den letzten Monaten sehr vermisst.
Was treibt dich als Schöngeist an?
Niemals im Stillstand zu sein. Mit offenen Augen durch die Welt gehen und alles aufzusaugen was gefällt und glücklich macht. Begegnungen und Beobachtungen von Menschen, wie sie sich zum Beispiel im Hotel bewegen und geben. Hier sehe ich, ob sie sich wohlfühlen oder ob es Anpassungen braucht.
Inspirationsgeber ist neben stets offenen Augen und Ohren aber auch sehr häufig einfach mein Bauchgefühl.
Wenn ich etwas sehe, was für mich sofort stimmig ist, ist es auch gut für mich.
Womit schmückst du dich besonders gern?
Nomen est omen – mit Schmuck. Meine Favoriten: Ohrringe und Armreifen. Ich trage aber auch gerne bunte Kleider.
Wofür schlägt dein Herz?
Natürlich für meine Familie – sie ist das Wichtigste in meinem Leben und hat oberste Priorität.
Sport in der Natur – ich bin definitiv der Anti-Laufband Typ. Da ist mir ein Lauf bei Regen und Wind noch lieber. Für kleine, schöne Dinge, die unser Wohnambiente noch freundlicher machen.
Und, klar, ich bin eine Frau: für Mode.
Fotocredit: © Naturhotel Forsthofgut