Katharina Santl im #jungbleiben Portrait
Zwischen Freibadpommes, roher Leinwand und spielerischer Farbkomposition erzählt die Katharina Santl von Momenten, die bleiben. Mit feinem Gespür für Leichtigkeit und Tiefe schafft sie Werke, die an Kindheit, Freude und Freiheit erinnern – und dabei ganz gegenwärtig sind. Ein Gespräch über das Malen aus dem Bauch heraus, das Staunen als Haltung und warum Farben oft mehr sagen als Worte.
Wie würdest Du Dich in fünf Worten beschreiben?
Feinfühlig, willensstark, intuitiv, verspielt und unordentlich.
Wann wusstest Du, dass Farbe mehr für Dich ist als nur Gestaltungsmittel?
Das kam nicht plötzlich – es war eher ein langsames, tiefes Spüren, das mit der Zeit gewachsen ist. Je mehr Raum ich meiner Kunst gegeben habe, desto stärker habe ich gemerkt, welchen Einfluss Farben auf mein inneres Empfinden haben. Sie sind für mich weit mehr als Oberfläche oder Komposition. Farben können mich beruhigen, aufwühlen, trösten, inspirieren. Ich erlebe das jeden Tag, wenn ich in die Natur schaue – da ist so viel Magie im Zusammenspiel von Licht und Farbe. Und genau dieses Gefühl begleitet mich in meinen Arbeiten.
Deine Werke strahlen oft Leichtigkeit aus- wie entsteht dieser Eindruck im Schaffensprozess?
Ich glaube, das hat viel mit meinem inneren Bedürfnis zu tun. Ich mag nichts Schweres oder Melancholisches auf meinen Leinwänden – ich suche Licht, Verspieltheit, das Unbeschwerte. Aus diesem Wunsch heraus hat sich meine Handschrift ganz intuitiv entwickelt. Farben mische und verarbeite ich so, dass sie einladend wirken – fast so, als könnte man sie berühren. Ich möchte damit Geschichten erzählen, die an glückliche, unbeschwerte Momente erinnern. Viele der Symbole, die ich verwende, verknüpfen wir mit Kindheit, mit Freude, mit Leichtigkeit – ganz instinktiv. Auch wenn auf meinen Arbeiten oft viel passiert, lasse ich bewusst rohe, unbehandelte Leinwand sichtbar. Vielleicht ist es genau das Zusammenspiel aus Bewegung und Leere, das dem Ganzen dann noch eine gewisse Ruhe gibt.
Gibt es ein Werk, welches Dir viel bedeutet?
Das kann ich gar nicht so einfach beantworten. Ich gebe in jedes meiner Werke etwas von mir – manchmal ein Gefühl, manchmal eine Erinnerung, manchmal einfach die Freude am Prozess. Jedes Bild steht für sich, erzählt seine eigene kleine Geschichte. Und trotzdem bauen meine Arbeiten aufeinander auf. Mit jedem Werk entwickle ich mich weiter, finde neue Farben, neue Wege, neue Fragen. Es ist ein Prozess, der nie ganz abgeschlossen ist – und gerade das macht jedes einzelne Bild für mich so besonders.
Welche Erinnerung begleitet Dich beim malen am Häufigsten?
Je nach Werk versuche ich mich in ein schon erlebtes Gefühl wieder hineinzuversetzen. Heißt, wenn ich ein Werk „Kindheitserinnerungen-Freibad“ male, dann denke ich natürlich an Pommes vom Kiosk mit dem Gefühl von einem nassen Bikini auf der Haut und Fü.en im Gras. Ich versuche mir immer den glücklichsten, buntesten Moment in Erinnerung zu rufen.
Wie spiegelt sich Kindheit in Deiner Kunst?
Für mich ist Kindheit in meiner Kunst nicht nur ein Thema, sondern ein Gefühl. Ich verbinde damit diese besondere Art, die Welt wahrzunehmen – intensiver, unmittelbarer, ehrlicher. Als Kinder freuen wir uns über Kleinigkeiten, schmecken ein Freibad-Eis als wäre es das größte Glück, nehmen Farben und Stimmungen mit einer ganz anderen Tiefe wahr. Genau dieses Empfinden versuche ich einzufangen. Mich fasziniert auch die kindliche Art zu denken und zu malen – dieses Reduzierte, Unperfekte, das nicht gefallen will, sondern einfach da ist. Intuitiv, frei, aus dem Bauch heraus. Im Schaffensprozess bedeutet das für mich: Leichtigkeit. Freude. Und oft auch das Loslassen vom Kopf, vom Planen, vom “richtig machen”. Wir alle kommen irgendwann an den Punkt, an dem wir lernen, Dinge möglichst realistisch oder „richtig“ darzustellen – weil das von außen oft erwartet wird. Aber ich finde, die wertvollste Zeit ist die davor: wenn noch niemand urteilt, wenn man einfach macht. Diese Freiheit möchte ich mir zurückholen – mit jeder neuen Arbeit.
Gibt es einen Moment in dem ein Bild für Dich „fertig“ ist?
Ja- ganz klar. Das ist einfach ein Bauchgefühl.
Was bedeutet nachhaltig jungbleiben für Dich?
Für mich bedeutet nachhaltig jungbleiben nicht, der Zeit zu entkommen –sondern offen zu begegnen. Mir die Fähigkeit zu bewahren, zu staunen, zu fühlen, zu spielen.
Ohne, mild oder prickelnd?
Ich bin ein „ohne“ Trinker. Aber im Sommer darfs dann auch mal prickelnd sein 🙂