
Wer jung bleiben will, darf nie aufhören zu spielen.
Anita Landgraf liebt Brettspiele und hat ihr Hobby zum Beruf gemacht: Ihre Agentur „White Castle“ testet Brettspiel-Ideen, gibt Autoren Tipps und vermittelt den nächsten Hit an Verlage.
Das Hobby zum Beruf zu machen ist super. Für einen Großteil von uns bleibt es aber bei einem Wunschtraum, der meist nur in Ansätzen in Erfüllung geht. Da kann man auf Anita Landgraf schon ein wenig eifersüchtig werden: Ihr Hobby sind Brettspiele und in ihrem Job dreht sich alles um kreative Ideenfindung und spielerischen Spaß. Sie ist Anfang 30 und Chefin ihrer eigenen Spieleagentur namens „White Castle“ im Wiener Museumsquartier.
„Wir suchen gute und neuartige Ideen zu Gesellschaftsspielen, testen und verfeinern diese bei Bedarf und leiten sie letztlich an Verlage weiter, die die Spiele im Idealfall dann veröffentlichen“, sagt Anita über ihren Job. Neben der Tatsache, dass sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen konnte, schätzt Anita vor allem die familiäre Stimmung in der Branche: „Kollegen, Mitbewerber, Autoren und Redakteure sind durch die Bank großartige und zum Teil ungewöhnliche Menschen. Es ist der Hammer, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“
Dass Menschen daran Spaß haben, sorgt aber auch dafür, dass die harte Arbeit, die dahinter steckt, ignoriert wird: „In jedem Feuilleton findet man Kritiken zu Musik, Theater, Büchern, Filmen und neuen digitalen Gadgets. Rezensionen oder Reportagen zu Brettspielen gibt es selten und wenn, dann fast ausschließlich zu Weihnachten.“
Dennoch sind laut Anita Landgraf auch hier Fortschritte zu vermelden: Mittlerweile ist es normal, dass der Autor oder die Autorin eines Spiels auf der Schachtel stehen. „Das sind nicht irgendwelche Namen: Es gibt hochkomplexe Spiele, an denen über mehrere Jahre gearbeitet wird und dann dauert es noch mal ein Jahr oder länger bis der Verlag die Produktion abgeschlossen hat. Und auch bei einem weniger komplexen Spiel braucht es einiges an Hirnschmalz, um es spielbar zu machen.“
Die Favoriten von Anita sind übrigens das Stichkartenspiel „Tichu“, das Brettspiel zu „Battlestar Galactica“ und eines ihrer aktuellen Projekte, das sich unter dem Arbeitstitel „Last Tribes“ noch im Prototypenstadium befindet.
Brett- und Gesellschaftsspiele erleben aktuell einen ungemeinen Aufschwung, vor allem auch komplexe Brettspiele werden immer beliebter. Gleichzeitig avancieren einzelne Autoren zu Stars in der wachsenden Szene. „Ein gutes Spiel zu erschaffen, ist eine Wahnsinnsleistung. In jedem Spiel stecken Unmengen großartiger Geschichten aus der Entwicklungszeit. Und mit jedem Mal spielen, schaffen die Spieler ihre eigenen dazu. Das macht es zu einem einzigartigen Medium“, erzählt Anita.
Und was hält dich jung? Verrate uns im Kommentarbereich dein Geheimnis. #jungbleiben