Nike van Dinther
Fotos © DMB. I PPMNEXT_ Foto & Delia Baum (li); DMB. Nina Keinrath (re)

Nike van Dinther im #jungbleiben Portrait

Es gibt Menschen, die mit ihrer Ausstrahlung jeden Raum erhellen – Nike van Dinther ist definitiv eine von ihnen. Die Berliner Content-Creatorin hat als Mitbegründerin des Online-Blogs “This is Jane Wayne” nicht nur die deutsche Mode-Blogosphäre aufgemischt, sondern eine ganze Generation junger Frauen inspiriert, Mode neu zu denken: als Statement, nicht als Konvention.
Mit über 106.000 Follower:innen auf Instagram zaubert @nikejane täglich Content, der gleichermaßen ästhetisch wie bedeutsam ist. Ihre Posts? Eine perfekte Mischung aus Cool-Girl-Vibes, Mama-Realness und feministischen Power-Statements – dabei immer authentisch und erfrischend ehrlich.

Im Interview & im aktuellen Vöslauer Podcast “Nike meets Friends” auf Spotify & YouTube spricht sie über das, was Veränderjung im Innersten bedeutet: nicht das Ziel, sondern die Bereitschaft, sich zu hinterfragen und weich zu bleiben, wo es leichter wäre, hart zu werden – besonders im Kontext des Mutterwerdens & -sein.

Ein Gespräch über Feminismus ohne Dogma, Mutterschaft mit Haltung und die Sehnsucht nach einem neuen Raum für Gedanken.

Wie würdest du dich in 5 Worten beschreiben?

Suchend, liebend, wütend, zärtlich, eigensinnig.

Nike van Dinther

Fotos © DMB. I PPMNEXT_ Foto & Delia Baum

 

Du hast mit “This is Jane Wayne” einen bekannten Modeblog in Deutschland aufgebaut. Was war dein ursprünglicher Antrieb, dieses Projekt zu starten, und wie hat sich deine Motivation im Laufe der Jahre verändert?

Anfangs war es der Wille, gemeinsam mit meiner engsten Freundin etwas Eigenes, Unprätentiöses und Zugängliches in einer Branche zu erschaffen, die auf uns mit Anfang 20 nur schwer zugänglich und darüber hinaus bewusst ausgrenzend wirkte. Die Demokratisierung vom Sprechen über Mode war noch neu: This is Jane Wayne wurde zu einer Mischung aus Tagebuch, Trendbeobachtung und Haltung. Wir wollten Menschen in unserem Alter zeigen, dass Mode mehr sein kann als Konsum – nämlich Kommentar, Spiegel, Widerstand. Über die Jahre hat sich das Projekt mit uns verändert: Es wurde politischer und zugleich kommerzieller, es wuchs, auch thematisch, blieb aber persönlich. Nach 13 Jahren mit einem wundervollen Team haben wir unser “Baby” 2023 in den Dornröschenschlaf geschickt, um herauszufinden, wer wir ohne das Konstrukt sein können, in dem wir erwachsen werden durften. Ich würde aber sagen, dass meine Motivation bei allem, was ich heute tue noch immer dieselbe ist: Schönes zeigen, damit die Leute hinsehen – und dabei nebenbei Wichtiges vermitteln.

 

Nike van Dinther

Fotos © DMB. I PPMNEXT_ Foto & Delia Baum

 

Feminismus nimmt einen großen Teil deines Online-Auftritts ein. Was bedeutet es für dich, Feministin zu sein und inwiefern spiegelt es sich in deinem Mutter-Sein wider?

Feminismus ist für mich kein Label, sondern eine Haltung. Es ist ohnehin ein Irrglaube anzunehmen, jeder feministische Mensch tue den lieben langen Tag nur superfeministische Dinge. Das ist so gut wie unmöglich. Worauf wir uns aber einigen sollten: Gleichberechtigung bedeutet ein besseres Leben, eine Befreiung für uns alle – das sollte immer das große Ziel sein. Auf dem Weg dorthin geht es nicht darum, in jedem Diskurs die Deutungshoheit inne zu haben, sondern darum, die eigenen Privilegien zu sehen und in Verantwortung zu verwandeln, darum, in der Lage zu sein, andere Perspektiven und Lebensrealitäten von insbesondere marginalisierten Personengruppen zu sehen, die Auswirkungen von Ungleichheit und Diskriminierung aktiv anzuerkennen und zu bekämpfen, auf unterschiedlichste Weise, den eigenen Ressourcen entsprechend. So etwas wie den einen, “richtigen” Feminismus gibt es dabei nicht, dazu sind die Strömungen zu zahlreich. Ich persönlich glaube an einen Feminismus, der unbequem ist, weil er uns zwingt, hinzusehen – auf Macht, auf Sprache, auf Strukturen. Und auch auf uns selbst. Für mich muss er im Fluss bleiben, sich weiterbewegen mit den Menschen, die ihn leben und für ihn kämpfen. Er muss sich kritisch hinterfragen, weiterentwickeln und wachsen dürfen. Aber auch zugewandt bleiben, für das Miteinander. Seit ich Mutter von zwei Söhnen bin, hat sich mein Blick auf Feminismus definitiv erweitert. Wenn das Leben von Mädchen und FLINTA* in Zukunft sicher sein soll, geht das nur, wenn wir auch unsere Jungen liebevoll und empathisch begleiten. Ich möchte, dass meine Söhne lernen, über ihre Gefühle zu sprechen, ich möchte, dass sie sanft mit sich und anderen sind, Verantwortung übernehmen und verstehen, wie man respektvoll und achtsam miteinander umgeht. Es ist mir wichtig, ihnen zu vermitteln, dass Männlichkeit viele Facetten hat und nicht auf Stärke oder Dominanz reduziert werden sollte.

Sie sollen wissen, dass Gleichberechtigung nicht nur ein Ziel für andere ist, sondern auch ihre eigene Freiheit und Entfaltung ermöglicht.

Hast du schon neue Projekte geplant, auf die wir uns freuen dürfen?

Oh, ihr erwischt mich mitten im Umbruch. Ich habe jede Woche hundert neue Ideen, es mangelt mir also nicht an Motivation, sondern an Zeit. Zwei meiner drängendsten Projekte hoffe ich aber schon sehr bald umsetzen, bzw. fertigstellen zu können. Ich halte es nämlich kaum mehr ohne das Schreiben aus, oder das Teilen von Gedanken, ohne eigenen “Raum”, auch fernab der Sozialen Medien. Instagram verdanke ich viel, dort will ich so lange bleiben wie möglich – aber ich möchte unbedingt wieder eine zweite Heimat finden, in und mit der ich auf andere Weise wachsen kann.

 

Nike van Dinther

 

Was hat dich zu den Themen und den Gästen des Podcasts inspiriert?

Als wir vor zwei Jahren überlegt haben, wie ich die #jungbleiben Kampagne während des Launchs begleiten könnte, war mein zweites Kind noch ein Baby, mein Hormonhaushalt durcheinander und mein Gemüt überlastet vom Spagat zwischen Alltag, Care- und Lohnarbeit. Ich empfand deshalb ein großes Bedürfnis danach, ein Format zu schaffen, das zuhört statt zu verurteilen. Ich möchte, dass Mütter der Welt davon erzählen, wie sie sich fühlen, was sie zweifeln und durchhalten lässt, was die Liebe mit ihnen macht, wie das Glück sie findet, wie sie sich und ihre Welt verlieren und neu kennenlernen, was sie wirklich brauchen. Denn viele dieser Geschichten sind keine Einzelfälle – sie sind Symptome. Oft von Strukturen, die Care-Arbeit und Kinder nicht mitdenken. Wenn Mütter sprechen, wird das Private lesbar als das, was es längst ist: politisch. Sie sprechen nie nur für sich, sondern immer auch für andere.

Was war einer der schönsten, bewegendsten, lustigsten, im-Kopf-hängengebliebendsten Momente des Podcasts?

Es gab viele berührende Momente – mit jeder einzelnen Gästin. Ich bewundere die Drei dafür, wie offen sie nicht nur über das Glück, sondern auch über Verletzungen sprechen. Oder über Sorgen, die man sich nicht nur seiner selbst wegen, sondern eben auch wegen der Kinder macht. Eine solche Verletzlichkeit bietet auch Angriffsfläche. Es braucht also Mut, sich so sichtbar zu machen. Was mich deshalb besonders bewegt: die Klarheit und Entschlossenheit, mit der sie Vorurteilen begegnen, und sich nicht davon abbringen lassen, ihre Geschichte selbst zu erzählen.

 

Nike van Dinther

Fotos ©

 

Dein Blog und deine Social Media Kanäle bieten Inspiration für tausende Follower:innen. Was lässt dich inspiriert fühlen?

Es gibt in einem Jacques Palminger Song die Zeile “Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen”. Und ich bin ehrlich immer wieder davon inspiriert, wie manche Leute es schaffen, sich allen Widrigkeiten zum Trotz genau daran zu erinnern. Mich inspirieren aber auch Kinder, die Fragen stellen, auf die Erwachsene keine Antworten haben. Und Erwachsene, die Schönes schaffen und Kluges sagen. Menschen, die ganz andere Dinge sehen und tun als ich selbst, die mich herausfordern. Und am Ende des Tages inspiriert mich sogar mein eigenes Gefühlsleben und der Film, der pausenlos in meinem Kopf abläuft.

Welches Buch kannst du gerade empfehlen?

“Jungs von heute, Männer von morgen” von Anne Dittmann – ein unglaublich wichtiges Buch mit schrecklichem Cover, von dem man sich nicht abschrecken lassen sollte.

Was bedeutet nachhaltig #jungbleiben für dich?

Jungbleiben ist für mich nicht das Gegenteil von Altwerden, sondern Teil davon. Mein Tattoo „Forever young“ bezieht sich auf den Song von Bob Dylan und zwar besonders auf diese Zeilen: May you grow up to be righteous May you grow up to be true May you always know the truth And see the lights surrounding you.

Es geht mir um die Fähigkeit, weich zu bleiben in einer Welt, die oft hart ist.

Darum, nicht im klassichen Sinne erwachsen zu werden, sondern immer weiter zu wachsen und fähig zu bleiben zur Veränderung, zum Mitfühlen, zum Umlernen. Und zur Hoffnung.

Still, mild oder prickelnd?

So prickelnd wie möglich.

 

Nike van Dinther

Video © DMB. Nina Kleinrath

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