
Lars Weber im #jungbleiben Portrait
Lars Weber ist Fotograf, Creative Director und AI-Explorer und immer auf der Suche nach dem nächsten Funken. Ein Gespräch über den Reiz des Unfertigen, kreativen Kontrollverlust und warum „prickelnd“ für ihn nicht nur eine Wassersorte ist, sondern ein Lebensgefühl.
Wie würdest du dich in 5 Worten beschreiben?
Sprudelnd, intuitiv, ungefiltert, neugierig und durstig.

Fotos © Lars Weber
Was hat deine Kreativität als Kind am meisten befeuert?
Ich war fasziniert von allem, was sich verwandeln konnte: Superheld:innen mit geheimen Kräften, Pokémon, die sich weiterentwickeln, Figuren, die ihre Form ändern – wie eine Raupe, die plötzlich Flügel bekommt. Ich habe ständig Dinge entworfen und gezeichnet – neue Wesen, neue Welten. Diese Idee von Transformation begleitet mich bis heute. Kreativität heißt für mich: Dinge hinterfragen, neu denken und in etwas Unerwartetes verwandeln.

Fotos © Lars Weber
Welches Projekt hat dich zuletzt wirklich aus der Komfortzone geholt?
Ehrlich gesagt: Jedes. Ich suche genau das – die Reibung, die Herausforderung. Manchmal fordert ein Projekt mich richtig hart. An einem Tag habe ich das Gefühl, den Code geknackt zu haben, alles verstanden – am nächsten stehe ich wieder vor einer riesigen, mehrfach gesicherten Tür. Der Schlüssel? Weg. Also fange ich neu an. Ich weiß selbst nicht genau, warum das so ist, aber es gehört dazu. Kein Projekt gleicht dem anderen. Und ich bin mittendrin, mich selbst neu zu entdecken – in neuen Disziplinen, Techniken, Stilen. Jeder Bereich wird ein Teil von mir.
Wann fühlst du dich im kreativen Flow?
Wenn Technik und Emotion ineinandergreifen – wenn mich ein Thema so packt, dass es mich nicht mehr loslässt. Wenn ich mich sogar dabei ertappe, mitten in der Nacht noch Notizen dazu zu machen. Und wenn ich eigentlich nur „kurz was ausprobieren“ wollte, aber plötzlich vor 500 Bildvarianten stehe, obwohl ich nur fünf brauche – dann weiß ich: Ich bin mittendrin.
Was macht für dich eine Idee richtig gut – jenseits von Likes und Trends?
Wenn sie mich nicht loslässt. Wenn ich darüber stolpere, immer wieder drüber nachdenke, und die KI – mein Partner im kreativen Prozess – diesen kleinen Gedanken aufgreift, mit mir gemeinsam weiterspinnt und daraus Formen, Farben oder Bewegungen entstehen. Wenn ich selbst vom Potential und dem finalen Ergebnis überrascht bin, wenn es mich dazu bewegt, es mir noch einmal anzuschauen – und es mich mehr fesselt als nur einen Swipe oder die Dauer eines Reels. Likes und Trends sind schön, klar – aber ich sehe es als Luxus, dass ich Dinge umsetzen kann, die mir selbst wichtig sind und gefallen. Gerade die, die vielleicht nirgendwo sonst reinpassen.
Gab es einen Moment, in dem du wusstest: Das ist mein Weg?
Ich frage mich eigentlich jeden Tag aufs Neue, was mein Weg ist. Und genau das ist vielleicht der Punkt: sich ständig selbst zu hinterfragen, neu zu denken, neu zu justieren – gerade in einer Welt, die sich gefühlt im Sekundentakt verändert. Trotzdem merke ich: Es ist mein Weg, weil es sich nicht wie Arbeit anfühlt, sondern wie Leidenschaft. Wenn ich mit dieser unsichtbaren KI etwas erschaffen kann, das Emotionen auslöst – gegen jede Logik. Wenn Menschen zweifeln, ablehnen, feiern oder es mit anderen teilen. Wenn es in ihnen etwas bewegt – so wie es das zuerst in mir getan hat.
Wie balancierst du Innovation und Intuition im kreativen Prozess?
Intuition ist mein innerer Kompass – Innovation ist das Spielfeld. Beides braucht Raum. Ich hör oft auf mein Bauchgefühl, aber ich liebe es, neue Tools zu testen, um Überraschungen zu provozieren. Manchmal bin ich auch enttäuscht – von der Innovation oder der Intuition – und muss das Verhältnis neu austarieren, nur um es am nächsten Tag wieder komplett über den Haufen zu werfen. Kreativität lebt vom kontrollierten Kontrollverlust.
Was bedeutet #nachhaltig jungbleiben für dich?
Neugierig bleiben. Sich selbst nicht zu ernst nehmen. Und Dinge zu machen, die einen wirklich interessieren – auch wenn sie nicht sofort verstanden werden.
Für mich heißt das nicht, jedem Trend hinterherzulaufen, sondern bewusst gegen den Strom zu testen, zu scheitern, weiterzudenken. Ewig Kind zu bleiben – im besten Sinne: hinterfragen, entdecken, zweifeln, wachsen.
Jeden Tag etwas Neues zu lernen – selbst wenn es nur ein Shortcut in einem Tool ist. Oder wie man die perfekte Pasta-Sauce hinbekommt – ohne Rezept, aber mit Gefühl.
Und: Technologie nicht nur für schöne Bilder oder Effekte zu nutzen, sondern echten Mehrwert zu schaffen. Ideen so weiterzuentwickeln, dass sie nicht nur mir etwas bringen – sondern vielleicht auch anderen etwas zurückgeben.

Fotos © Lars Weber
Ohne, mild, oder prickelnd?
Still, wenn’s um die Ruhe in meinem Kreativprozess geht. Aber sonst? Prickelnd. So wie die Ideen, die plötzlich aufpoppen, oder das Kribbeln, wenn ein neuer Gedanke zündet. Mild wäre mir viel zu langweilig – ich brauche den kleinen Kick, der mich und meine Arbeit lebendig macht.