Kurdwin Ayub
Fotos © Neven Allgeier (li); Rea von Vić (re)

Kurdwin Ayub im #jungbleiben Portrait

Kurdwin Ayub erzählt in ihren Filmen von Figuren, die zwischen Welten, Erwartungen und eigenen Wahrheiten stehen. Ihre Arbeiten sind direkt, humorvoll und unbequem zugleich – nah an der Realität und doch immer ein bisschen darüber hinaus. Im Gespräch geht es um das, was sie antreibt, um Wut und Hoffnung, Rollenbilder und darum, warum sie ohne Machen nicht sein kann.

Wie würdest du dich in fünf Worten beschreiben? 

Merkwürdig, lustig, ehrgeizig, obsessiv, lieb.

Von deinen ersten Performance-Videos bis heute: Was hat sich in deiner Arbeit nie verändert?

Das Absurde an der Realität darstellen.

In MOND zeigst du starke Frauen in einer ambivalenten Welt. Wie viel Wut und wie viel Hoffnung steckt in ihnen?

Ich glaube, es schwankt zwischen Wut und Hoffnung. Wut, weil man nichts daran ändern kann, und Hoffnung, die immer wieder versagt. Die meisten meiner Filme enden eher hoffnungslos und zynisch, aber weil sie offen bleiben, kann man doch ein wenig hoffen, nur ein bisschen … und das ist, denke ich, wie in der Realität.

Du hast gesagt, du fühlst dich oft wie ein Alien. Wie prägt dieses Dazwischen-Sein deine Geschichten?

Ich kann gut beobachten, glaube ich. Und dieses Nicht-dazugehören-Können macht einen auch sehr sensibel für Fragen von Identität und für die Rollen, die Menschen manchmal spielen. Das Witzige ist, dass ich dadurch vielleicht besser erkenne, was echt ist und was nicht, wenn jemand schauspielert. Ich merke sehr schnell, auch im echten Leben, wenn jemand eine Rolle spielt und nicht authentisch ist. Aber das meine ich nicht negativ. Wir spielen schließlich alle irgendwie Rollen. Und genau das finde ich eigentlich sehr spannend.

 

Kurdwin Ayub

Fotos © Franzi Kreis

 

Deine Filme spielen mit Erwartungen an Frauen, Herkunft und Identität. Welche Zuschreibungen nerven dich am meisten?

Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber Ethnie und Geschlecht: Ich weiß, dass meine Filme und meine Kunst damit spielen und sich damit auseinandersetzen – daher liegt es nahe. Aber wenn ich andere Kunstschaffende sehe, die immer zuerst über ihre Ethnie oder ihr Geschlecht definiert werden, finde ich das absurd. Ich habe das Gefühl, dass es heute sogar noch stärker geworden ist – aus einem wohlwollenden Ansatz heraus, paradoxerweise. Eigentlich sollte man Hautfarbe, Herkunft und Geschlecht irgendwann gar nicht mehr beschreiben müssen, sondern vor allem Persönlichkeit und Charakter. Ich habe mir nicht ausgesucht, woher ich komme, wie ich aussehe oder welches Geschlecht ich habe, aber für meine Kunst und meine Arbeit habe ich sehr viel geleistet. Ich bin, wie ich bin – auch, weil ich woanders herkomme und weil ich als Frau so fühle, aber eben nicht nur deswegen. 

Deine Filme sind politisch und gleichzeitig sehr sinnlich. Wie findest du die Balance zwischen Analyse und Intuition?

Ich recherchiere viel, aber ich lasse auch alles durch mich hindurchgehen, wenn ich eine Geschichte schreibe. Jede Erfahrung, jedes Gefühl, das ich hatte, fließt mit hinein, genauso wie mein Blick auf die Welt, mein Humor und meine Persönlichkeit. 

Kurdwin Ayub

Fotos © AOEF Apollonia Theresa Bitzan (li); Stefan Fuertbauer (re)

 

Was bringt dich immer wieder zurück ins Machen?

Ich kann nicht anders. Wenn ich gar nichts mache, werde ich depressiv. Ich darf nicht zu viel Zeit mit mir selbst verbringen. lol.

Was bedeutet #nachhaltig jungbleiben für dich? 

Das Leben vergeht so schnell. Irgendwann schafft man es vielleicht, nicht die ganze Zeit mit Sorgen oder Selbstzweifeln beschäftigt zu sein, sonst ist das Leben vorbei, und man hat durchgehend nur gegrübelt …

Ohne, mild, oder prickelnd? 

Superprickelnd.

        

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