Augarten Porzellan
Fotos © Augarten Porzellan

Unzerbrechlich: Augarten Porzellan im Zeitenwandel

Seit über drei Jahrhunderten steht Augarten Porzellan für exzellente Handwerkskunst, kaiserliche Eleganz und die Verbindung von Tradition mit zeitgenössischem Design. Die 1718 gegründete Wiener Porzellanmanufaktur ist nach Meissen die zweitälteste Europas und war die erste kaiserliche Manufaktur der Habsburger-Monarchie. In enger Zusammenarbeit mit Künstlern wie Josef Hoffmann und Dagobert Peche prägte Augarten im 20. Jahrhundert maßgeblich die europäische Porzellankultur und schuf damit den unverwechselbaren Stil des Wiener Porzellans: handgefertigte Stücke mit höchster Präzision, feiner Malerei und klarer Formensprache. Bis heute ist die „Wiener Rose“, die 1924 entworfen wurde, geheimes Markenzeichen und in vielen Haushalten rund um die Welt zu finden. Seit ihrer Entstehung wurde sie hunderttausendfach von Hand auf Porzellan gemalt.

Heute versteht sich Augarten nicht nur als Manufaktur, sondern auch als kulturelles Aushängeschild Wiens. Das firmeneigene Porzellanmuseum im barocken Schloss Augarten, wechselnde Ausstellungen sowie Kooperationen mit Museen und zeitgenössischen Designer:innen zeigen, welche Ausstrahlung die Manufaktur und die Marke bis heute haben.

An der Spitze des Traditionsunternehmens steht seit 2024 Stephanie Lamezan-Salins. Mit einem klaren Fokus auf Qualität, Nachhaltigkeit und kreative Weiterentwicklung führt sie Augarten in die Zukunft. Im Interview spricht sie über die Relevanz des Kunsthandwerks in einer modernen Welt, neue Wege der Markenkommunikation und darüber, warum echter Luxus heute mehr denn je mit Herkunft, Sinn und Einzigartigkeit verbunden ist.

Das #jungbleiben Magazin hat mit Stephanie Lamezan-Salins, Geschäftsführerin von Augarten Porzellan, gesprochen.

Augarten blickt auf eine über 300-jährige Geschichte zurück. Wie gelingt es Ihnen, diese Tradition mit den Anforderungen eines modernen Unternehmens zu verbinden?

Wir sind sehr stolz auf unsere Geschichte, die besondere Rolle, die Augarten seit Jahrhunderten in der Herstellung feinsten Porzellans in Europa einnimmt. Dafür sind wir auf der ganzen Welt bekannt. Augarten kann aber nur deshalb auf eine so lange Geschichte zurückblicken, weil wir uns als Unternehmen immer weiterentwickelt haben – in der Formensprache und im Design. Wir halten an den traditionellen Techniken fest und bringen gleichzeitig frische Ideen ein. So entstehen Stücke, die in ihrer Qualität und Ästhetik zeitlos sind.

Augarten sieht sich auch als kulturelles Aushängeschild Wiens. Welche Rolle spielt das Unternehmen im Dialog mit Museen, Galerien oder Kulturveranstaltungen?

Porzellan spielt in der Kulturgeschichte Wiens eine zentrale Rolle – als kaiserliche Manufaktur natürlich besonders. Wir haben im Schloss Augarten ein eigenes Porzellanmuseum, in dem sich eine beachtliche Sammlung aus über 300 Jahren Wiener Porzellan befindet. Wir haben auch wechselnde Sonderausstellungen, wie momentan CAPRI, für die wir interessante Leihgaben aus anderen Sammlungen und Museen bekommen und so eine spannende Vielfalt zeigen können. Sowohl zu Ausstellungseröffnungen, Führungen als auch zu Veranstaltungen wie der Langen Nacht der Museen freuen wir uns über regen Besuch!

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um handwerkliches Wissen innerhalb des Unternehmens zu sichern und an die nächste Generation weiterzugeben?

Unsere Werkstätten sind Orte der Weitergabe und des Lernens. Das Wissen erfahrener Kolleg:innen wird im täglichen Tun vermittelt – oft über viele Jahre hinweg. Zusätzlich pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit einer Keramikschule. Junge Menschen kommen als Praktikant:innen zu uns, entdecken das traditionelle Kunsthandwerk und entscheiden sich häufig für eine Laufbahn bei Augarten Wien. Diese persönliche Entwicklung sehen wir als wichtigen Teil unserer Verantwortung.

Augarten Porzellan

Bis heute residiert die Manufaktur und das Museum im Schloss Augarten im 2. Wiener Gemeindebezirk | Fotos © Augarten Porzellan

Aktuelle Studien, wie beispielsweise von der Universität Göttingen, zeigen, dass Luxus heute zunehmend mit immateriellen Werten wie Nachhaltigkeit, kultureller Tiefe und persönlicher Sinnstiftung assoziiert wird. Wie positioniert sich Augarten Porzellan in diesem neuen Luxusverständnis?

Ich denke ebenfalls, dass wir in einer Zeit leben, in der wir aus der Beliebigkeit ausbrechen wollen und Faszination an den besonderen Dingen finden. Bei jedem Stück Porzellan aus unserem Haus ist die Besonderheit erkennbar – sowohl in der Feinheit des Porzellans als auch in der Raffinesse der Malerei. Eine besonders eindrucksvolle Form des Einzigartigen findet sich in der Individualisierung unserer Stücke, also in der Herstellung nach Kundenwunsch. Das ist dann der wahre Luxus: das Unikat.

In vielen Familien hat das Augarten Porzellan eine starke emotionale Bedeutung, da es von Generation zu Generation weitergegeben wird. Mit welchen Maßnahmen möchten Sie jüngere Zielgruppen für Augarten Porzellan begeistern und die Marke für kommende Generationen attraktiv machen?

Wir wollen gerne die Barriere zur Marke Augarten abbauen und junge Leute auffordern, die Marke kennenzulernen. Früher war es in Wien ein stilles Zeichen von Stil und gutem Geschmack, Augarten im Haus zu haben – heute trifft man die Entscheidung ganz bewusst, weil man Qualität, Handarbeit und Herkunft schätzt. Ein Besuch in unserer Manufaktur ist hier sehr beliebt, entweder bei einer der vielen Veranstaltungen oder im laufenden Führungsbetrieb. Zusätzlich laden wir einmal im Jahr zum Manufakturverkauf Weiße Wochen ein. Wer sieht, wie viel Handarbeit, Zeit und Hingabe in jedem Stück steckt, entwickelt oft ein ganz neues Verständnis für Porzellan.

 „Wir sehen uns als Teil des kulturellen Erbes dieser Stadt und tragen Verantwortung dafür, wie wir es weiterentwickeln.“

– Stephanie Lamezan-Salins, Geschäftsführerin von Augarten Porzellan

Augarten hat mit verschiedenen zeitgenössischen Designer:innen wie dem Duo ‚mostlikely‘ und Barbara Salaun kooperiert. Welche Kriterien sind entscheidend bei der Auswahl solcher Partner:innen, und wie tragen diese Kooperationen zur Weiterentwicklung der Marke bei?

Für uns entstehen die schönsten Kooperationen dann, wenn Menschen zusammenkommen, die ein gemeinsames Verständnis für Qualität, Gestaltung und Haltung mitbringen. Unsere Partner:innen sollten unsere Werte teilen und Freude daran haben, mit einem starken handwerklichen Fundament kreativ zu arbeiten. Wir sehen uns als Teil des kulturellen Erbes dieser Stadt und tragen Verantwortung dafür, wie wir es weiterentwickeln. Gleichzeitig lieben wir es, wenn neue Impulse entstehen, wenn Ideen wachsen und sich etwas Unerwartetes entfaltet. Solche Projekte machen Augarten lebendig, inspirieren unser Team – und öffnen den Blick für das, was Porzellan heute sein kann.

Augarten Porzellan

Stephanie Lamezan-Salins, Geschäftsführerin von Augarten Porzellan, führt seit 2024 das Unternehmen. Besonders beliebt sind die berühmten Champagnerschalen, die von König Ludwig XVI in Auftrag gegeben wurden. | Fotos © Augarten Porzellan

Welche Rolle spielt Storytelling – etwa über die Geschichte einzelner Produkte oder Künstler:innen – in Ihrer Markenkommunikation?

Eine sehr große! Wir profitieren heute noch von ganz großen Designer:innen, die für die Manufaktur gearbeitet haben. Das beste Beispiel hierfür ist wohl Josef Hoffmann, der manche der ikonischsten Serien entwickelt hat. Daran merken wir auch, dass wirklich gutes Design Generationen überdauert. Über besonderes Design lässt sich dann natürlich sehr viel erzählen.

Über welche Designer:innenkooperation darf man sich in nächster Zukunft freuen?

Im Juni werden wir die bereits zweite limitierte Edition Champagnerschalen mit dem female-owned Label LA KATZ auf den Markt bringen. Die erste Edition in Blau ist von unseren Kund:innen begeistert angenommen worden – nun freuen wir uns auf eine Schale in sommerlichem Weiß.

23. April 2025
Gut für dich und die Umwelt: 5 Hobbies zum nachhaltig #jungbleiben
1. Mai 2025
Bleib Durstig: Vöslauer x Nina Chuba

Kommentieren

Die E-Mail Adresse wird auf der Website nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet und müssen ausgefüllt werden.