Susanne Wuest
Fotos © Michael Dürr Photography

Susanne Wuest: Ein Leben zwischen den Zeilen

Die österreichische Schauspielerin Susanne Wuest gehört zu den spannendsten Gesichtern des europäischen Arthouse-Kinos. Ihren Durchbruch feierte sie mit dem Psychothriller Ich seh Ich seh, der international gefeiert und mehrfach ausgezeichnet wurde. Im Interview mit dem #jungbleiben Magazin spricht die in Berlin lebende Schauspielerin über ihren intuitiven Zugang zu Rollen und die intensive körperliche Vorbereitung auf emotionale Figuren.

Aktuell ist sie in der Amazon-Serie Drunter und Drüber – Chaos auf dem Friedhof zu sehen und steht parallel für internationale Produktionen wie All Five Eyes oder Inedia vor der Kamera. Bei den Filmfestspielen in Cannes 2025 feiert sie mit dem neuen Film In die Sonne schauen Premiere, der international unter dem Titel Sound of Falling veröffentlicht wird. In diesem Drama spielt Susanne Wuest die Rolle der Emma.

 

Sie haben Ihre Wurzeln am Wiener Volkstheater, leben heute in Berlin und arbeiten international. Was hat Sie ursprünglich zur Schauspielerei gebracht und wie beeinflusst Ihr internationales Leben Ihre Arbeit?

Ich habe schon als Kind sehr früh und sehr viel gelesen – und das Gelesene anschließend nachgespielt. Im Grunde spiele ich also schon mein ganzes Leben lang – mit ungebrochener Leidenschaft und Ernsthaftigkeit. Für mich ist das wirklich mit Hochleistungssport vergleichbar. Ich liebe es einfach. Der einzige wirkliche Unterschied zwischen damals, im Kinderzimmer, und dem Set, an dem ich heute arbeite, ist: Die Spielpartner sind professioneller – an dieser Stelle Entschuldigung an meine Schwester. Und: Ich sehe heute mehr von der Welt, was dem Spiel unglaublich guttut.

Susanne Wuest In die Sonne schauen

Fotos © links: (“Leica”) withcamera | rechts: (Film: “In die Sonne schauen / Sound of Falling“) Fabian Gamper, Studio Zentral

In Ich seh Ich seh haben Sie mit einer intensiven Mutterrolle für großes Aufsehen gesorgt. Wie bereiten Sie sich auf solch fordernde Figuren vor – und hat sich Ihre Herangehensweise an neue Rollen im Laufe der Jahre verändert?

Wenn der Luxus einer längeren Vorbereitungszeit gegeben ist, ist es möglich sich für so eine Aufgabe zu isolieren und in eine Stille und Ruhe dafür zu gehen. Ich wusste z.B. für Ich seh Ich seh, dass ich lange an ein Bett gebunden sein werde. Also habe ich davor viel Zeit in Rücken- und Bauchmuskulatur-Training gesteckt, um das körperlich zu schaffen. Und dann habe ich diesen Film komplett improvisiert. Ich habe das Script nicht ein einziges Mal gelesen. Damit das funktioniert, muss man ein sehr tiefes Gefühl für die Situation der Figur entwickeln können. In diesem Fall war das vor allem der Verlust von Liebe. Das war vor zehn Jahren und seitdem ist viel passiert. Der Prozess ist zwar derselbe geblieben, aber die Maschinerie rundherum hat sich sehr verändert.

Sie wirken in der neuen Amazon-Prime-Serie Drunter und Drüber – Chaos auf dem Friedhof mit. Was hat Sie an diesem ungewöhnlichen Projekt rund um einen Wiener Friedhof besonders gereizt?

Die Antwort liegt in der Frage – eine Geschichte rund um einem Wiener Friedhof! Wie großartig ist denn das? Und dann das wirklich großartige Ensemble, das aus lauter lieben Kolleg:innen besteht.

„Am Ende ist es Chemie. Und wenn die stimmt, dann passieren wundervolle Dinge.“

– Schauspielerin Susanne Wuest

Neben Drunter und Drüber sind Sie auch in internationalen Produktionen wie All Five Eyes und I’ll Play Mother zu sehen. Worauf dürfen sich die Zuschauer:innen bei diesen Projekten freuen und was fasziniert Sie daran, weltweit so unterschiedliche Rollen zu übernehmen?

Ich fühle mich da wirklich beschenkt. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie viel es mir gibt, mit so unterschiedlichen Regisseur:innen und Teams arbeiten zu dürfen. Jedes Projekt bringt einen eigenen kulturellen Hintergrund mit sich. Oft sind das Orte und Erfahrungen, zu denen ich ohne diese Menschen nie Zugang gehabt hätte. Für Inedia war ich zum Beispiel auf einer Insel namens Salt Spring Island – ein Ort, den ich nie vergessen werde. Es war unglaublich. Inedia ist ein kanadischer Kinofilm, in dem ich die Anführerin einer Sekte spiele. Der Film startet im Juni in den nordamerikanischen Kinos.

Fotos © links: (Film: "Antares") Nick Albert - Lotus Film Kostüm Thomas Olah | rechts: (Film: "Stanleyville") Anthropoid Ontario | Kostüm Courtney Mitchell

Fotos © links: (Film: “Antares”) Nick Albert – Lotus Film Kostüm Thomas Olah | rechts: (Film: “Stanleyville”) Anthropoid Ontario | Kostüm Courtney Mitchell

Sie haben bereits mit renommierten Künstler:innen wie Olivier Assayas, Jessica Hausner und Pipilotti Rist zusammengearbeitet. Was macht für Sie eine wirklich inspirierende Zusammenarbeit am Set aus?

Das Schönste ist wirklich, wenn man eigentlich gar nicht mehr sprechen muss. Wenn sich eine gemeinsame, neue, eigene Welt auftut, die ein Eigenleben entwickelt. Am Ende ist es Chemie. Und wenn die stimmt, dann passieren wundervolle Dinge. Aber das stimmt ja auf alles.

 

Wenn Sie auf Ihre bisherigen Rollen zurückblicken – sei es auf Theaterbühnen, in Arthouse-Produktionen oder Serien: Welche Rolle hat Sie persönlich am meisten geprägt und warum?

Ich finde das wirklich schwer zu beantworten. Für mich war keine Rolle so prägend wie die in Antares von Götz Spielmann. Das war mein erster großer Kinofilm – eine echte Reifeprüfung, bei der ich unglaublich viel gelernt habe. Natürlich gab es danach viele weitere Stationen, die wichtig waren – auch jene, die nicht gut liefen. Gerade die haben meinen Weg oft noch stärker beeinflusst, weil sie mir deutlich gemacht haben, was ich auf keinen Fall mehr möchte. Solche Erfahrungen haben manchmal größere Entwicklungsschritte ausgelöst als sogenannter Erfolg. Am Ende haben alle Entscheidungen zu dem Moment geführt, den ich jetzt erleben darf – und dafür bin ich sehr dankbar.

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