
PONGANIC: Eine Revolution der urbanen Lebensmittelnahversorgung
Die Gründer von PONGANIC wollen künftig selbst Fisch und Gemüse produzieren und das auf nachhaltige Art und Weise. Der „Grüne Markt“, ein Bauprojekt das Wohnen, Arbeiten, Einkaufen & Produktion vereint, soll 2018 im Sonnwendviertel in Wien eröffnet werden. Plan ist es, dort eine Aquaponicanlage zu errichten, welche eine Kombination aus Fisch- und Pflanzenzucht darstellt und den biologischen Kreislauf geschickt für sich nutzt: Die Ausscheidungen der Fische dienen als Dünger für die Pflanzen, die Pflanzen reinigen im Gegenzug das Wasser für die Fische. Bis die Anlage in Betrieb geht, gibt es frischen Fisch, feine Fischprodukte und andere regionale Schmankerl im Fischgreissler in der Pilgramgasse zu kaufen.
Wir hatten die Chance Gert Zechner, Gründer von PONGANIC, zu einem Interview zu treffen und mehr über das innovative Unternehmen zu erfahren:
Wie kam es zu der Idee die alte Kulturtechnik Aquaponic aufzugreifen?
Gert Zechner: Ich bin 2004 einmal drüber gestolpert. Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen. Mit meinem Vater habe ich dann 2011 eine Aquaponicanlage in Mönchhof gebaut. Diese läuft heute noch und dient Forschungs-, Versuchs- und Schulungszwecken. 2013 bin ich als Obmann-Stellvertreter dem Verein Aquaponic-Austria beigetreten, wo ich auch meinen Gründungspartner Siegfried kennen gelernt habe. Über diese Schiene sind wir schließlich 2015 zum Auftrag für das Projekt „Grüner Markt“ gekommen.
Mit der Eröffnung einer Cityfarm habt ihr einiges vor – wer steht hinter dem Projekt?
Gert Zechner: Das Team der PONGANIC ist im Moment noch sehr überschaubar. Der Kopf hinter allen Umsetzungen bin wohl ich. Mein Gründungspartner Siegfried Hülsner hat das nötige Know-how im Bereich Branding, Marketing & Sales. Barbara Schmauss ist unser wichtiger Draht nach außen. Sie betreut akribisch unsere Social-Media-Kanäle. Weiters haben wir ein gutes Netzwerk an engagierten Spezialisten aber wir sind weiter auf der Suche nach spannenden Partnern.
Wie wird der „Grüne Markt“ gestaltet?
Einerseits wird es die Bewohner im „Grünen Markt“ geben; diese haben sich in einer Wohngruppe zusammengeschlossen, was sozial wie auch organisatorisch sehr spannend ist. Andererseits organisieren sich die Gewerbetreibenden im Erdgeschoß (wo wir auch dazu gehören) ebenfalls um gemeinsam einen attraktiven Wirtschaftsstandort zu gestalten und unseren BesucherInnen und KundInnen einen ganz besonderen und zukunftsweisenden Ort präsentieren zu können.
Woher kommt der Fisch in eurem Greissler?
Gert Zechner: …natürlich aus Österreich! Der Fisch (frisch, geräuchert, eingelegt, als Suppe oder in Form von Würstl) kommt von meinem Vater aus dem Burgenland. Die eingelegten Gläser der Marke PanRegio werden in liebevoller Handarbeit im Familienbetrieb hergestellt.
Was ist dein persönlicher Lieblingsfisch?
Gert Zechner: Der afrikanische Raubwels (Clarias gariepinus). Er ist ein echtes „Urviech“. Sehr robust in der Aufzucht und hart im Nehmen. Seine Anpassungsfähigkeit erinnert mich immer wieder an die Gründerszene. Geschmacklich ist er sehr nahe an Fleisch und bei uns im Laden findet man ihn auch eingelegt, als Wurst oder in Suppe. Ich liebe aber natürlich auch Garnelen und Meeresfische – die gönne ich mir dann jeden Tag im Urlaub – wenn ich am Meer bin. Zu Hause in Wien will ich wissen, wo mein Essen herkommt.

Foto: Sandbichler Architekten
Was hat sich bei Ponganic seit der Eröffnung 2016 verändert?
Gert Zechner: Alles. Nein, natürlich nicht alles, aber als Startup sind wir sehr flexibel und überdenken alle paar Wochen unsere Pläne und Strategien. An der grundsätzlichen Idee, Ende 2018 eine Aquaponicfarm zu eröffnen, hat sich nichts geändert. Momentan sind wir mit der Erstellung eines Online-Shops beschäftigt, der in wenigen Wochen fertiggestellt sein soll. Ende dieses Jahres werden wir eine Finanzierungsrunde für die Investitionskosten der Aquaponicanlage im „Grünen Markt“ eröffnen. Dazu werden wir in die Richtung Crowdfunding, Crowdinvestment und Investoren gehen.
Was war eurer Anreiz, parallel zu eurem großen Projekt einen Greissler zu eröffnen?
Gert Zechner: Wir wollten unbedingt schon beginnen, unseren Markt aufzubauen, bevor wir Ende 2018 beginnen selbst zu produzieren. Sobald unsere Aquaponicanlage dort in Vollbetrieb geht, wird sich die Planmenge auf rund 500 kg Fisch pro Woche belaufen, das ist als Einsteiger im Markt nicht wenig. Da wir uns im ersten Schritt nicht unbedingt vom Absatz durch Großabnehmer und Big Player im Handel abhängig machen wollen, ist für uns der frühe Kontakt mit den KonsumentInnen eine wichtige Herangehensweise, die uns näher an unsere AbnehmerInnen bringt. Wir hören die Stimmen, Wünsche und Kritikpunkte der KundInnen und können so auch unser Produkt noch entwickeln, bevor wir es auf den Markt bringen.
Fotos: PONGANIC