Thomas Waidhofer

Thomas Waidhofer: das Kind im Künstler

Beim Designprozess einer PET Flasche ist die Frage der Form entscheidend. Viele sind sich der zeitlosen Eleganz und dem praktischen Nutzen nicht bewusst. Künstler Thomas Waidhofer hat sie jedoch erkannt und sie für sich genutzt. In seinem Kunstprojekt „PET“ erstellt er edle Vasen mithilfe des Gebrauchsgegenstandes, die das Konzept der Wegwerfgesellschaft challengen. Wir haben ihn zum Gespräch geladen.

 

 

Thomas Waidhofer

 

 

Zum Start: Wie würdest du dich in 5 Worten beschreiben? 

Vielseitig, ausgeglichen, optimistisch, ungeduldig, unpünktlich

 

Nun warst du nicht immer Künstler, sondern hast zu Beginn als Electrical Energy Technician gearbeitet. Wie hast du deine Liebe zur Kunst entdeckt? 

Über Umwege und sehr viel Zufall. Ich hatte einen Unfall, bei dem ich mir meine linke Schulter stark verletzt habe und für etwa sechs Monate arbeitsunfähig war. Während dieser Zeit fingen ein paar Freunde an, einen Club aufzubauen. Auf der Baustelle verbrachte ich meinen gesamten Krankenstand. Im Zuge der Bauarbeiten lernte ich die Leute kennen, die die Lichtinstallation bauten und war kurzerhand Teil des Kollektivs und deren Agentur. Schnell war für mich klar, dass das meine neue Zukunft ist. Ich kündigte meinen Job, wurde auf der Angewandten aufgenommen und ging meinen eigentlich sehr unsicheren, aber umso erfüllenderen Weg.

 

Welche Entscheidung in deinem Leben würdest du im Nachhinein gerne ändern oder andersherum: Welchen Moment würdest du gerne noch einmal erleben? 

Auf der einen Seite glaube ich, dass ich während meiner Studienzeit zu früh begonnen habe selbstständig zu arbeiten. Hätte ich mich 2-3 Jahre länger auf das Studium konzentriert, hätte ich es eventuell auch abgeschlossen. Auf der anderen Seite habe ich dadurch drei Jahre Vorsprung, in denen ich mir durch verschiedene kommerzielle Arbeiten mein eigenes Atelier mit einer gut ausgestatteten Werkstatt aufbauen konnte. Schwer zu sagen, ob ich es noch einmal genauso machen würde oder eben nicht.

 

 

Thomas Waidhofer

 

 

Woher nimmst du deine Inspiration und wer oder welche Persönlichkeit inspiriert dich? 

Seitdem ich kreativ arbeite, werde ich immer wieder mit dieser Frage konfrontiert und ich habe bis heute noch keine passende Antwort parat. Ich habe weder einen bestimmten Inspirationsprozess noch eine Persönlichkeit, die mich inspiriert. Ich gehe einfach mit offenen Augen durchs Leben. Ideen für meine Arbeiten kommen nicht in speziellen Momenten und nicht an speziellen Orten. Oft fällt mir eine Kleinigkeit auf, die mich auf eine Idee bringt: sei es eine Rohrschelle in der Straßenbahn oder ein Auto, das in die Garage am Karmelitermarkt fährt, während ich gegenüber im Kaffeehaus sitze. Fakt ist, sobald ich eine Idee habe, drifte ich gedanklich komplett ab und bekomme um mich herum nichts mehr mit. Ich habe schlaflose Nächte und plane in meinem Kopf alles durch, ohne mir Notizen oder Skizzen zu machen. Erst wenn ich konkret an der Idee begonnen habe zu arbeiten, geht das normale Leben wieder weiter.

 

Hast du unter diesen Arbeiten auch besondere Herzensprojekte? 

Jede neue Idee, die zu einem neuen Projekt führt, lässt mich alle anderen Projekte total vergessen. Dadurch finden sich im Atelier an jeder Ecke angefangene Arbeiten, die alle für eine gewisse Zeit Herzensprojekte waren, aber auch immer bleiben. Ich habe eigentlich zu all meinen Arbeiten eine starke Bindung und jeder Verkauf nimmt mir immer wieder ein Stück von mir selbst. Umso mehr freut es mich, wenn sich Käufer bei mir melden und erzählen, welch große Freude sie mit meinen Arbeiten haben.

 

Thomas Waidhofer

 

Was bedeutet jungbleiben für dich? 

Kinder zeichnet aus, dass sie immer die Wahrheit sagen und über eine grenzenlose Neugier verfügen – das ist für mich der Inbegriff des Jungseins. Somit bedeutet jungbleiben für mich, bis auf kleine Notlügen, immer ehrlich zu sein und niemals aufzuhören, Neues zu entdecken und auszuprobieren – sei es in der Kunst, in der Gesellschaft oder im Alltag.

 

Da wir gerade bei Kindern sind: Welches Kindheitserlebnis hat dich geprägt? 

Das würde ich eher auf meine gesamte Kindheit beziehen als auf ein gewisses Erlebnis – ich bin in einer Beamtenfamilie mehr oder weniger auf Fußballplätzen aufgewachsen. In meinem gegenwärtigen Umfeld bin ich fast ein Einhorn ohne akademische Vorfahren mit Kunstkenntnissen oder Kunstverständnis. Anfangs war mir das immer wieder peinlich und ich sprach nicht gerne darüber. Heute zähle ich das aber wohl zu meinen größten Vorteilen, da ich mich dadurch allen Formen des Daseins unvoreingenommen gegenüberstellen kann und von der Villa im 19. Bezirk bis zum Gemeindebau in Simmering so gut wie alles kenne.

 

Website:

https://www.thomaswaidhofer.com/

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