
Wer jung bleiben will, bucht am besten Vollpension.
Die Gebrüder Stitch sind umtriebige Zeitgenossen: Neben einer organischen Maß-Jeans- Schneiderei und einem Heurigen haben sie die Vollpension ins Leben gerufen, wo junge Menschen mit älteren Personen in Kontakt kommen – natürlich bei einer guten Mehlspeis.
Christine ist erst seit Anfang September bei der Vollpension dabei, dafür aber mit ganzem Herzen. Weil sie weder kochen noch backen kann, ist sie für die Gäste verantwortlich. Die Vollpension ist ein Wiener Café mit einem besonderen Generationen-Twist. Omas kochen und backen, kellnern und plaudern in dem Café in der Schleifmühlgasse. Die Einrichtung ist gerade kitschig genug. Heute gibt es Birnen- und Zwetschgenkuchen.
Mit ihrem Konzept betreibt die Vollpension unaufdringlich soziales Engagement. Altersarmut und Vereinsamung sind große Themen. In der Vollpension können sich Omas geringfügig etwas dazuverdienen und vor allem ihre Lebensgeschichte erzählen. Das ist für David ein ganz wichtiger Punkt. Das sind Menschen, die unglaublich viel erlebt haben. So viele Weisheiten, die verloren gehen, weil sie selten auf offene Ohren stoßen.
David ist von Anfang an beim Projekt dabei. Das sind mittlerweile schon drei Jahre. Er kümmert sich um den Soundbraten – eine Eventreihe in der Vollpension. Die Veranstaltung soll eine Brücke zwischen alt und jung bauen. Eine Oma kocht zwei Gerichte. Die Gäste entscheiden dann, welches besser schmeckt und für einen Monat in die Speisekarte aufgenommen wird. Dazu wird elektronische Musik aufgelegt. Die Spezialität von Davids Oma sind übrigens Kaasnudeln.
„Mit den jungen Leut‘ kann man sehr gut diskutieren“, findet Christine. Sie hatte früher ein eigenes Lokal und hat damit ihr Hobby zum Beruf gemacht. „Die ersten drei Wochen waren super“, sagt Christine über die Pension. Lange hat sie es aber nicht ausgehalten, sie muss „immer in Bewegung bleiben“. Sie will so lange wie möglich in der Vollpension bleiben: „Vielleicht komm‘ ich noch mit dem Rollator!“
„Wir wollen Vielseitigkeit“, betont Hannah, die Teil der Geschäftsführung ist. Ihre Oma macht das beste Szegediner Gulasch. Ein Blick ins Gästebuch genügt, um zu sehen, dass die Idee aufgeht: „Das ist mein Oma-Ersatz.“
Und was hält dich jung? Verrate uns im Kommentarbereich dein Geheimnis. #jungbleiben
Fotos: Karolin Pernegger