
Fleischloserei: Wenn vegan zur Spezialität wird
Wer auf vegane oder vegetarische Produkte zurückgreifen möchte, findet zwar in Supermärkten bereits einige Angebote an Bratlingen, doch es sollte noch viel mehr geben. Das ist die Überzeugung von Silke Bernhardt. Während des letzten Jahres machte sie sich mit der Fleischloserei selbstständig, unterstützt von ihrem Partner Gant Kralicek. Die Idee kam so gut an, dass man die erste vegane “Fleischhauerei” Wiens jetzt auch bald in einem stationären Geschäft finden wird. Der Fokus liegt hierbei auf hochwertige, regionale und vor allem köstliche vegane Produkte, die allen Liebhaber*innen einer pflanzenbasierten Ernährung mehr Alternativen auf den Teller zaubern sollen.
Das #jungbleiben Magazin hat mit Silke Bernhardt über Zukunftspläne und “Lebenkäs”-Semmerln gesprochen.
Die Fleischloserei – wie kam es zur Idee?
Silke Bernhardt: “Ich war bis vor kurzem selbständige Fotografin – habe vor allem Porträts gemacht und in Schulen und Kindergärten fotografiert – und habe diesen Beruf auch geliebt. Aber dann kam Corona und es war klar, dass Fotografie keine systemrelevante Sparte ist. Da hatte ich dann plötzlich diese Vision von einer ‘fleischlosen Fleischerei’. Meinem Partner hat die Idee auch sofort sehr gut gefallen und wir haben es dann einfach so weitergesponnen. Irgendwann ist es immer konkreter geworden.”

Silke Bernhardt, Fotos: Katja Koppensteiner
Wie nehmen die Wiener und Wienerinnen das Konzept an?
Silke Bernhardt: “Sehr gut. Wir sind wirklich überrascht! Wir stehen noch am Anfang. Im Mai und Juni hatten wir unsere ersten Auftritte beim DER Neubaumarkt, das ist ein neuer Bio-Wochenmarkt in der Neubaugasse, Ecke Lindengasse. Da haben wir schon gemerkt, dass das sehr gut angenommen wird. Das Angebot für Veganer*innen ist ja nicht so groß. Alle freuen sich, wenn die Auswahl ein bisserl größer wird.”
Mittlerweile gibt es in allen Supermärkten vegane Fleischalternativen. Welche Produkte findet man bei euch, die man in anderen nicht findet und warum?
Silke Bernhardt: “Stimmt. In den Supermarktregalen gibt es immer mehr Fleischersatzprodukte. Die sind aber vakuumverpackt und industriell hergestellt. Unsere veganen Spezialitäten werden alle von Hand gemacht und kommen frisch, ohne Konservierungsstoffe und unverpackt in die Vitrine. Bei uns geht es nicht so sehr darum, dass die Produkte in Geschmack und Aussehen ganz nah am Fleisch dran sind. Ich sehe das nicht so eng. Fleisch ist Fleisch. Und unsere Produkte sind eben das, was sie sind. Ich würde z.B. nie Lebensmittelfarbe verwenden, um etwas noch rosiger aussehen zu lassen.”
Welche Produkte sind am beliebtesten in der Fleischloserei?
Silke Bernhardt: “Also am Markt ist unsere vegane Leberkässemmel am besten weggegangen. Ich glaube, das war wohl für alle interessant. Für die Veganer*innen sowieso, aber auch viele Fleischesser*innen sind gekommen und wollten das probieren. Der Leberkäs heißt bei uns übrigens Lebenkäs und wird aus Tofu gemacht.”
Was ist der Qualitätsanspruch an die Produkte, die ins Sortiment aufgenommen werden?
Silke Bernhardt: “Wir schauen sehr bewusst darauf, wo unsere Rohstoffe herkommen. Schon vor vielen Jahren habe ich eine Foodcoop in Pressbaum gegründet und habe damals viele regionale Erzeuger*innen persönlich kennen lernen dürfen. Jetzt, seit es die Fleischloserei gibt, kommen immer mehr Menschen auf mich zu, die selbst vegane Produkte herstellen: Tofu aus dem Seewinkel, veganer Camembert aus dem Umland von Sankt Pölten oder Kürbiskernprodukte für unsere Kürbisvurst aus dem Weinviertel. Wir wirtschaften ausschließlich biologisch bzw. in Demeter-Qualität – und stets im Einklang mit Mensch, Tier und Natur. Wir streben auch die Bio-Zertifizierung für unsere Produkte an.”
Welche Steps stehen bei der Fleischloserei als nächstes an?
Silke Bernhardt: “Wir eröffnen in Kürze einen Laden in der Josefstädter Straße 47-49 im 8. Bezirk. Mitte August wird es ein Soft-Opening geben, offiziell geht es dann im September los. Noch im Herbst wollen wir auch unseren Onlineshop aufstellen. Das wird eine Herausforderung, weil wir ja nur Frischwaren führen. Wahrscheinlich wird auch nicht unser gesamtes Sortiment im Onlineshop zu finden sein. Nachhaltigkeit ist ein ganz wichtiger Punkt und wir verwenden so wenig Verpackung wie möglich. Derzeit suchen und recherchieren wir intensiv nach nachhaltigen Verpackungslösungen dafür.”
Soll es die Fleischloserei einmal an mehreren Standorten geben?
Silke Bernhardt: “Ja, das kann ich mir schon vorstellen. Aber wir machen einen Schritt nach dem anderen. Wir haben jetzt unser Stammgeschäft und bald den Onlineshop. Daneben wollen wir auch bei dem einen oder anderen Markt mit einem Standl vertreten sein. Dann sehen wir weiter!”
Fotos: Fleischloserei