
Klimawandel: Was es für die Planetenzukunft braucht
Klimamodelle. Ein sperriges Wort, das allerdings einen Blick in die Zukunft auf wissenschaftlicher Basis gewährleisten kann. Denn hier wird simuliert, was passiert, wenn weiter in großer Menge Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Mehr dazu gab es bereits im #jungbleiben Interview mit Wissenschaftsjournalist Nick Reimer zu lesen. Reimer setzt sich dabei intensiv mit der Zukunft auseinander. Wie wird die Welt 2050 aussehen? Dazu hat er mit seinem Co-Autor die wichtigsten Fakten über den Klimawandel zusammen getragen.
Auf den Erkenntnissen dieser Klimamodelle baut auch der gerade publizierte Sachstandsbericht der IPCC auf. Dieser soll der Weltbevölkerung Einblick in das geben, was kommen kann oder sich noch in puncto Klimawandel verhindern lassen könnte. Vor allem politische Entscheidungsträger:innen sollen damit wichtige Informationen erhalten, um diese in Gesetze einfließen lassen zu können, wie die IPCC bekräftigt.
Doch fangen wir von Anfang an. Was ist diese IPCC? Hierbei handelt es sich um “The Intergovernmental Panel on Climate Change” – ein Ableger der Vereinten Nationen (UNO), der sämtliche Forschungen zum Thema Klimaerwärmung sammelt und in sogenannten “Sachstandsberichten” in verständlicher Sprache veröffentlicht. Der letzte Bericht, Nummer 5, wurde im Jahr 2014 herausgegeben. Gerade eben sorgte der aktualisierte für Aufsehen. An dem Bericht waren 195 Teilnehmerstaaten beteiligt.
Klimawandel: Die wichtigsten Punkte des ersten Teil des IPCC Sachstandsberichts von 2022
Höchste CO2-Emissionen seit 2 Millionen Jahren
Die CO2 Belastung für unseren Planeten ist so hoch wie nie zuvor. Dies war jedenfalls bereits 2019 der Fall. Die Konzentration von Treibhausgasen war rückblickend auf 800.000 Jahre Menschheitsgeschichte noch nie so hoch und treibt den Klimawandel an. Ein Alarmsignal, das leider stumm ist, denn für uns ist CO2 unsichtbar. Umso schädlicher ist es für unser Klima und damit die Umwelt.
Biodiversität schrumpft weltweit
Die Zusammenfassung wissenschaftlicher Erkenntnisse wirft ein klares Bild auf die Lage, denn die jüngsten anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen haben weitverbreitete Folgen für natürliche Systeme. Damit ist die Artenvielfalt massiv gefährdet. Konkrete Ziele sollen in einer Konferenz noch in diesem Jahr der COP15 ausgearbeitet werden. Doch die Ziele dieser Konferenz, wie die Verwendung von Pestiziden weltweit zu dezimieren, werden erst Ende des Jahrzehnts in Aktion treten.
Warum spielt die Biodiversität im Klimawandel eine so große Rolle? Sie zeigt an, wie stark Flora und Fauna bereits aus dem Gleichgewicht geraten sind. Als Seismograph ist das rapide Artensterben nicht nur ein Warnsignal, es beeinflusst auch unsere Nahrungsmittelketten und kann Hungerkatastrophen verursachen.
Die Ozeane sind unsere Energiespeicher
“Die Erwärmung des Ozeans dominiert den Zuwachs der im Klimasystem gespeicherten Energie und macht mehr als 90 Prozent der
zwischen 1971 und 2010 akkumulierten Energie aus”, so der Bericht, der weiter ausführt, “die obersten 75 m [Meeresoberfläche, Anm.] sind im Zeitraum von 1971 bis 2010 um 0,11 [0,09 bis 0,13] °C pro Jahrzehnt wärmer geworden.” Dadurch ist auch das Grönländische und Arktische Eisschild (Kryosphäre) stark in Mitleidenschaft genommen worden und schmilzt rapide. “Jedes der letzten drei Jahrzehnte war an der Erdoberfläche sukzessive wärmer als alle vorangegangenen Jahrzehnte seit 1850.” Dies berichtet bereits der Bericht der IPCC von 2014 und ist auch in vielen anderen wissenschaftlichen Untersuchungen rund um den Klimawandel belegt.
IPCC warnt auch weiterhin vor den Auswirkungen. Konkret dazu zählen die Gefährdung von Küstenregionen und Inseln an denen ein großer Teil der Weltbevölkerung lebt.
Das 21. Jahrhundert ist “Klimajahrhundert”
Unter dem Titel “Klimawandel nach 2100, Irreversibilität und abrupte Veränderungen” wurde bereits 2014 berichtet, dass wenn anthropogene Treibhausgasemissionen nicht gestoppt werden “die Risiken abrupter oder irreversibler Änderungen mit weiterer Erwärmung steigen.” Dazu werden Starkwetterereignisse, Überflutungen sowie Hitzewellen starke Auswirkungen auf wirtschaftliche Infrastrukturen haben. Sowohl im urbanen als auch ländlichen Bereich werden durch den Klimawandel viele Herausforderungen entstehen. Die Bevölkerungen in Schwellen- und Entwicklungsländern sind hiervon besonders negativ betroffen, da sie nicht über die Ressourcen wie Menschen in Industrienationen verfügen und sich dementsprechend nicht besonders gut auf den Klimawandel vorbereiten können.
Einen Teil des Sachstandsbericht kann man auf der Website der IPCC downloaden.
Klimawandel: Was können wir besser machen?
- CO2 reduzieren. “Tell me something new!” werden sich jetzt viele denken, doch es ist eine Forderung auf die es viele Antworten gibt, die wiederum Fragen aufwerfen. Für die Menschheit definitiv das Zukunftsthema, das auch neue Jobs und Berufsfelder schafft. Stichwort: Erneuerbare Energien.
- Wie die “BBC” den Bericht zusammenfasst, sind wir an einem “now or never” Moment angekommen. Diesen zu nutzen, ist nur möglich, wenn sich nachhaltige Wirtschaftsmodelle durchsetzen.
- Urbane Lebensräume können in der Schaffung grüner Infrastrukturen wichtige Vorreiter sein. Dabei spielen innovative Infrastrukturen sowie eine moderne Stadtplanung eine wichtige Rolle. (Quelle: Blog des UN Development Program)
Was bedeutet Climate Justice (Klimagerechtigkeit)?
Das Schlagwort Klimagerechtigkeit wird in vielen Kontexten verwendet, allerdings selten erklärt. Dabei geht es vorrangig um die Verantwortung, die Industrienationen gegenüber Schwellen- und Entwicklungsländern einnehmen. Vor allem die Anerkennung des “Verursacherprinzips” ist wichtig. Dass beispielsweise Länder die Umweltfolgen für die Herstellung von Güter für den westlichen Konsum tragen müssen, ist hier ebenso zu erwähnen, wie die Tatsache, dass sich Industrienationen durch ihre finanziellen Ressourcen besser vor den Folgen des Klimawandels schützen können. Deiche und Dämme an Küsten oder die Einrichtung von Hochwasserzonen sind Beispiele.