
#jungbleiben verbindet: Tänzer Adrian Dorfmeister im Interview
Der 30-Jährige Tänzer Adrian Dorfmeister tanzt schon sein Leben lang. Im Interview erzählt er, was Tanzen für ihn bedeutet und warum es immer zu ihm gehören wird.
Adrian, wie bist du zum Tanzen gekommen?
Ich war schon immer ein sehr bewegungsfreudiges Kind. Meine Mutter – die sehr kunstaffin ist – hat mich deswegen schon vor der Volksschule in einen Tanzkurs gesteckt und somit habe ich von klein auf angefangen. Ich habe dann immer weitergetanzt, parallel zur Volksschule, dann weiter in der Musikschule. Irgendwann stand ich vor der Entscheidung, ob ich professionell weitermachen kann und bin in der Ballettschiene geblieben. Ich habe alle Stufen durchgemacht und war am Konservatorium in Wien, dort habe ich eine Ausbildung im Bereich Ballett und Modern Dance absolviert. Somit war Tanzen einfach von Beginn an mein Leben, da ich komplett damit aufgewachsen bin.
Wie schwer war es für dich als Tänzer tatsächlich Fuß zu fassen?
Ich habe für mich festgestellt: Als Mann ist es nicht allzu schwer, sich hier zu behaupten, noch dazu national. Als ich mit dem Ballett angefangen habe war ich noch klein und dick, aber Burschen waren absolute Mangelware. Nachdem ich dann Ballett und Modern Dance studiert habe, bin ich von Anfang an in die Szene hineingewachsen. Und als Mann und dann noch gebürtiger Wiener bist du einfach weiterhin Mangelware. Zusätzlich bin ich immer von meiner Familie sehr unterstützt worden. Gerade als männlicher Balletttänzer braucht man den Support der Familie.
Wie war es für dich, Ballett auszuüben – ein Metier, das eher von Frauen dominieret wird?
Während meiner Schulzeit am Schulschiff wusste niemand, dass ich Ballett machte. Meine Mutter hat einmal den riesengroßen Fehler gemacht und zu einer anderen Mutter gesagt „Der Adrian kann leider nicht zum Spielen vorbeikommen, der ist in der Ballettschule.“ Da ist es dann recht zugegangen in der Schule und das war irrsinnig belastend für mich. Ab dem Zeitpunkt habe ich dann auch zu kämpfen angefangen und mich oft gefragt: Mache ich das wirklich weiter? Aber meine Mutter hat immer gesagt, du machst deine Ausbildung fertig, bis du 18 bist. Dann kannst du machen, was du willst, aber bis dahin machst du die Ausbildung fertig. Was aus heutiger Sicht auch sehr intelligent war und heute bin ich ihr irrsinnig dankbar dafür. Aber damals war das schon ziemlich schwierig und ich habe mich geniert, Balletttänzer zu sein. Mit der Zeit hat mich dann das Tanzen auch um einiges härter und selbstbewusster gemacht im Leben. Weil ich sehe die Welt jetzt mit anderen Augen. Heute stehe ich ganz offen zum Tanzen und bin stolz drauf.
Das heißt, das Tanzen hat dich auch privat verändert?
Ja. Zum einen bin ich selbstbewusster, zum anderen ist einfach ein sehr großes physisches Verständnis da. Durch meine Ballettausbildung sehe ich die Welt ganz anders. Leute, die mir auf der Straße begegnen zum Beispiel. Man achtet viel mehr auf die Körpersprache von Menschen oder wie sie sich bewegen. Auch wie Menschen agieren oder reagieren, dafür habe ich ein ganz anderes Verständnis.
Wie hältst du dich neben dem Tanzen fit?
Ich habe sehr viel Sport ausprobiert, bis ich Crossfit für mich entdeckt habe. Mir gefällt es, mit dem Eigengewicht und dem eigenen Körper zu arbeiten, man muss alles selbst ausbalancieren, alltägliche Bewegungen machen. Außerdem geht es hier um Fitness und nicht nur das gute Aussehen. Das ist für mich total matching und stärkt meinen Körper als Tänzer. Man lernt seine Muskeln und seinen Körper ganz anders kennen und für den inneren Schweinehund ist es auch nicht schlecht.
Erfordert das Tanzen von dir viel Disziplin?
Nein gar nicht, da ich aus der klassischen Richtung komme und mir Disziplin beinhart eingedrillt worden ist. Ich bin einer der Letzten in Wien, der am Konservatorium – das wurde dann umgestellt – Diplom studiert hat. Das heißt, ich habe acht Jahre lang am Konservatorium Ballett gemacht und da habe ich von klein auf Disziplin gelernt. Jetzt fällt es mir auch umso leichter, gerade beim zeitgenössischem Tanz. Da bin ich fast zu überdiszipliniert.
Wie schaut dein typischer Tag als Tänzer aus?
Ich trainiere schon jeden Tag ein bis zwei Stunden. Ich mache immer noch meine Ballettübungen, das ist einfach mein Nonplusultra, das Stangentraining. Dann mache ich sehr viele Movements, das geht in die Moderne Richtung. Das Wichtigste ist: Man muss sich immer im Geist wachhalten.
Warum hast du vom Ballett zum zeitgenössischem Tanz gewechselt?
Der Wechsel hat stattgefunden, nachdem ich 2005 von der Volksoper weg bin. 2004 habe ich die Gala beim Impulstanz getanzt und danach das Engagement von der Volksoper bekommen. Dann wurde ich unruhig und wollte mal länger nichts mit Tanz oder Kunst zu tun haben und habe dann auch länger pausiert, mich aber natürlich weiterhin fit gehalten. Aber diese Kreativität und die Welt, die sich dadurch öffnet und der starke Drang, etwas mit dem Körper umzusetzen, die Energie, die sich da transformiert – all das finde ich einfach immer beim Tanzen. Ich muss mich auch immer bewegen, egal zu welchem Beat. Es war daher glaube ich, nur eine Frage der Zeit, wann sich mein Stil in die Moderne verlegt. Letztes Jahr bin ich dann in meine zeitgenössische Kompanie reingekommen. Und jetzt entfalte ich mich hier richtig.
Was glaubst du, verbindet dich mit einer Kickboxerin?
Nun ja, wir sind ja beide Menschen, die sich sehr stark physisch beschäftigen, aber doch aus einem ganz anderen Bereich kommen. Daher war mir auch klar, dass wir uns verstehen werden. Die Frage war eher, in welcher Hinsicht. Ich glaube, es ist wie dieselbe Sprache sprechen, aber in zwei verschiedenen Dialekten. Wir sehen uns beide als Leistungssportler, weil wir arbeiten mit dem Körper – die Regeln sind halt andere.
Michaela DORFMEISTER
Ja – ich bin die Mutter und somit per Genesis proud of son ? ! Aber in diesem Fall muss ich ein zusätzliches Statement abgeben: Adrian hatte es eigentlich nicht leicht – aus verschiedenen Gründen – aber das, was er geschafft/geleistet hat, ist grandios und ich bin/wir sind unglaublich stolz auf ihn !!!
Gratulation ihm und “Prost” mit Vöslauer prickelnd ? !
Michaela Dorfmeister