
Künstlerin Veronika Richterová im #jungbleiben Portrait
Die Künstler*innen-Portrait Reihe geht weiter: wir haben Bildhauerin Veronika Richterová zum Gespräch gebeten. Von der Renaissance beeindruckt, setzte sie sich früh das Ziel Künstlerin zu werden. Dabei bereiste sie die Welt und fand ihre Inspiration in einem ganz besonderen Material: Plastikflaschen.
Das #jungbleiben Magazin hat Veronika Richterová zu ihrer Inspiration und ihrer Geschichte befragt – beginnend mit der Frage, wie sie sich selbst in 5 Worten beschreiben würde.
Wie würdest du dich selbst in 5 Worten beschreiben?
Bastel-Enthusiastin, Haushalts-Künstlerin, Sammlerin, Entdeckerin & Reisende
Wie hast du deine Liebe zur Kunst entdeckt?
Etwa im Alter von 10 oder 11 Jahren habe ich Bilder von Renaissancemalern entdeckt. Ich verbrachte Tage damit, die schwarz-weißen Abbildungen in meinem alten Brockhaus Lexikon zu betrachten. Ich denke, das war auch der Zeitpunkt, an dem ich beschloss, dass ich auch so malen können möchte. Mit 13 Jahren begann ich mich intensiv mit dem Zeichnen zu beschäftigen – mit der Vision, an einer Kunstschule zu studieren.
Irgendwann habe ich dann auch die Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag absolviert und schließlich ein Praktikum an der Pariser Ecole Nationale Supérieure des Arts Décoratifs gemacht. Ich glaube, ich muss nicht sagen, dass ich es nie gelernt habe wie die Großmeister der Renaissance zu malen.
Stattdessen arbeitest du heute mit Plastikflaschen – woher kam die Inspiration dazu?
Ich habe ein konstantes Verlangen das gefundene Material in etwas Neues zu verwandeln, das meines Erachtens mehr Sinn macht. Manchmal fühle ich mich wie ein Jagdhund, wenn ich von Plastikcontainer zu Plastikcontainer gehe und nach Inspiration suche. Wörter wie Recycling und Öko sind heute sehr modern und trendy.
Mir werden oft edle Motive zur Rettung des Planeten und Aktivismus gegen Plastik zugeschrieben.
Dabei versuche ich hauptsächlich meine Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen und meine Arbeit ständig weiterzuentwickeln.
Kam es bei deiner Arbeit je zu einem Kunstwerk mit Vöslauer Flaschen?
Leider noch nicht. Das liegt aber vor allem daran, dass eure Flaschen nur sehr selten in Tschechien in unseren gelben Tonnen zu finden sind – sie sind für mich eine Rarität. Doch jedes Mal wenn ich nach Österreich komme, sammle ich Vöslauer Flaschen – ich denke, ich habe das ganze Produktsortiment zu Hause. Am meisten habe ich mich über die kleinen, zarten Bunten gefreut – die Vöslauer Junior. Mein Mann und ich sammeln schon seit mehr als 15 Jahren PET-Flaschen Samples aus der ganzen Welt.
Unsere Kollektion, die eines Tages Teil des PET-Art Museums sein wird, umfasst rund 4.000 Flaschen aus 117 Ländern.
Sie sind also auch dort vertreten, wir bilden ab, wie sich das Design von PET-Flaschen im Laufe der Zeit verändert und an aktuelle Trends anpasst.
Was war dein bisheriges Lieblingsprojekt?
Es ist immer das, an dem ich gerade arbeite. Die Vorfreude, wenn man etwas Neues beginnt, es im Kopf hat und sich darauf freut, wie es fertig aussehen wird – das ist definitiv die spannendste Phase. Dann kommt eine lange Zeit der Umsetzung, was meist weit über den Plan hinausgeht. Denn während meiner Arbeit suche ich einerseits an technischen Lösungen (wie verbinde ich was, welche Flaschen verwende ich, …) andererseits fallen mir spontan immer weitere künstlerische Varianten ein, die ich dann sofort umsetzen muss, damit ich sie nicht vergesse. Bei dieser Arbeitsphase ist also nie ein Ende absehbar und sie bleibt immer spannend – nur eine strenge Deadline kann die Arbeitsphase beenden.
Welche Entscheidung in deinem Leben würdest du im Nachhinein gerne ändern oder anders herum: welchen Moment würdest du gerne noch einmal erleben?
Eigentlich nichts. Ich würde an meiner Entscheidung, mich auf das Material Plastik zu fokussieren, nichts ändern.
Hätte ich jedoch mehrere Leben, wüsste ich diese auch mit anderen Kunstdisziplinen zu füllen.
Denn selbst die Kunstobjekte, die nicht das gewünschte Ergebnis liefern, bringen einem doch etwas bei und bringen dich einen Schritt nach vorne. Ich liebe es, dass meine Arbeit mich an die verschiedensten Orte der Welt führt, die ich sonst nicht gesehen hätte und so neue Menschen, Kulturen und Umgebungen kennenzulernen.
Was bedeutet #jungbleiben für dich?
Jung verstehe ich als echten Euphemismus.
Ich bin vor kurzem Großmutter geworden und gewöhne mich langsam an die Tatsache, dass einige meiner Freund*innen seit kurzem im Ruhestand sind. Das Leben vergeht schneller und schneller – damit habe ich mich bereits abgefunden. Meinen Körper halte ich mit Yoga jung, meinen Geist mit Ideen und Vorstellungen von meiner Rolle in dieser Welt. Und mit dem klaren Wissen, dass dies eine Utopie ist, weil die Zahl der Ideen noch wächst.
Wir danken dir, Veronika Richterová für das Interview! Und für alle, die gerne mehr von ihr sehen wollen würden:
Gemeinsam mit dem Grafiker Michal Cihlář brachte sie vor Kurzem ihr Buch JAPAN IM DETAIL über das zeitgenössische Japan heraus.
Alle Fotos: Michal Cihlář