
Stress-Mentorin Simone Arlits: Vom Hustle-Modus in den Sein-Modus
Simone Arlits weiß aus eigener Erfahrung, was Stress bedeutet: Jahrelang arbeitete sie als Journalistin und später in leitender Position im Marketing. Diese intensive Zeit brachte sie zum Umdenken. Denn Stress ist fester Bestandteil unserer Leistungsgesellschaft – und macht auf Dauer krank. Simone Arlits entschied sich daher für einen neuen Weg. Nach ihrer Ausbildung zur diplomierten Resilienz- und Stressmanagerin unterstützt sie heute Frauen in One-on-One-Mentorings, hält Workshops und bietet Stressmanagement im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung an. Dabei kommt, nach den Prinzipien des ganzheitlichen Stressmanagements, eine Kombination aus Gespräch, Bewegung, Achtsamkeit und Naturerfahrung zum Einsatz.
Unter dem Namen for:rest lädt Simone Arlits ihre Klient:innen nicht nur in ihren Praxisraum in Wien ein, sondern auch hinaus in den Wald. Dort integriert sie das Waldbaden – in Japan als Shinrin Yoku bekannt und seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Gesundheitskultur des Landes. So entstehen Räume, in denen Stressabbau, innere Ruhe und neue Klarheit möglich werden.
Das #jungbleiben Magazin hat mit Simone Arlits über ihre Mentoring-Sessions und die Kraft des Stressabbaus gesprochen.

Simone Arlits | Foto © Maria Ratzinger
Was genau versteht man unter ganzheitlichem Stressmanagement?
Ganzheitliches Stressmanagement betrachtet den Menschen in seiner Gesamtheit – Körper, Geist und Seele. Stress betrifft immer mehrere Ebenen, daher reicht es nicht, nur kognitiv zu arbeiten. Neben Gesprächen und Reflexion integriere ich in meinen Mentoring-Sessions Bewegung, somatische Übungen, Atemtechniken und Yin Yoga. So spüren Klientinnen, wie sich Stress auch körperlich zeigt, und können den Stresszyklus abschließen. Eine weitere Säule ist die Natur – besonders der Wald – als Quelle für Entspannung und Energie. Mit Achtsamkeits- und Sinnesübungen begleite ich sie aus dem Hustle- in den Sein-Modus. Ganzheitliches Stressmanagement fördert nicht nur gesunden Umgang mit Stress, sondern stärkt auch die Verbindung zu sich selbst und schafft mehr Klarheit für Bedürfnisse und Entscheidungen.
“Im Dauer-Hustle sinkt unsere Leistungsfähigkeit. Echte
Erholung fördert Kreativität und Produktivität. “
– Simone Arlits
Was unterscheidet also ganzheitliches Stressmanagement von klassischen Methoden zur Stressbewältigung?
In den meisten Fällen wird ausschließlich auf kognitiver Ebene agiert, es wird gesprochen, analysiert, reflektiert. Das ist auch im ganzheitlichen Stressmanagement ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Doch wir sind in unserer modernen, digitalen, schnelllebigen Welt sowieso schon dermaßen viel in unseren Köpfen, dass die Auseinandersetzung mit Stress nicht allein auf der Kopfebene passieren darf. Stress ist ein biochemischer Prozess, der weitreichende Auswirkungen auf unseren Körper und unsere Psyche hat. Einer ganzheitlichen Erfahrung wie Stress begegne ich daher auch in der Zusammenarbeit mit meinen Klientinnen ganzheitlich.

Simone Arlits | Foto © Maria Ratzinger
Welche Faktoren tragen besonders häufig zu chronischem Stress bei?
Chronischer Stress entsteht, wenn Belastungen über längere Zeit anhalten und keine ausreichende Regeneration möglich ist. Welche Faktoren das begünstigen, ist individuell – derselbe Stressor kann bei jedem anders wirken. Häufige äußere Ursachen sind etwa dauerhafter Lärm, ungelöste Konflikte, Leistungsdruck oder die Pflege von Angehörigen. Innere Stressoren sind z. B. überhöhte Ansprüche, People Pleasing, ständiges Sorgen oder Vergleiche auf Social Media. Das alles kann uns auf Dauer krank machen bzw. zu psychischen Problemen und darüber hinaus auch zu körperlichen Beschwerden führen.
Was läuft deiner Meinung nach im Umgang mit Stress falsch?
In unserer Leistungsgesellschaft gilt Stress fast als Statussymbol – immer erreichbar, immer beschäftigt. Pausen, Langeweile und Nichtstun hingegen haben einen schlechten Ruf. Dabei liegt genau darin der Denkfehler: Mehr Tun bedeutet nicht automatisch mehr Leistung, besonders wenn das System überlastet ist. Im Dauer-Hustle sinkt unsere Leistungsfähigkeit, während echte Erholung Kreativität und Produktivität fördert. Pausen sind kein Luxus, sondern notwendig, um leistungsfähig zu bleiben.
Wie läuft ein Mentoring bzw. eine Session bei dir ab?
Eine Session findet als One-on-One-Mentoring für Frauen statt. Eine Mentoring-Session dauert circa 90 Minuten. Im Mentoring erstreckt sich die Begleitung über einen Zeitraum von 3 bis 12 Monaten, um nachhaltige Veränderungen zu ermöglichen. Außerdem biete ich Blöcke mit Einzelsessions an, die nicht nachhaltiges Mentoring im Fokus haben, sondern kurzfristigen Stress Relief. Und dann gibt es auch noch die for:rest Workshops. Sie finden in der Kleingruppe im Wald statt und dauern mehrere Stunden. Mit sanfter Bewegung, Achtsamkeitsübungen und Meditation begleite ich die Teilnehmenden in tiefe Entspannung und ermögliche, die gesundheitsfördernde Wirkung des Waldes zu erfahren. Auch für Unternehmen sind diese Formate als Stressmanagement oder Teambuilding wertvoll.