Klosterbräu

Change Maker Hotels x Klosterbräu

Im 500 Jahre alten Gemäuer des Klosterbräus wird seit langer Zeit vieles richtig gemacht. Alois Seyrling schließt sich den Traditionen mit junger Lässigkeit an. Und versteht sich mit seinem Hotelbetrieb als Rolemodel für seine Gäste.

Dass es vom Sauhaufen zum Fünfsterne-Luxus gar nicht weit ist, beweist Alois Seyrling am Seefelder Pfarrhügel. Dort betreibt der Neo-Bauer und Hotelier eine vegetarische Landwirtschaft hinter dem Klosterbräu und vereint das Wissen der Alten mit der Lässigkeit der Jungen. Einer von vielen Gründen, weshalb das Klosterbräu ein echtes Change Maker Hotel ist.

 

Klosterbräu

 

Sieben Jahre lang haben Seyrling und seine Frau Agnes an diesem Bauernhof-Neubau geplant. Heute leben sie mit ihren Kindern drin. Besser gesagt, obendrauf. Unten knabbert das Zwergpony Vanilli, grunzen die Hängebauchschweine Jürgen und Mortadella tiefenentspannt und die Zwergrinder Kim und Käfele, die Ziegen und Hasen rennen kreuz und quer durch den Stall. Animal Patchwork nennt er das Zusammenleben auf „Sigi‘s Sauhaufen“.

 

Klosterbräu

 

Mit seinem Konzept schließt er an eine alte Tradition an: Als das Klosterbräu noch die Augustinermönche beherbergte (1516 bis 1809), gehörte die Landwirtschaft zum Lebensunterhalt dazu. Ackerbau, Hopfenanbau fürs eigene Bier, Waldwirtschaft und Nutztiere wurden gehegt und gepflegt. Das alles lässt Seyrling nun am Pfarrhügel wieder aufleben. „Wenn du auf diesem Garten Eden hinter dem Hotel stehst, siehst du Weideflächen für Schafe, Ziegen und Rinder, die Freilaufflächen für unsere Wanderhühner.“ Kein Wunder, dass diese 150.000 Quadratmeter Naturparadies auch sein persönlicher Lieblingsplatz sind.

 

Die Mauern seines Hotels sind über 500 Jahre alt. Das ehemalige Kloster ist seit 200 Jahren im Besitz seiner Familie. Könnten die Mauern reden, würden sie erzählen, dass sie einen ziemlich kleinen COAbdruck haben, denn sie stehen unverändert seit fast einem halben Jahrtausend da und wurden aus Materialien der Region gebaut. Die Menschen haben vor 500 Jahren ein großes Haus hingestellt, das heute noch genau so funktioniert.

„Die Mauern würden auch sagen, dass die Menschen früher viel richtig gemacht haben.“

25 neue Naturzimmer hat Alois darin eingerichtet. „Zurück zur Natur ist der neue Luxus“, erklärt der Gastgeber. „Wir haben dafür ausschließlich mondgeschlägertes Holz aus dem eigenen Wald genutzt. 95 Prozent der Materialien stammen aus der Alpenregion, genauso wie die Handwerker*innen.“ Bio-Lehmwände regulieren Temperaturen und Feuchtigkeit sehr gut rund das viele Zirbenholz beruhigt jedes noch so gestresste Gemüt. Der Weg zum gut gefüllten, historischen Weinkeller ist zugleich eine Zeitreise mit Gänsehautfeeling. Wenn im breiten Klostergang an die 500 Kerzen brennen, dann kann sich selbst der rationalste Gast nicht mehr der Mystik dieses Ortes entziehen.

 

Klosterbräu

 

Eine Garage voll Ziegen

Zum echten Change Maker wurde Seyrling „ganz klar, als meine Kinder geboren wurden. Da habe ich mir erstmals ernsthaft die Frage gestellt: Wie sieht für meine Kinder die Zukunft aus? Wie werden die Rahmenbedingungen sein, ein Hotel zu führen? Wie geht es unseren Kindern in 30 Jahren mit der Natur, der Umwelt, dem Klima, den Ressourcen?

Ohne Kind denkst du immer nur an dich, mit Kindern denkst du an die Zukunft.“

Dass seine Kinder jetzt inmitten eines vegetarischen Streichelzoos aufwachsen, dürfte den einen oder anderen Gast mit Familienanhang zu Weihnachten und anderen Gelegenheiten eventuell unter Zugzwang setzen: Schließlich könnten ja auch daheim statt des Autos kleine Ziegen oder Babyschweine einziehen. Wie das geht, macht Seyrling seinen Gästen vor: Im Klosterbräu wird die Garage nicht von Autos verstellt, sondern von Tieren bewohnt. „Ich wollte Viecher in meinem Haus, keine Autos“, sagt Seyrling. „Ich möchte in der Nähe von Tieren leben. Die Kinder haben das verstärkt. Weil meine Frau eine Vegetarierin ist, ist es schließlich ein vegetarischer Streichelzoo geworden. Wir machen auf dem Bauernhof keine Fleischproduktion. Die Tiere bleiben bis ans Lebensende bei uns und landen nicht in der Küche. Einzige Ausnahme: Wenn die Legehennen umfallen, dann geht sich eine Hühnersuppe aus. Das ist okay, das ist auch ein Kreislauf.“

 

Klosterbräu

 

Apropos Hühner und Autos: Ein Hotel sei ein Rolemodel fürs Leben daheim, findet Seyrling. Deshalb bekommen die Gäste rund um das Leben im Einklang mit der Natur bei ihm eine Vielzahl von kleinen Ideen und Sensationen für alle Sinne mit. Zum Beispiel das Frühstücksei, exklusiv gelegt von einem der 200 Klosterbräu-Hühnern: Jeder Zimmer kriegt ein Ei. Die Hühner fressen nur Gras und Kräuter von den Wiesen. Ein Aroma, das man nur noch selten zu schmecken bekommt.

Aber wer einmal auf diesen Geschmack gekommen ist, dem fällt es nicht mehr schwer, einen solchen Sauhaufen wie den am Seefelder Pfarrhügel als wahren Luxus zu verstehen.

 

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Fotos: © David Johannson, Stephan Elsler

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