
Diese Frauen denken Österreichs Hotels neu: Stefanie Rohrmoser von der Jufenalm. Die Realistin.
Gute Nacht im Boxspringbett. Namasté auf der Yogamatte. Zum Lunch eine Miso Suppe. Regeneration in der Design-Sauna. Alles stilsicher verpackt im lässigen Hippie-Look. Nein, wir hauen nicht zum nächsten Retreat nach Ibiza ab. Wir bleiben in Österreich. In Maria Alm. Auf der Jufenalm. Geführt von Stefanie Rohrmoser, als erstes Boho-Hotel der Alpen.
Seit 1936 ist die Jufenalm im Salzburger Land im Besitz der Rohrmosers. Stefanie selbst wird hier oben geboren. Damals gehört die Hütte dem Urgroßvater und sie verbringt jede Sekunde ihrer Ferien am Berg zwischen Gastwirtschaft und Landleben. Mit 14 Jahren packt sie die Sehnsucht und ihre sieben Sachen. Stefanie beschließt ganz rauf zu ziehen. Und bleibt.
Heute führt sie die Jufenalm mit ihrer eigenen Family, ihrem Mann Bernhard und den beiden Kindern Kimberly und Benjamin. Sie leben hier, auf 1150 Metern, den ungefilterten bohemian lifestyle – insta-tauglichst und unkompliziert. Mit Lampions und Bastkörben, Slow-Food und einer Wellness-Area, die es mit den ganz Großen aufnimmt. Lässig, aber durchdacht. Mit Platz, um den Geist zur Ruhe zu bringen. Freiheit sollst du hier leben und spüren, sagt Stefanie. Was sie damit meint? Auch das fragen wir sie!
Seit 1936 ist die Jufenalm im Familienbesitz. Heute ist sie eine Bohemienne. Wie kam es dazu?
Wir haben die Alm früher ganz klassisch geführt. Mit vielen Hochzeiten, Veranstaltungen und mit vielen Gästen. Im Laufe der Zeit wurde uns aber genau das zu viel. Wir haben uns immer öfter gefragt: „Wollen wir den Betrieb wirklich für immer so weiterführen?“. Klar war: Es sollte ruhiger werden, angenehmer und feiner zum Arbeiten. Auch meine Kinder haben sich in diesen Entwicklungsprozess mit eingebracht, sie mögen es nicht gerne so laut.
Was macht die Jufenalm heute sonst noch aus?
Jeder, der zum ersten Mal hier herkommt, ist geflasht. Die Gäste lieben die Atmosphäre, die Natur hier oben in Alleinlage.
Wir haben Tiere rund ums Haus, Wildtiere, Rehe, Hirsche, dann gibt es die Kapelle. Es sind nur wir hier oben. Alles ist wohlig, kuschelig und angenehm – vor allem im Winter. Und im Sommer dann: Natur pur! Mit den Wiesen rundum, den Bäumen auf der Terrasse und keinem Verkehr. Man kommt hier sehr schnell herunter und vergisst alles andere.
Miso Suppe, Design-Sauna, Chillout Lounge. Klingt nach New York, weniger nach Alm. Was machst du hier oben anders als die Generation davor? Und was ist gut und gleichgeblieben?
Wir entwickeln uns gerne weiter, die nächste Generation steht ja schon in den Startlöchern. Was es immer noch gibt, sind die vielen traditionellen Gerichte. Der gute Kaiserschmarren zum Beispiel oder der Apfelstrudel. Miso Suppe und vegane und vegetarische Speisen ergänzen die Speisekarte jetzt einfach. Ab und zu auf Fleisch zu verzichten gehört meiner Meinung nach heute dazu. Es tut dem Körper gut. Wir essen selbst alle Fleisch, ernähren uns aber auch viel vegetarisch und die Gäste lieben es auch.
Was noch gleichgeblieben ist? Der Stall und die Hauskapelle.
Im Grunde steht hier immer noch das gleiche Haus wie 1936, die Grundmauern, der Weinkeller – all das blieb erhalten. Wir haben einfach „umgebaut“.
Und zwar, obwohl uns Architekten damals dazu geraten haben, das Haus abzureißen und komplett neu zu bauen.
Was sich auf jeden Fall noch verändert hat, sind die Gäste. Wir haben sogar Hochzeitsanfragen aus L.A.! Es zieht immer mehr internationale Gäste auf die Alm. Deshalb auch die neue Ausdrucksweise.
Stichwort Boho. Warum glaubst du ist der Lifestyle so sehr mit Sehnsucht verknüpft?
Ich glaube, es ist genau dieses Unkomplizierte, was die Menschen daran schätzen. Ich selbst liebe den Boho-Stil: Man braucht sich keine großen Gedanken zu machen, was man anzieht. Hauptsache, es ist lässig und entspannt.
Die Sehnsucht entsteht auf der Jufenalm aber bestimmt auch durch die Ausstattung. Zum Beispiel durch die Schirme auf der Terrasse, die an Bali erinnern und sofort Urlaubsfeeling aufkommen lassen.
Die Kombination von Alpin- und Boho-Beach-Lifestyle funktioniert einfach. Berge, Sommer, Sonne, Strand verknüpfen. Boho ist so viel. Eben auch ein Gefühl.
Und was sind deine Träume fürs nächste Jahr?
Ich bin Realistin und liebe es, meinen Gästen etwas bieten zu können.
Wir möchten gerne einen Indoorpool einbauen und unseren Tagungsraum erweitern. Uns schwirren da einige Pläne im Kopf herum. Wir wollen in Zukunft mehr Ruheräume und noch weniger, dafür ganz exklusive Hochzeiten.
Deine Kinder sind feste Mitglieder der Jufenalm. Kimberly ist die Ästhetin in der Familie und fürs Design verantwortlich. Benjamin kümmert sich unter anderem ums Marketing. Was lernst du von ihnen?
Ich lerne unglaublich viel von ihnen. Benjamin ist sehr bemüht den roten Faden des Konzepts einzuhalten. Er ist da wirklich streng mit uns und achtet darauf, dass wir auch alle mitmachen. Für uns war es ein Sprung von der lauteren „Party-Jufenalm” zur ruhigeren Boho-Jufenalm. Zum Beispiel gab es früher vor dem Hoteleingang einen Spielplatz. Daraus haben wir einen kleinen Welcomegarden für die Gäste gemacht. Benjamin wollte es ruhiger. Das war eine Umstellung für mich, aber sehr wertvoll. Auch von Kimberly lerne ich viel. Sie hat viel Gefühl für Design und guten Geschmack und zaubert in Windeseile die schönsten Räume.
Eine Gedankenreise: Du bist selbst Gast im Hotel. Wie gestaltest du deinen Tag?
Jetzt im Winter würde ich den Tag um acht Uhr bei Yoga mit Yvonne starten, das dauert eine halbe Stunde. Dann geht’s zum Frühstücken, schön gemütlich mit wunderschöner Aussicht durchs riesige Panoramafenster auf die Hirsche und in die Berge. Das kann schon ein, zwei Stunden dauern. Danach mache ich mich fertig zum Skifahren, der Shuttle bringt mich zum Lift. Zu Mittag sitze ich in einer Almhütte und esse was. Am Nachmittag werde ich abgeholt, trinke vielleicht einen Cocktail an der Hotelbar oder einen Glühwein an der Feuerstelle draußen. Danach kurz in den Jacuzzi oder vielleicht ein bisschen Ruhe im Ruheraum, bevor ich den Abend dann gemütlich beim Abendessen ausklingen lasse.
Freiheit Leben soll man auf der Jufenalm. Was ist Freiheit für dich?
Freiheit bedeutet für mich, dass ich mir den Tag selbst einteilen kann. Ein bisschen so, wie es auch unsere Gäste hier oben tun können. Wir als Hotelier-Familie haben ja eine 7-Tage-Woche und kein Wochenende. Was aber so wertvoll ist: Ich kann selbst entscheiden, an welchem Tag ich mal nicht da bin.
Wo und wie holst du dir Leichtigkeit?
Ich lese gerne und ziehe mich zurück. Ich habe überhaupt kein Problem damit, alleine zu sein. Was ich liebe, sind Zeitschriften, mit denen ich mich weiterbilden kann. Zu sehen: Was machen andere? Wo kann ich noch was lernen?
Wie beruhigst du deinen Geist?
Ich muss nur zum Fenster rausschauen.
Was hält dich jung?
Die Arbeit und der Kontakt mit Menschen. Auch der Kontakt mit meinen Mitarbeiter*innen. Das Probleme-Bewältigen. All das hält mich jung.
Und wie bleibst du jung im Kopf?
Ich glaube, durch den Boho-Lifestyle. Er ist etwas Neues, Modernes.
Außerdem hilft es, immer offen und tolerant zu sein. Da bleibt gar keine Zeit zum Älter werden.
Und auf die Schnelle:
Erleben oder Entspannen? Entspannen
Rodelbahn oder Yoga? Yoga
Reisen oder Zurückziehen? Zurückziehen
Wald oder Meer? Ich bin eigentlich der Meer-Typ. Nächste Woche geht’s nach Mauritius!
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Fotocredits © NEST x NOMAD