
The LaLa: der vegane Happy Place mitten in der Stadt
Mit viel Mut und Liebe zum Detail eröffneten die beiden Schwestern Cecilia Havmöller & Susanna Paller 2013 die erste vegane Eisdiele Österreichs. Schon bald pilgerten nicht nur Veganer*innen, sondern auch die restlichen Wiener*innen wegen der ausgefallenen Sorten zu dem It-Lokal. Sechs Jahre und zwölf weitere Veganista-Filialen später, wagte das Schwester-Duo den nächsten Schritt: The LaLa eröffnete in der Neustiftgasse 23.
Wir sprachen mit der Vegan-Pionierin Cecilia Havmöller über vegane Ernährung & was es bedeutet, eine Frau in der Gastronomie-Szene zu sein.
Wie würdest du euch in 5 Worten beschrieben?
Ehrgeizig, furchtlos, verrückt, vorausdenkend und stur.
Und wie würdest du eure Lokale in 5 Worten beschreiben?
Bunt, Happy Place, Gesund, Innovativ, Zukunft.
Was bedeutet es für dich vegan zu leben?
Ich lebe schon seit 36 Jahren vegan. Für mich ist es mein Leben. Ich kenne es nicht anders. Aber damals, in den 80iger Jahren im Burgenland war es im Vergleich zu heute sehr schwer. Meine erste Sojamilch habe ich mit 18 Jahren getrunken. Und veganes Eis (außer Sorbet) bekam ich in den USA erst als ich bereits 20 Jahre alt war. Damals hatte es mit Verzicht zu tun, vegan zu leben. Heute ist das nicht mehr so. Im Gegenteil, man muss auf nichts mehr verzichten, weil schon fast alles veganisiert wurde.
Bezieht es sich nur auf die Ernährung oder auch auf weitere Lebensaspekte?
Vegan bleibt es nicht nur in der Ernährung. Auch im Bereich Mode oder Interieur geht es vegan immer weiter. Leider wird noch sehr viel Leder verwendet und ich versuche auch in diesen Bereichen vegan zu leben. Nicht immer gelingt es mir, aber man kann nur versuchen, sein Bestes zu geben.
Wie begann deine vegane Reise und wie bist du dazu gekommen?
Ich wurde im Jahr 1985 vegan, als ich dabei war ein Steak zu schneiden und Blut rausgeronnen ist. In diesem Moment passierte etwas in mir und meinem Kopf. Ich habe davor normal Fleisch gegessen und bin in einer Burgenländischen Familie aufgewachsen, in welcher man noch einmal im Jahr ein Schwein geschlachtet hat, um es dann das ganze Jahr über zu essen. Deswegen war es auch ein riesen Schock für meine Oma, als ich ihr erklärt habe, dass es ab jetzt nichts Tierisches mehr mich auf dem Tisch geben darf. Sie hat geweint, denn das Kochen war ihre große Leidenschaft und sie musste sich mir zuliebe in ihrem Alter nochmal kulinarisch gesehen umstellen. Meine Schwerster Susanna ist 12 Jahre jünger als ich. Für sie war es einfacher, weil sich die Zeiten dazumal schon etwas geändert hatten und es ab und an vegane Produkte zu kaufen gab. Die Auswahl hielt sich jedoch in Grenzen, erst ca. im Jahr 2014 kam der vegane Lifestyle spürbar zu uns nach Österreich. Seither ist es einfach vegan zu leben. Es gibt einen veganen Supermarkt in Wien. Das war für mich als Kind unvorstellbar, da selbst das Wort Vegan im Burgenland damals kaum jemandem ein Begriff war. Es war hart, aber es war mir egal. Ich wollte nicht am Tier Leid beteiligt sein.
Was war deine größte Hürde in der Anfangszeit?
Das ganze Leben in den 80iger Jahren war eine Hürde, wenn man sich dafür entschieden hatte vegan zu leben. Bestellte ich mir Nudeln ohne irgendwas extra, so hat man mir Fleischsauce darüber gegeben, denn es sei „ja nur ein bisschen Sauce“. „Das kann dir ja nicht schaden“ wurde mir gesagt. Essen zu gehen war unmöglich. Schikurse in der Schule waren die Hölle, weil ich wirklich nichts bekommen habe. Es hat damals auch wirklich niemand verstanden, was ich da mache und wieso ich es so mache. Mein Großvater war fest davon überzeugt, dass ich eine Krankheit habe, die irgendwas mit „Vege…“ heißt. So hat er es auch anderen erzählt. Als ich in den 90iger Jahren in den USA war, gab es in den Supermärkten ein paar vegan gekennzeichnete Produkte, für mich war das wie der Himmel. Ich konnte es nicht glauben. Vegane Menschen habe ich auch erst sehr spät getroffen. Und wenn, dann war es für mich so unvorstellbar, dass es da eine andere Person gab, die so denkt und lebt wie ich. Heute ist das alles Normalität und sogar ein Trend. Ich war immer, wirklich immer, die Außenseiterin. Jetzt, mit fast 50 Jahren muss ich endlich nicht mehr erklären, warum ich vegan lebe und was ich denn so esse. Zumindest nicht in Wien.
Hast du Tipps für Menschen, die sich an veganer Ernährung probieren wollen?
Es gibt so viele Portale im Netz und Bücher über das Thema vegane Ernährung. Man kommt daran nicht mehr vorbei und es ist gar nicht mehr wegzudenken. Mein Tipp: Einfach selbst ein paar vegane Rezepte zu Hause ausprobieren! Es ist einfach und die Supermärkte bieten schon sehr viele vegane Produkte an. Man muss sich nur ein wenig einlesen und probieren. Keine Angst, es ist easy!
„The LaLa“ und „Veganista“ haben auch optisch ganz schön was zu bieten. Wie sehr findest du, isst das Auge mit?
Für uns war es immer sehr wichtig, dass unsere Konzepte ein ansprechendes und modernes Corporate Design haben, denn viele Jahre wurde mit Veganismus genau das Gegenteil verbunden.
Veganismus und Design, diese Assoziation machte man nicht. Für uns war es wichtig, das vegane Thema auf eine andere und neue Ebene zu heben.
Vegan kann absolut stylisch und cool sein. Wir haben die vegane Thematik neu bespielt und es hat funktioniert. Was das betrifft, waren was Pionierinnen. Natürlich isst das Auge mit. Die Präsentation ist Alles! Wir legen sehr großen Wert auf das Shop Design aber auch auf die Präsentation unserer Speisen sowie auf schöne Fotos der Produkte.
Woher nehmt ihr eure Inspiration für die Speisekarte und eure Lokal & Shop-Konzepte?
Meine beiden großen Leidenschaften seit 30 Jahren sind Shop Design und die Stadt Los Angeles. Ich war Anfang der 90iger Jahre in L.A. und wusste sofort, das ist meine Stadt. Ich habe auch dort gelebt und meine Schwester hat mich oft besucht. In L.A. entstand unsere Idee für „The LaLa“ (L.A. bedeutet LALA Land) und auch die Inspiration für die Gerichte im „The LaLa“ entstanden in der Stadt der Engel. Alles, was wir in L.A. gerne gegessen und genossen haben, haben wir uns so auch nach Wien geholt. Auch für „Veganista“ gab uns Los Angeles die Inspiration. Die Farben, die Zutaten, der freundliche Umgang mit den Kund*innen. All das hat uns inspiriert und wir haben diesen L.A.-Spirit in Wien erfolgreich umgesetzt und aufleben lassen.
Hast du ein einfaches veganes Go-To Gericht zum Nachkochen?
Ein „The LaLa“ Bestseller ist unser Gericht „THE KALE-IFORNIA“
Zutaten für 2 Personen:
Salat:
- 150 g Grünkohl (Kale)
- 50 g Rotkraut
- 40 g Karotten
- 3 EL Granatapfelkerne
- 1 EL Walnüsse
- Microgreens (optional, The LaLa verwendet am liebsten Erbsensprossen)
Tahini-Dressing:
- 90 g Tahini (100 % Sesammus)
- 5 g Tamari (Sojasauce)
- 1⁄2 TL Ahornsirup
- 5 g geröstetes Sesamöl
- 5 g Himalaya-Salz
- 40 g frisch gepresster Zitronensaft
- 180 g Wasser
- Pfeffer (nach Geschmack)
Zubereitung:
Für das Dressing alle Zutaten im Blender mixen, bis sie sich gut verbunden haben. Wer keinen Blender zu Hause hat, kann die Zutaten alternativ auch in einer Schüssel mit einer Gabel und etwas Geduld verrühren.
Den Grünkohl gut waschen und die Stängel in der Mitte entfernen. Die Blätter nachher noch etwas zerkleinern und in einer Schüssel mit ca. 3/4 vom Dressing vermengen. Den Grünkohl damit „massieren“. Das bedeutet, dass man mit den Händen den Grünkohl so lange knetet, bis er weich ist. Rotkraut klein schneiden und Karotten raspeln. Zusammen mit den Granatapfelkernen zum Grünkohl geben. Mit gehackten Walnüssen und (wer möchte) Microgreens garnieren. Mit dem restlichen Dressing abschließen.
Tipp von „The LaLa“: Das Massieren des Grünkohls kann einige Minuten dauern – dabei auf keinen Fall zu schüchtern sein, sondern zupacken!
Und da wir schon bei Rezepten sind: Was ist euer Rezept zum Erfolg? Mit zwei „The LaLa“ Lokalen und zwölf „Veganista“ Shops seid ihr in Wien stark vertreten.
Mut und Durchhaltevermögen. Das braucht man auf jeden Fall, denn es werden einem jeden Tag Steine in den Weg gelegt. Wenn man ca. 170 fleißige Mitarbeiter*innen im Sommer anstellt, darf man keine Angst vor Verantwortung oder Niederlagen haben.
Wann war für euch der Punkt, an dem ihr wusstet, ihr wollt ein Lokal aufmachen?
Für mich war es immer schon klar. Ich habe im Jahr 2005 „LUSH Cosmetics“ nach Österreich gebracht und acht Shops eröffnet, davon einen Shop sogar in der Slowakei. Ich liebe und brenne für Retail Business. Das ist meine große Leidenschaft. Meine Schwester und ich leben vegan, also war es schon sehr früh klar, dass wir eines Tages ein Veganes Business zusammen aufmachen werden. Und wir lieben die Vielseitigkeit der Kulinarik und war es schon lange unser Ziel, unsere gemeinsame Leidenschaft zum Beruf machen.
Wie ist es, mit der Schwester zusammenzuarbeiten? Seid ihr euch oft einig?
Es ist wie in jeder Partnerschaft. Man ist sich natürlich nicht immer einig. Aber das wäre auch seltsam, wenn man immer derselben Meinung wäre.
Wir sind komplett unterschiedliche Persönlichkeiten. Aber jede deckt ihren Bereich so optimal ab, dass es für unsere Firmen einfach die perfekte Kombination ist.
Jede von uns beiden hat ihre Qualitäten und diese sind ausschlaggebend für den Erfolg der Unternehmen.
Verfolgt ihr mit euren Gastronomie-Konzepten eine besondere Mission?
Wir möchten der Welt zeigen, dass Genuss auch ohne Tier Leid möglich ist und obendrein auch gut schmecken kann. Wir halten nichts von der Zeigefingermentalität. Wir wollen vorzeigen, dass es auch vegan geht. Ob man es isst, kann jeder für sich selbst entscheiden. Wir glauben fest an kompromisslose Qualität und stetige Innovation. Es muss gut schmecken. Wir haben das Glück, dass unsere Kund*innen das erkannt haben und der Großteil unserer Kund*innen ist nicht vegan, sie kommen aber trotzdem regelmäßig zu uns. Darauf sind wir stolz und sehr dankbar.
Die Gastronomie-Szene wird noch immer von Männern dominiert. Welchen Rat hast du an FLINTA, die sich ebenfalls heranwagen möchten?
Ja, wir sehen leider auch immer noch, dass in der Gastronomie weniger Frauen als Männer beschäftigt sind.
Wir freuen uns schon auf den Tag, an dem man nicht mehr „Female Business Owner“ sagen „muss“, weil es egal ist, ob es ein Mann oder eine Frau ist.
Wir können es nur vorzeigen, dass es geht und hoffen, dass wir damit andere Frauen motivieren es auch zu tun. Die positive Einstellung und Herangehensweise ist das Wichtigste. Ich sage meinem 12-jährigen Sohn sehr oft, dass eine Frau ganz genau dasselbe kann wie ein Mann. Wenn wir unseren Kindern das früh zu verstehen geben, bin ich weniger besorgt, wenn es um die Zukunft der Frau im Business geht. Generell sage ich immer wieder: „Einfach tun!“
Wie bleibt ihr jung?
Mit sehr viel Sport und veganer Ernährung. Daran glauben wir ganz fest.
Prickelnd, mild oder ohne?
Prickelnd! Immer!
Wir bedanken uns bei Cecilia Havmöller, Gründerin und Geschäftsführerin von The Lala und Veganista, für dieses tolle Interview!
Fotocredits:
The LaLa Speisen © Severin Wurnig/The LaLa
Veganista The LaLa Gründerinnen vlnr: Susanna Paller und Cecilia Havmöller © Veganista
Veganista Gründerinnen vlnr. Cecilia Havmoeller, Susanna Paller © Wurnig
Veganista X SPAR: Cecilia Havmöller © Gerhard Wasserbauer
The LaLa Speisen: The Lala © Severin Wurnig
Veganista © Gabriele Paar
The LaLa & Veganista x Flughafen Wien © Flughafen Wien