jungbleiben Interview mit Lisa Mladek und Antonia Maedel von rudolf

rudolf ist nichts für Kurzfristige. Die eleganten Schals, Pölsterbezüge und Pullover, die Lisa Mladek und Antonia Maedel in ihrem Atelier in Wien entwerfen, sollen Langzeit-Freude bereiten. Dabei folgen sie keinen Trends und setzen auf Nachhaltigkeit.

Für ihre Designs verwenden die beiden Designerinnen, die sich schon aus Schulzeiten kennen, ausschließlich natürliche Garne. Bio Alpaka- oder Merinowolle zum Beispiel. In der Färberei Fritsch, die sich direkt hinter dem rudolf-Atelier in der Draschestraße im 23. Wiener Bezirk befindet und Lisa Mladeks Vater gehört, lassen die beiden die Stoffe färben. Zum Einsatz kommen ausschließlich pflanzliche Farben, die nach alten Färbetechniken auf den Textilien landen. Die Prototypen ihrer Mode- und Home-Kollektionen entstehen in der eigenen Werkstatt. Alle weiteren Produktionsschritte spielen sich in kleinen österreichischen Betrieben in einem Radius von maximal 150 Kilometern rund um Wien ab.

Woraus entstand euer Bedürfnis nachhaltige Textilien und Mode zu entwerfen?

Wir haben unser Unternehmen 2014 gegründet. Da war es für uns selbstverständlich, dass es nur zeitgemäß sein kann, wenn wir nachhaltig arbeiten.

Außerdem haben wir tragbare nachhaltige Mode am Markt vermisst.

 

 

Wie wollt ihr die Welt mit rudolf verändern?

Wir möchten Bewusstsein schaffen und hoffen, einen positiven Beitrag zu leisten.

Rudolf ist der Name eurer beiden Großväter. Wie haben sie euren Weg beeinflusst?

Lisas Großvater hat die familieneigene Färberei gegründet und damit auch den Grundstein unseres Unternehmens gelegt. Antonias Großvater war Komponist und Musiker. Beide haben auf unterschiedliche Weise Neues geschaffen.

Wie sehr hat euch eure Kindheit geprägt?

Wir sind sehr dankbar, in Wien aufgewachsen zu sein und haben beide eine unbeschwerte Kindheit erlebt.

Man muss sich immer bewusst sein, dass wir sehr, sehr privilegiert sind, hier leben und arbeiten zu dürfen!

Inwiefern beeinflusst die Stadt Wien eure Designs?

Die Muster unserer Home-Kollektion sind stark von architektonischen Details inspiriert, die einem im täglichen Leben unterkommen. Wien beeinflusst uns dabei auf ganz unterschiedliche Weise. Das können Farben, Stimmungen, interessante Proportionen sein. Der Designprozess und vor allem die Inspiration dazu lassen sich nicht kategorisieren.

 

 

Was ist eure Vision für die Zukunft von rudolf?

Wir möchten wachsen, ohne den Fokus auf das Wesentliche zu verlieren, und weiterhin an unseren Grundsätzen festhalten.

Gutes Gewissen bedeutet für euch?

Gutes Gewissen bedeutet, in unserem Schaffen die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.

Wir achten auf den CO2-Verbrauch bei der Produktion, den Transportwegen, aber auch post-consumer. Die meisten unserer Teile müssen selten gewaschen werden. Sie müssen nicht gebügelt werden oder in den Wäschetrockner.

Welche Rolle spielt Natürlichkeit in eurem Leben?

Natürlichkeit hat einen sehr hohen Stellenwert bei uns. Wir verwenden ausschließlich Naturfasern, meistens in Bio-Qualität, die mit Naturfarben gefärbt werden. Wir möchten in unseren Produkten und in unserer Verpackung komplett auf Plastik verzichten und beschäftigen uns mit Cradle to Cradle und Circular Konzepten (red. Anm.: Ansätze für konsequente Kreislaufwirtschaft).

Wann seid ihr im Leben besonders kompromisslos?

Wenn es um die Einhaltung unserer Grundsätze geht.

In welchem Outfit fühlt ihr euch jung?

rudolf-Outfits sind elegant und zeitlos, aber vor allem immer sehr bequem zu tragen.

Wenn man unbeschwert ist, fühlt man sich jung!

Wien

Slow Fashion meets Slow Food: Welche Wiener Köche begeistern euch mit einer nachhaltigen Küchenlinie?

Anna Abermann mit ihrem Projekt Herzlichst Anna’s. Ihre Speisen werden aus biologisch produzierten Lebensmitteln zubereitet. All ihre Produzenten der Produkte und Lebensmittel kennt Anna persönlich. Sie hat sie mit viel Liebe und Sorgfalt gefunden und ausgesucht. Verarbeitet wird nur, was Saison hat. Das schmeckt man auch und spricht für die Qualität der Produkte.

 

 

Eure Designs sind klassisch und zeitlos. Habt ihr ein Lieblings-Kaffeehaus in Wien, das diese beiden Eigenschaften besitzt?

Das Café Korb im ersten Bezirk. Die angenehme Atmosphäre macht es zum perfekten Ort für sowohl geschäftliche Treffen als auch um Leute zu treffen oder alleine dort zu frühstücken – wir können uns immer aufs Korb verlassen.

Ein freier Tag in der Natur – wo könnt ihr in und um Wien am besten durchatmen?

Entweder im Schwarzenbergpark in Neuwaldegg oder, wenn mehr Zeit ist, bei einem Tagesausflug in die Ötschergräben.

Eure Decken heißen „Hofburg“, „Hermesvilla“, „Mayerling“. Was hat das Historische für euch und für Wien für einen Stellenwert?

Als Wiener wächst man quasi in einem Museum auf – aber die Namen unserer Decken sind mit Humor zu sehen!

Welche originalen Wiener Orte liebt ihr besonders?

Das Konzerthaus, das Café Prückel, den Musikverein, Otto Wagners Architektur, das MAK, das kleine Café… die Liste ist endlos!

In welchen Stores shoppt ihr in Wien mit gutem Gewissen?

Am besten ist es, second hand zu kaufen – am liebsten bei Das neue Schwarz in der Landskrongasse im ersten Bezirk.

 

Aus dem Bauch

Tradition oder Neugier? Neugier.

Wild oder achtsam? Ein bisschen von beidem.

Strick oder Seide? Gestrickte Seide (findet man bei uns)

Stadt oder Land? Stadt

 

 

www.rudolfvienna.com

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