
“Mich inspiriert Alles und Nichts.” – Fotografin Rafaela Pröll im Dialog
Ein unkonventionelles Interview mit einer außergewöhnlichen Frau. Wir haben die österreichische Fotografin Rafaela Pröll am Naschmarkt getroffen, mit ihr über Mode, Wien und Inspiration gesprochen und heraus kam ein spannender Dialog der Perspektiven.
Im Gespräch entstand die Idee, die Seiten der Kamera zu wechseln. So tauschte sie mit Schauspieler Philipp Hochmair die Rollen: Die Fotografin vor der Kamera. Der Schauspieler hinter der Kamera. Dabei entstand ein spannender Austausch und Perspektivenwechsel.
Für mich war während des gesamten Shoots faszinierend, wie ausgeliefert man sich vor der Kamera fühlen kann.
Erkenntnisse über die eigene Arbeit:
Mir wurde wieder bewusst, wie wichtig es ist, als Fotografin Sicherheit zu geben, denn ein gutes Foto entsteht nie isoliert, sondern ist immer ein Resultat aus sehen und gesehen werden.
Und schließlich die Freude am Wechselspiel der Perspektiven:
Mein Rollentausch mit Philipp Hochmair war dementsprechend ein spannender Dialog ohne viele Worte.
Über ihre Arbeit mit und hinter der Kamera meint sie:
Ich bin nie konstruiert beim Arbeiten, sondern immer inspiriert. Inspiration kann nicht forciert werden; sie ist. Und sie kommt vor allem dann, wenn man offen ist.
Wenn eine Einstellung nicht funktioniert, muss man umdenken. Ich merke relativ schnell: das geht sich so nicht aus. Dann heißt es: Umdrehen. Durchatmen. Das Nächste probieren. Oft ist ein Sideshot das viel bessere Foto. Das muss man zulassen können.
In der Modefotografie findet sich Rafaela Pröll völlig wieder. Am Set begeistert sie sich gemeinsam mit ihren Stylisten für das Experimentieren mit Mode.
“Mode ist für mich mehr als Bekleidung, viel mehr ein Ausdruck der Verfassung und Persönlichkeit. Mode dient der Darstellung und ist somit auch Kunst.
Ich würde mir hierzulande wünschen, dass der Mut zum Eigenen gefördert wird. Weniger Anpassung, mehr Individualität.
Als Kind habe ich gelernt, rot und rosa geht nicht. Ich war rothaarig und trug rosa – und habe damals schon gefunden, das sieht großartig aus.
Für Viele ist Fotografie nicht Kunst, sondern Gebrauchsgegenstand. Mir ist das zu wenig. Ein gutes Foto muss in Bann ziehen, eine Beziehung zum Betrachter herstellen und faszinieren, es kann auch verstören. Es darf ganz laut und ganz still, aber nie eintönig sein.
Hier begegnen sich Rafaela Pröll und Philipp Hochmair in einem gemeinsamen Brennen für Ausdruck, Abbildung und Gestaltung und sehen ihren Rollentausch als gelungenes Experiment.
©Rafaela Proell 2018
Fotos © Philipp Hochmair 2018