
studio OK im #jungbleiben Portrait
Mitten im Herzen des 7. Wiener Gemeindebezirks befindet sich das Keramik-Atelier studio ok, wo feinste Keramik auf inspirierende Persönlichkeiten trifft. Das Studio stellt ein Ort der Verbindung und des Austausches dar, vor allem aber auch des Lernens. Der Fokus liegt dabei auf dem gemeinschaftlichen, kreativen und gegenseitigen Inspirieren. Für Ton-Affinados ist dieser Ort ein ganz besonderer und auch für alle, die die Kunst rundum den Ton noch lernen wollen. Die drei Künsterl:innen Berit Reuter-Ransmayer, Zoë Denault und Hannah Seifert bieten nämlich unterschiedliche Kurse im studio ok an.
Wir haben mit ihnen über die Schönheit und Funktionalität ihrer kunstvollen Arbeit gesprochen:
Wie würdet ihr euch in 5 Worten beschreiben?
authentisch, entschleunigend, ästhetisch, fun & ganz ok 🙂
Wie und wann seid ihr das erste Mal mit Keramik in Kontakt gekommen?
Bei Berit, der Gründerin vom studio ok, kam der erste Kontakt schon in der Kindheit und war der Urlaub im Keramikatelier mit der Familie. Tatsächlich hat die Reise dann aber vor sieben Jahren begonnen; nach vielen Weiterbildungen, dem eigenen Kelleratelier, dem ersten eigenen Co Making- & Kurs Atelier “studio ok” 2018, folgte 2021 schließlich die Vergrößerung.
Aus der Leidenschaft zum Unterrichten eröffnete die 33 jährige letzten Sommer das Keramik Atelier ‘studio ok’. Nun können hier bis zu 8 Teilnehmer in die Welt des Töpferns eintauchen. Mit ihrem Auge für Materialien, Farb, Form und Kontraste kreiert Berit Kunstwerke unter den Namen STUDIO OKKAR. @studiookkar
Bei Hannah Seifert, Künstlerin und erfahrene Kursleitung hat die Ausbildung vor neun Jahren in einem Keramik Atelier begonnen. Bis heute hat sich Hannah dem Ton voll und ganz hingegeben. Sie ist die Meisterin wenn es um Ästhetik & Filigranität geht. Ihre Werke sprechen für sich: @seihannah
Zoe Denault, Künstlerin und Allrounder, hat ihre erste Berührung mit Keramik schon in jungen Jahren gemacht. Den ersten richtigen Kurs hat Zoe allerdings vor knapp 2 Jahren bei ihrer Mentorin Berit im kleinen Vorgänger des heutigen studio oks besucht. Seither arbeitet sie stetig daran ihre Fähigkeiten auszubauen und gibt mittlerweile auch Ihre Erfahrungen in Kursen weiter.
Wann habt ihr euch gedacht „Ja, das möchte ich weiter machen und wir machen ein Studio auf?“
Das war ein langsamer und natürlicher Prozess. Berit hat ihr Wissen & ihre Kompetenz im Gebiet fundiert, Erfahrung gesammelt und sukzessive vergrößert – vom Keller- zum Souterrain Studio und nun dem Atelier unmittelbar als Gassenlokal, mit bestem Gewissen dem Unterfangen und dem Unterrichten auch gewachsen zu sein.
Es war nicht immer einfach und man muss den Weg auch nicht romantisieren – allerdings sollte nichts überstürzt und undurchdacht passieren.
Hannah, als erfahrene Keramikerin & Kursleiterin und zu dem Zeitpunkt auch schon gute Freundin, kam ebenso langsam und natürlich hinzu. Auch Zoe, anfangs als Freundin und bemerkenswerte Stütze im Prozess des
Umbaus und Ideenfindung, weiterhin im studio haben zu wollen ergab sich absolut natürlich. Irgendwie hat sich alles eben total natürlich und symbiotisch gefügt.
Was gefällt euch am Töpfern und was zeichnet es im Vergleich zu anderen Handwerken oder Kunstformen aus?
Töpfern als Handwerk ist auf vielen Ebenen total bereichernd. Abgesehen von dem Offensichtlichen, in einem Zeitalter der Digitalisierung, wieder etwas mit den Händen zu schaffen hat konkret die Arbeit mit Ton etwas sehr erdendes, meditatives an sich. Natürlich gibt es auch eine Portion Frust ab und an dazu – im Grunde spiegelt es aber total den Gemütszustand des Schaffenden wieder und lehrt Geduld und Ausdauer und ist wirkt dabei in unserem meist hektischen Alltag extrem entschleunigend und intuitiv.
Das Studio ist dabei ein Ort der Verbindung, des Austausches und des Lernens, wir legen großen Wert auf Design und Ästhetik und streben danach, Schönheit und Funktionalität in allen Bereichen zu schaffen ohne dabei den Aspekt der Qualität in irgendeiner Form zu vernachlässigen.
Um handgemachte Keramik herzustellen, bedarf es ja vieler Schritte und Techniken. Habt ihr einen Lieblingsstep oder Lieblingstechnik?
Jeder Schritt, jede Technik hat seine eigenen Vorteile und schönen Aspekte.
Beim Arbeiten an der Töpferscheibe stößt man meist zunächst auf eine größere Herausforderung: das Zentrieren. Es ist zu Beginn ein mühseliger Schritt – hat man diesen jedoch gemeistert strotzt man beinahe nur so vor Endorphinen.
Beim Drehen, dem Hochziehen und somit in Form bringen, merkt man dann schnell wie etwas entsteht und Gefäße geschaffen werden; wahnsinnig spannend und die Steigerung ist meist schnell bemerktbar. Der Ton ist dann aber oft schon sensibel, reagiert schnell auf jede Berührung und Konzentration ist gefragt. Daraufhin folgt der Schritt des Abdrehens – was wir wohl salopp gesagt als unseren Lieblingsschritt bezeichnen würden.
Dabei wird überschüssiges Material entfernt, die Form sozusagen gesäubert und perfektioniert. Dadurch, dass die Werke dann schon trockener und somit stabiler sind gibt es weniger Fehlerquellen und ist ein sehr befriedigender, ruhiger Prozess. Aber auch das Glasieren, die Farbgebung, ist ein spannender Prozess – die tatsächlichen Resultate sind dann erst nach dem letzten Brand, also in etwa 28 Stunden später sichtbar. Bei der Plattentechnik wiederum herrscht ein ganz anderes Tempo – kaum Wasser, der Ton behält lange seine Stabilität und man bearbeitet somit alles viel gemütlicher, ist dabei jedoch nicht weniger meditativ.
Wie kam es dann zu der Gründung von Studio OK und was macht euer Konzept so besonders?
Unser Fokus liegt unter anderem darauf, sich im gemeinschaftlichen, kreativen Ambiente mit fachkundigen LehrerInnen und Ton-Affinados auszutauschen. Jeder, der Interesse an der Materie hat ist willkommen und wird mit Freude dem Material näher gebracht; ob Anfänger oder Fortgeschritten oder auch
jemand der schlichtweg etwas mit seinen Händen schaffen möchte – das Resultat dabei aber irrelevant ist. Wir empfangen jeden gerne, setzen uns jedoch dabei auch ein gewisses Limit; Qualität steht klar über Quantität. Wir merken zunehmend wie sich eine kleine Community bildet, die Leute voller Vorfreude zu uns kommen um sich weiter mit der ausgleichenden Arbeit mit Ton zu beschäftigen und das Studio als kleine Oase wahrnehmen.
Der Gedanke einen Zufluchtsort, einen Wohlfühlort neben den eigenen vier Wänden geschaffen zu haben, bestärkt uns ungemein und treibt uns voran.
Die Menschen, die zu uns kommen sollen dabei in einem sauberen, schönene und reinen Ort empfangen werden – wo nicht erst Aufwand sie erwartet. Unser Konzept ist eben klar; der Fokus liegt bei der Entschleunigung und auf dem Teilnehmer selbst. Ordnung, Ästhetik und klare Linien bestimmen den Raum – es gibt Inspiration aber kein Chaos, Ordnung wo sie wichtig ist, aber die Möglichkeit mit Ton Unordnung und Schmutz am eigenen Arbeitsplatz zu schaffen und sich – beinahe grenzenlos – auszutoben. Unsere Besucher sollen nicht, wenn sie ankommen wegräumen, putzen oder Dinge zusammensuchen sondern sich gleich ihrer Tätigkeit widmen können.
Der Trend geht ja immer mehr in Richtung Slow Food, Slow Fashion. Findet ihr, fällt das wachsende Interesse an der Kunst der Keramik auch in diese bewusste Entscheidung zur „Entschleunigung“?
Das Arbeiten mit Ton ist das ultimative Entscheunigungsprogramm. Man kommt in eine Art ‘FLOW’ was schon sehr meditativ und beruhigend wirkt. Wir findes es besonders schön dass es beim Arbeiten mit Ton keine Abkürzungen gibt, alles braucht seine Zeit und kann und sollte nicht künstlich beschleunigt oder abgekürzt werden – etwas, was im heutigen Zeitalter eher ungewöhnlich ist. Wir konnen von uns behaupten das Ton einen großen Teil zu unserem ‘Glücklich Sein’, beiträgt.
Inwiefern beobachtet ihr den Trend in eurem Umfeld?
Töpfern hat sich in den letzten Jahren immer mehr als Trend etabliert, jedoch zu einem Nachhaltigen. Das Interesse an dem Handwerk hat sich regelrecht wie ein Lauffeuer ausgebreitet – was wir prinzipiell befürworten und toll finden. Die Entschleuningung, der Ausgleich zum Alltag. Mal was Neues ausprobieren – meist etwas und eine Materie mit der man zuletzt in der Grundschule in Berührung kam. ‘Herumgatschen’.
Ob das Interesse des Einzelnen bestehen bleibt sei natürlich komplett dahingestellt, aber alleine zu versuchen etwas mit den eigenen Händen zu schaffen und somit auch Bewusstsein für die Arbeit und Handwerk zu bekommen ist ungemein wertvoll. Wir sind gewohnt zu allem in kürzester Zeit Zugang zu haben, das hinter einem tatsächlich handgemachten Teller aber wahnsinnig viel Erfahrung, Geduld, Zeit und Technik steckt ist den wenigsten bewusst.
In einer Welt wo man sich ständig vergleicht, immer mehr und mehr möchte und man durch so viele Reize beeinflusst wird, ist es uns besonders wichtig das Studio als ein Art ‘SAFE SPACE’ zu wahren.
Hier wachsen wir gemeinsam, das studio ok ist ein Ort der Verbindung, des Austausches und des Lernens. Jeder darf sein und das ist genug.
Was sind eure nächsten Schritte / eure Pläne für die Zukunft?
Buh, wir haben so viele Ideen die wir nach und nach umsetzen werden. stay tuned 🙂 Ganz besonders freuen wir uns auf unser Artist in Residence Projekt – welches mit Hana Karim im Juni in die erste Runde gehen. Die Keramikkünstlerin aus Slovenien deren Arbeit wir schon seit Jahren mitverfolgen, gibt im studio ok ihr Wissen und Techniken weiter. Aber auch weitere Kooperationen und spannende Ideen stehen in den Startlöchern.
Wie bedeutet #jungbleiben für euch und Studio OK?
Sich immer wieder neu zu kalibrieren, sich erden, sich spüre, im Jetzt leben.
Erschaffen, wachsen & verbinden.
Ohne, mild, oder prickelnd?
prickelnd 🙂
Fotos © Maria Ritsch