Marije Kruis mit Spot the Dot im #jungbleiben Portrait über Hautkrebs & Vorsorge
Marije Kruis ist Melanom-Patientin, Aktivistin und Gründerin von Spot the Dot – und sie spricht über Haut und Gesundheit so direkt, humorvoll und klar wie kaum jemand sonst. Im Interview erzählt sie, wie sich ihr Blick auf den eigenen Körper verändert hat, warum Hautkrebsvorsorge im Alltag beginnt und wie aus Sonnenschutz, Hautchecks und Gesprächen mit Freund:innen ganz selbstverständlich Routine werden können.
Wie würdest du dich in fünf Worten beschreiben?
Empathisch, direkt, rebellisch, witzig, nerdy.
Wenn du an deine eigene Diagnose zurückdenkst: Wie hat sich seitdem dein Blick auf Gesundheit und deinen Körper verändert?
Früher dachte ich, gebräunte Haut sieht einfach besser aus. Ich war überzeugt, dass ein bisschen Farbe mich „gesünder“ wirken lässt. Heute weiß ich: Kein Sommerglow der Welt ist es wert, dafür mein Leben zu riskieren.
Meine Diagnose hat meinen Blick komplett positiv verändert. Ich behandle meinen Körper jetzt wie jemanden, den ich wirklich liebe, ich höre mehr auf ihn, gebe ihm Pausen, achte auf meine Haut und feiere jeden Tag, an dem ich ohne Angst rausgehe. Ich genieße die Sonne immer noch, nur eben sicher: SPF, Schatten, UV-Schutzkleidung… es gibt viele Wege, sich draußen gut zu fühlen, ohne sich zu schaden.

Fotos © Max Manavi-Huber
Viele denken bei Hautkrebs zuerst an „zu viel Sonne“, aber nicht an ihren Alltag. Was unterschätzen wir im täglichen Leben am meisten, wenn es um unsere Haut geht?
Hautkrebs gehört zu den Krebsarten mit den höchsten Zuwachsraten unter jungen Menschen. Das ist kein Problem „für später“, sondern eines, das uns jetzt betrifft. Schon ein einziger heftiger Sonnenbrand in der Kindheit oder Jugend verdoppelt das Risiko, später im Leben an Melanom-Hautkrebs zu erkranken.
Ein weiteres Missverständnis: Hautkrebs macht keinen Unterschied. Er kann jede Person, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder Alter, betreffen. Selbst Menschen, die sehr selten einen Sonnenbrand bekommen, sind nicht geschützt. Heute bereue ich es, meine Haut früher nie kontrolliert zu haben. Mit 30 standen Therapien und Operationen an, die sich hätten vermeiden lassen.

Fotos © Max Manavi-Huber (li, mitte); Tim Cavadini (re)
Wenn du Hautkrebsvorsorge auf ein paar einfache Gewohnheiten runterbrechen würdest: Welche drei Routinen würdest du jedem Menschen ans Herz legen?
- Täglich Sonnenschutzmittel auftragen: besonders bei hoher UV-Strahlung regelmäßig nachcremen. Bonus: Sonnencremes schützt auch vor Falten.
- Monatliche Haut-Checks: lerne die ABCDE-Methode und überprüfe deine Haut und die deiner Liebsten. Ich habe dazu ein kleines Gratis Browser-Game erstellt: www.spotthedot.org/game
- Gespräche starten: frage Freunde, Kolleg:innen oder Partner:innen, wann sie zuletzt ihre Haut kontrolliert haben. Biete an, sie zum Arzt zu begleiten, wenn nötig. Eine kleine Geste kann Leben retten.

Fotos © Tim Cavadini (re)
Gerade junge Menschen lieben Sonne, Festivals und Reisen und denken selten an Hautchecks. Was möchtest du jemandem Mitte 20 sagen, der das Thema noch komplett wegschiebt?
Festivals machen genauso viel Spaß mit Kopfbedeckung, Sonnencreme und vielleicht etwas Selbstbräuner statt echter Sonne. Bräune ist es nicht wert, gesundheitliche Risiken einzugehen.
Haut-Checks können sogar ziemlich sexy sein. Frag deine:n Partner:in, ob sie Hilfe beim Checken brauchen. Ab damit: go get naked!
Viele haben Angst vor dem Befund oder schieben den Termin beim Hautarzt ewig vor sich her. Wie können wir diese Schwelle kleiner und freundlicher machen?
Es ist völlig normal, sich Sorgen zu machen. Ein Hautcheck ist unkompliziert: man steht in Unterwäsche da, die Ärztin oder der Arzt schaut nur auf die Haut. Wird etwas gefunden, gibt es heute viele wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Je früher man handelt, desto größer sind die Chancen auf Heilung. Angst sollte niemanden davon abhalten, auf sich zu achten.
Stell dir vor, wir schauen in zehn Jahren zurück: Was wünschst du dir, hat sich bis dahin im Umgang mit Hautkrebsvorsorge und Hautgesundheit verändert?
Ich hoffe, dass Prävention selbstverständlich geworden ist. Dass Menschen jeden Alters und jeder Hautfarbe Hautkrebs ernst nehmen und dass täglicher Sonnenschutz und monatliche Selbstkontrolle normal sind, genauso wie Zähneputzen oder Sport. Hautgesundheit sollte kein Thema sein, das man auf die lange Bank schiebt.

Fotos © Manuel Peric
Was bedeutet #nachhaltig jungbleiben für dich?
Für mich bedeutet es, gesund, selbstbewusst und energiegeladen zu bleiben. Nicht nur die Haut zu schützen, sondern den Körper zu respektieren, bewusst zu leben und Freude an Dingen zu haben, die einem guttun. Jungbleiben ist weniger ein äußerlicher Look, sondern ein Lebensgefühl.
Ohne, mild oder prickelnd?
Ohne. Außer natürlich, wenn’s ein Spritzer ist.
Erfahre mehr über Marije und ihre NGO unter www.marijekruis.com, www.spotthedot.org www.fasterthanskincancer.org und auf Instagram unter @spot.the.dot.
Über Spot the Dot
Spot the Dot wurde 2015 als gemeinnützige Organisation von der niederländischen Melanom-Patientin Marije Kruis gegründet. Die Organisation arbeitet mit einem globalen Netzwerk von Leuten aus Kunst und Sport sowie Hautkrebsbetroffenen und Dermatologen zusammen um das Bewusstsein für Melanome und andere Arten von Hautkrebs zu schärfen. Ihre gemeinsames Ziel ist es, Menschen zu inspirieren und mit Angehörigen und Gesundheitsdienstleistern über die Wichtigkeit von proaktiven Maßnahmen zu sprechen, um Hautkrebs vorzubeugen und frühzeitig zu erkennen