Rosa Rauscher
Fotos © Corina Müller, Dirk Rauscher

Rosa Rauscher im #jungbleiben Portrait

Zwischen Ipad und Wolle, Intuition und Formgefühl: Rosa Rauscher schafft Kunstwerke, die sich in keine Schublade zwängen lassen. Was als 40×40-Zentimeter-Experiment begann, ist heute ein großformatiges Designstudio für Wand- und Bodenteppiche – mit einem klaren Gespür für Farben, Texturen und Tiefe. Rosa Rauscher ist meditatives Handwerk, digitale Klarheit und die sanfte Kraft des Unperfekten.

 

Rosa Rauscher

Fotos © Corina Müller, Dirk Rauscher

 

Wie würdest du dich in 5 Worten beschreiben? 

Intuitiv, empathisch, begeisterungsfähig, loyal und authentisch.

Was hat deine allererste Tufting-Idee ausgelöst – und wie sah sie aus?

Mein erster selbstgebauter Tuftingrahmen hatte eine Größe von 40x40cm. Ich habe  an einem Wandteppich gearbeitet, mit verschiedenen geometrischen Flächen. Die Leidenschaft war so riesig, dass mir ab diesem Zeitpunkt klar wurde, dass ich richtig große Wandteppich und Bodenteppiche machen möchte. Mein Tuftingrahmen hat mittlerweile eine Arbeitsfläche von 2x3m und ich liebe es, im Großformat zu arbeiten, mit all seinen Herausforderungen. Dieses Jahr durfte ich für eine Kundin einen Wandteppich in den Maßen 140x220cm kreieren. Arbeiten mit unterschiedlichen Florhöhen macht mir dabei besonders Spaß und ist mittlerweile ein Wiedererkennungsmerkmal meiner Werke. Sie bekommen eine Lebendigkeit durch den 3D Effekt und sind dabei auch eine Art Wandinstallation.

Ich träume davon, irgendwann eine große Wandfläche für ein Hotel, Bar, Showroom oder Ähnliches gestalten zu dürfen.

Deine Arbeiten wirken oft meditativ und gleichzeitig sehr digital gedacht. Wie fühlt sich dieser Spagat für dich an – zwischen Software und Schafwolle?

Das liebe ich generell an meiner Arbeit, diese Abwechslung. Ich kann stundenlang Entwürfe an meinem Ipad kreieren, dabei Farben und Formen ausprobieren und mich austoben. Und dann freue ich mich, aber auch ins Tun zu kommen. Etwas mit meinen Händen erschaffen und das, was ich mir digital ausgedacht habe, zum Leben zu erwecken. Das Berühren der Wolle, diese Haptik, alles ist so weich und fließend, das tut mir sehr gut und fährt absolut mein Nervensystem nach unten. Ich verbringe manchmal Ewigkeiten damit, durch schneiden und trimmen die Formen so clean wie auf dem Bildschirm zu bekommen. Satisfying moments 🙂

 

Rosa Rauscher

Fotos © Corina Müller, Dirk Rauscher

 

Handwerk bedeutet auch: Fehler zulassen. Gibt es ein Werk, das durch einen vermeintlichen Fehler erst besonders geworden ist?

Auf jeden Fall :-). Happy little accidents – sind etwas ganz Wichtiges und im besten Fall eine Bereicherung für den Schaffensprozess, weil dadurch auch etwas Neues entstehen kann. Zum tuften braucht man immer zwei Garnstränge derselben Farbe, die von der Maschine geführt werden, um eine Fläche zu füllen. Ich hatte an einem Auftrag gearbeitet- ganz zum Schluss, beim trimmen ist mir aufgefallen, dass die Farbfläche irgendwie anders aussah- dynamischer. In dem Moment ist mir aufgefallen, dass ich zwar die Garne der selben Farbe genommen habe, aber aus unterschiedlichen Chargen, sodass der eine Garnstrang eine minimale Farbabweichung hatte. So haben sich die Farben vermischt und die Farbfläche dynamischer gewirkt. Durch diesen Prozess bekommt man gute Farbverläufe hin.

Du hast Grafikdesign und Landschaftsarchitektur studiert. Was hat dir dieser Mix über Raum, Oberfläche und Gestaltung beigebracht?

Studiert habe ich nur Landschaftsarchitektur. Grafikdesign lief eher so nebenher. Da ich früh Mutter geworden bin, musste ich mich für eins entscheiden :-). Aber der Mix lehrt mich, räumliches Denken mit visueller Klarheit zu verbinden, gerade wenn man mit unterschiedlichen Florhöhen arbeitet und ein 3D Effekt entsteht. Im Grafikdesign liegt der Fokus auf der zweidimensionalen Gestaltung, man lernt Farben, Formen als Ausdrucksmittel zu beherrschen. In der Landschaftsarchitektur verschiebt sich der Maßstab, hier wird dreidimensional und räumlich gedacht. Das ist auch der Grund, warum ich es liebe, großflächig zu arbeiten. Wenn ich einen Entwurf mit unterschiedlichen Höhen gestalte, also 3D arbeite, brauche ich es nicht extra für mich auf dem Ipad zu visualisieren, es geschieht im Kopf.

 

Rosa Rauscher

Fotos © Corina Müller, Dirk Rauscher

 

Rosa Rauscher steht für eine ganz eigene Farbwelt. Gibt es Töne oder Kombinationen, die für dich fast eine Art Gefühl tragen?

Ich habe diesen Sommer an vier Wandteppichen gearbeitet. Durch eine Trennung Anfang des Jahres habe ich mich mit 4 Wörtern auseinandergesetzt, die für mich eine wichtige Bedeutung haben und unabdingbar für zwischenmenschliche Beziehungen sind. Es geht um Vertrauen, Integrität, Geduld und Liebe. Jeder dieser 4 Wandteppiche hat seine eigene Farbwelt, die ich mit der Bedeutung der Wörter in Verbindung setze. 

Aber generell ist meine Forever Love Farbkombination Rosa-Blau.

Was bedeutet für dich ein gutes Zuhause und wie können Objekte dazu beitragen?

Ein gutes Zuhause bedeutet für mich das Gefühl von absoluter Sicherheit. Ein gutes Zuhause muss gemütlich sein und als Inspirationsquelle dienen. Viel Farbe natürlich :-), mit vielen Fotos und Erinnerungen. Ein Highlight in meiner Wohnung ist ein großer Eichentisch in der Küche, wo viele liebe Menschen Platz haben können. Ich liebe Lampen, weil gutes, schönes Licht ebenso wichtig ist, um mich wohl zu fühlen. Natürlich sind Designklassiker immer Perfekt, um Akzente zu setzen.

Was würdest du gerne öfter hinterfragen – in der Designwelt, im Alltag oder bei dir selbst?

Das ist eine sehr gute Frage, aber ich will ehrlich sein. Ich bin ein Mensch, der generell viel hinterfragt und zuviel nachdenkt. Ich bin froh, wenn Sachen oder Situationen sich klar anfühlen- wie in meiner Kunst. Mich persönlich hinterfrage ich natürlich, ob ich heute respektvoll und ehrlich meinen Mitmenschen gegenüber und eine gute Mutter für meine Kinder war. 

Was bedeutet #nachhaltig jungbleiben für dich? 

Für mich bedeutet #nachhaltig jungbleiben, immer neugierig und offen zu bleiben. Entscheidungen aus dem Herzen zu treffen. Und wenn es sein muss sich durch z.B. Schicksalsschläge neu zu erfinden. Stille annehmen und reflektieren, mit seinem Inneren in Kontakt bleiben, Selbstfürsorge und sich treu bleiben. Und ganz wichtig…

DO WHAT YOU LOVE- für mich ist das meine Kunst und die Arbeit an meinen Wandteppichen.

Ohne, mild oder prickelnd? 

Definitiv prickelnd. Es gibt doch nichts besseres als ein kühles, prickelndes Getränk, wenn man so richtig durstig ist. 

 

Info Fotocredits: Corina Müller, Dirk Rauscher

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