
Lisa Kandlhofer im #jungbleiben Portrait
Lisa Kandlhofer ist eine der prägenden Stimmen der jüngeren österreichischen Galerieszene. In ihrer Galerie vertritt sie internationale Positionen mit klarem kuratorischem Fokus und Gespür für Zeitgeist, ohne sich Trends unterzuordnen. Im Gespräch gibt sie Einblicke in persönliche Aha-Momente, ihre Haltung als Galeristin und was es für sie bedeutet, Kunst und Menschen sichtbar zu machen.
Wie würdest du dich in 5 Worten beschreiben?
Ehrgeizig, kunstaffin, international, offen, resilient

Fotos © Manuel Carreon Lopez
Erinnerst du dich an das erste Kunstwerk, das dich wirklich berührt hat?
Mit 19 habe ich im Metropolitan Museum in New York eine große Retrospektive von Francis Bacon gesehen – die erste umfassende Ausstellung seines Werks dort. Es war eine außergewöhnliche Schau, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Seine Bilder hatten eine solche Intensität und Unmittelbarkeit, dass sie mich sofort gepackt haben.
Deine Galerie bringt junge Positionen auf die Bühne. Was macht für dich ein spannendes künstlerisches Talent aus?
Für mich ist ein spannendes künstlerisches Talent jemand, der oder die eine eigenständige Position entwickelt hat, mit einer klaren Handschrift die nicht beliebig wirkt. Innovation spielt dabei eine Rolle, aber genauso wichtig ist die handwerkliche oder konzeptuelle Qualität hinter der Arbeit.

Fotos © Manuel Carreon Lopez
Wie fühlt es sich an, wenn man gemeinsam mit einer Künstlerin oder einem Künstler wächst?
Das ist im Grunde das Ziel einer Galerie, genau darum geht es. Man geht ein Risiko ein, glaubt an eine künstlerische Position, und im besten Fall wächst man gemeinsam. Daraus entsteht eine tiefe Bindung, die weit über das Geschäftliche hinausgeht. Es entwickelt sich ein Vertrauensverhältnis, das auf gegenseitigem Respekt, gemeinsamen Zielen und nicht selten auch auf echter Freundschaft beruht.
Du hast in New York gelebt. Was hast du aus dieser Zeit mitgenommen, das dich heute noch prägt?
Innovative Ausstellungen, die Kunstszene. Vor allem die Energie der Kunstszene dort. Dieser ständige Austausch, die Offenheit und die Fülle an innovativen Ausstellungen haben meinen Blick geschärft. Man lernt schnell, neugierig zu bleiben und sich ständig weiterzuentwickeln. Diese Haltung begleitet mich bis heute.
Was bedeutet es für dich, Räume für Kunst zu schaffen?
Für mich bedeutet es, Künstler*innen einen Ort zu geben, an dem ihre Ideen entstehen, wachsen und sichtbar werden dürfen, oft auch gegen Widerstände oder Konventionen. Es geht darum, Räume zugänglich zu machen und Schwellen abzubauen – intellektuelle, soziale & räumliche. Kunst braucht offene Türen, nicht elitäre Tore. Wer Räume schafft, übernimmt auch Verantwortung: Welche Stimmen zeige ich? Welche Themen lasse ich zu? Wer wird gesehen und wer nicht? Diese Fragen prägen mit, wie sich Diskurse entwickeln und genau darin liegt für mich die eigentliche Bedeutung solcher Räume.

Fotos © Courtesy of Nana Mandl
Gibt es ein Werk, das du nie wieder hergeben würdest?
Ja, eine Zeichnung von Hermann Nitsch mit einer persönlichen Widmung. Er hat sie mir kurz vor seinem Tod geschenkt.
Was bedeutet #nachhaltig jungbleiben für dich?
Nachhaltig jungbleiben heißt für mich, Entscheidungen zu treffen, die über den Moment hinaus Bestand haben. Dinge so anzugehen, dass sie nicht nur kurzfristig funktionieren, sondern auch in zehn Jahren noch Sinn ergeben im Leben, im Beruf, in Beziehungen. Es geht um Haltung, nicht um Tempo.
Ohne, mild, oder prickelnd?
Mild.
Info Fotocredits:
Alle Installation Views: Manuel Carreon Lopez
Nana Mandl Werkansichten: Courtesy of Nana Mandl
Lisa Kandlhofer Portrait: Caio Kauffmann
Werkansichten Hermann Nitsch, Karl Karner und Alicia Viebrock: Manuel Carreon Lopez