
Barre – Der Trend-Sport im Fokus
Nicole Gerzabek versteht Barre nicht nur als Fitnessmethode, sondern als Raum für Haltung – physisch wie mental. Elemente aus Yoga, Pilates und Sound Healing sind dabei keine Nebensachen, sondern bewusst gesetzte Erweiterungen. Ihr Unterricht zielt auf mehr als nur Muskelgruppen: Er will Wahrnehmung schärfen, Haltung verändern und Bewegung in eine neue Form von Alltag überführen.
Das #jungbleiben Magazin hat mit Nicole Gerbazek von Barre Club Vienna gesprochen.
Was ist Barre – wie kann man es beschreiben?
Barre ist ein ganzheitliches, funktionales Workout, das Elemente aus Ballett, Pilates, Yoga und funktionellem Training miteinander verbindet. Der Fokus liegt auf kleinen, präzisen und kontrollierten Bewegungen, die besonders gelenkschonend sind, aber gleichzeitig intensiv Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit fördern. Das Besondere: Wir nutzen die Ballettstange – die „Barre“ – als zentrales Hilfsmittel im Training. Sie gibt Stabilität, hilft bei der Ausrichtung und erlaubt uns, gezielt bestimmte Muskelgruppen zu aktivieren, die im Alltag oft vernachlässigt werden. Barre ist für alle Fitnesslevel geeignet und bietet einen bewussten Raum, um Körper und Geist in Einklang zu bringen.
Was unterscheidet Barre deiner Meinung nach von Yoga, Pilates oder klassischem Fitness?
Barre vereint auf besondere Weise die kontrollierten, kräftigenden Elemente aus dem Pilates, die Achtsamkeit und das Körperbewusstsein aus dem Yoga und die dynamischen, kraftvollen Impulse aus dem funktionellen Training. Das alles wird mit der Eleganz und Ausrichtung des klassischen Balletts verbunden. Was Barre für mich so einzigartig macht, ist die Verbindung von funktionellem Training mit tänzerischer Leichtigkeit und präziser Technik.
Barre wird häufig als „low-impact, high-effect“ beschrieben – wie ist da der Vergleich zu intensiveren körperlichen Workouts?
Das trifft es sehr gut: Barre ist gelenkschonend, weil man sich auf kleine, kontrollierte Bewegungen fokussiert, die die Gelenke entlasten. Gleichzeitig ist das Training hoch effektiv, da es gezielt Muskeln aktiviert, die im Alltag oft zu wenig beansprucht werden. Im Vergleich zu intensiveren Workouts ist Barre weniger belastend, aber keineswegs weniger fordernd! Gerade die Kombination aus Kraft, Ausdauer und Flexibilität macht es zu einem Rundum-Training, das den Körper nachhaltig stärkt und formt – ohne das Risiko von Überlastungen. Allerdings steht und fällt eine Barre-Klasse, wie bei jeder Trainingsform, mit der Qualität des/der Trainer:in. Erfahrene Trainer:innen geben Feedback und sorgen dafür, dass die Übungen korrekt ausgeführt werden – das macht den Unterschied, gerade wenn es um so eine spezifische Trainingsform geht.

Fotos © Florentina Olareanu | GoldenHour.Pictures
Wie kann man sich eine Barre-Session vorstellen?
Man startet mit einem kurzen Warm-up, um den Körper sanft vorzubereiten. Danach folgt das Herzstück der Stunde: das Training an der Barre mit kleinen, präzisen Bewegungen, die Kraft, Haltung und Flexibilität gezielt fördern. Zwischendurch integriere ich immer wieder Übungen für Balance und Mobilität – oft nur mit dem eigenen Körpergewicht oder kleinen Hilfsmitteln. Zum Abschluss gibt es ein sanftes Stretching, das die Beweglichkeit verbessert und für Entspannung sorgt.
Wie bist du zu Barre gekommen, und was hat dich daran begeistert?
Als Mädchen habe ich mit klassischem Ballett begonnen. Ich fand es damals aber langweilig und meine Lehrerin war mir zu streng. Wie so oft im Leben, führte mich mein beruflicher Weg als Schauspielerin mit Musicalausbildung dann doch wieder zurück an die Ballettstange. So wurde während meiner Ausbildung Barre-Training ein fester Bestandteil meines Alltags. Es hat mir geholfen, kraftvoll, beweglich und gleichzeitig ausdrucksstark zu bleiben. Mit der Zeit habe ich gemerkt, wie gut mir dieses Training auch außerhalb meines Berufsalltags tut. Der nächste Schritt, selbst Barre-Trainerin zu werden, war für mich ganz naheliegend.
„Barre vereint auf ganz besondere Weise verschiedene Trainingswelten.“
Nicole Gerbazek ist mit Barre in Wien erfolgreich

Fotos © Florentina Olareanu | GoldenHour.Pictures
Was hältst du von renommierten internationalen Konzepten wie Physique 57 oder Ballet Beautiful?
Diese Formate haben Barre einem internationalen Publikum zugänglich gemacht. Für mich zeigen sie, wie vielseitig es sein kann, da es sich wunderbar an verschiedene Zielgruppen und Trainingsziele anpassen lässt. Auch meine Arbeit ist von solchen Ansätzen beeinflusst – ich nehme Elemente auf, entwickle sie weiter und kombiniere sie mit meinem persönlichen Background. So entsteht ein ganzheitliches Training, das effektiv ist. Kritisch sehe ich da Online-Formate. Gerade bei einem so präzisen Training wie Barre ist es wichtig, die Körperhaltung und Bewegungsqualität als Trainer:in zu beobachten und sofort zu korrigieren.
„Gerade die Kombination aus Kraft, Ausdauer und Flexibilität macht es zu einem Rundum-Training, das den Körper nachhaltig stärkt und formt – ohne das Risiko von Überlastungen.“
Nicole Gerbazek, Gründerin von Barre Club Vienna
Welche Fortschritte oder Veränderungen bemerkst du bei deinen Schüler:innen über die Zeit hinweg – körperlich wie mental?
Körperlich sehe ich bei vielen eine verbesserte Haltung, mehr Muskelkraft vor allem im Rumpfbereich, sowie eine gesteigerte Flexibilität und Balance. Und meine Teilnehmer:innen berichten oft von mehr innerer Ruhe und besserem Körpergefühl im Alltag. Es ist beeindruckend zu beobachten, wie sich das Selbstbewusstsein durch das bewusste Training stärkt. Ich bekomme sehr viele Rückmeldungen von Kund:innen, die berichten, dass sich ihre Haltung durch das Training massiv verbessert hat.

Fotos © Florentina Olareanu | GoldenHour.Pictures
Was würdest du Menschen raten, die noch nie Barre gemacht haben und es ausprobieren wollen?
Just do it! Mutig sein und einfach ausprobieren! Barre ist so vielseitig, dass es für nahezu jeden geeignet ist – egal ob Anfänger:in oder Profi.
Wie gestaltest du deine Stunden – wie läuft eine typische Barre-Class bei dir ab?
Das ist jetzt, wie wenn eine Köchin ihr Geheimrezept verrät. [lacht.] Meine Stunden sind abwechslungsreich und individuell. Kaum eine Klasse gleicht der anderen, weil ich mich vor jeder Stunde ganz bewusst darauf auf die Bedürfnisse der Teilnehmer:innen einlasse, was sie gerade brauchen. So entsteht ein ganz persönliches, passgenaues Training.

Fotos © Florentina Olareanu | GoldenHour.Pictures
Welchen Anteil am Trainingserfolg hat deiner Erfahrung nach gesunde Ernährung?
Gesunde Ernährung ist natürlich ein wichtiger Baustein und mir persönlich sehr wichtig, um das Training optimal zu unterstützen. Sie liefert die Energie, die der Körper braucht, um sich zu regenerieren und Muskeln aufzubauen. Auch für das allgemeine Wohlbefinden und die mentale Fitness spielt meiner Meinung nach eine große Rolle.