
Michi Buchinger zwischen Spurensuche und Selfie: “Bella Barks letztes Like”
Michael “Michi” Buchinger ist längst mehr als ein Social-Media-Name: Mit pointierten Meinungsbeiträgen, seinem besonderen Humor und einem Gespür für zeitgeistige Themen hat er sich eine starke Präsenz in der deutschsprachigen Szene aufgebaut. Damit hat er sich nicht nur als Standup Comedian, sondern auch als Autor einen Namen gemacht. Jetzt geht Michi Buchinger unter die Krimi-Autor:innen. Sein neues Buch heißt „Bella Barks letztes Like“ und ist sein Debüt in diesem Genre. Darin wird ein gescheiterter YouTuber unfreiwilliger Ermittler in einer Welt, in der Likes und Fassade über allem stehen. Der Roman erscheint am 11. Oktober 2025 und verspricht Spannung, die berühmte Buchinger’sche Beobachtung und eine scharfe Analyse des Influencer-Milieus. Michi Buchinger wird damit auch bei der Buch Wien vor Ort sein.
Worum geht es in deinem neuen Roman „Bella Barks letztes es Like“ – kannst du uns den Plot kurz in deinen eigenen Worten zusammenfassen?
„Bella Barks letztes Like“ ist eine Kriminalkomödie, die in der Influencer-Welt spielt. Meine Hauptfigur ist Leo Escher, ein gescheiterter YouTube-Star – natürlich von mir selbst inspiriert. Mit der neuen Generation von TikTok-Influencern kann er wenig anfangen, bis ihn Bella Barks, die berühmteste Influencerin des Landes, in ein Hotel in den Bergen einlädt. Dort will sie ihr neues Produkt vorstellen, doch als der Vorhang fällt, ist sie tot. Plötzlich ermittelt Leo eigenhändig in einem Mordfall und findet heraus, dass hinter jedem perfekten Filter eine Menge Geheimnisse lauern.
Dein Roman trägt einen auffälligen Titel. Wann entstand die erste Idee dazu – war es ein bestimmter Moment oder ein längerer Prozess?
Es war definitiv ein längerer Prozess. Ich verrate, dass Bella Barks in meinen allerersten Fassungen den Namen „Doggy Dee“ trug – was mir schließlich ein bisschen zu ulkig war. Kurz vor Abgabe bin ich bei „Bella Barks letztes Like“ gelandet und mochte auf Anhieb, wie locker einem das von der Zunge rollt. Zu einer guten Alliteration habe ich noch nie Nein gesagt.
Du hast einmal erwähnt, dass du Krimis liebst und die Influencer-Szene für besonders intrigant hältst. Wie viel von Bella Barks ist von realen Beobachtungen oder Gossip inspiriert – und wie viel ist reine Fiktion?
Ich würde sagen: 40 Prozent Realität, 60 Prozent Fantasie. Es gibt viele Szenen, in denen ich lustige Anekdoten über skurrile Influencer-Kolleg:innen verarbeite und überspitze. Die Charaktere sind also definitiv von echten Personen inspiriert. Es war mir beim Schreiben eine enorme Hilfe, reale Vorbilder zu haben. Aber der Mordfall ist natürlich erfunden – so etwas ist mir auf Influencer-Reisen bisher noch nicht passiert, und das bleibt hoffentlich auch so.

Michi Buchinger hat seinen ersten Krimi geschrieben: “Bella Barks letztes Like” | Foto © Dominik Pichler, Buch-Cover © edition a
Viele angehende Autor:innen fragen sich: Wie sah dein Schreibprozess konkret aus? Hast du zuerst den Plot entworfen, die Figuren gestaltet, einzelne Szenen entwickelt oder dich eher an Emotionen orientiert?
Ich bin ein klassischer „Plotter“, das heißt, ich habe zuerst ein sehr detailliertes Exposé mit allen wichtigen Wendepunkten angefertigt, ehe ich in den eigentlichen Schreibprozess übergegangen bin. Da bin ich recht diszipliniert und schreibe rund 3.000 Wörter am Tag. Sobald ich im Schreib-Flow war, sind die Figuren plötzlich lebendiger geworden, haben sich verselbstständigt und mir manchmal Szenen „diktiert“, die gar nicht im Exposé gestanden sind. Ich liebe es, wenn das passiert, und lasse mich dann einfach darauf ein. Es war also eine gesunde Mischung aus Planung und Spontaneität.
„Social Media ist mein Job, macht mir Spaß und gibt mir viele
Möglichkeiten, aber es kann auch Druck erzeugen, immer performen zu müssen.“
– Michi Buchinger
Welche Bücher oder Autor:innen haben dich während des Schreibens von Bella Barks inspiriert oder begleitet?
Sehr inspiriert haben mich die Krimis von Theresa Prammer, die Humor und Spannung meisterhaft verbindet. Auch die Miss-Merkel-Reihe von David Safier war mir ein Vorbild. Aber ganz ehrlich: Ich habe während des Schreibens auch viel Mord ist ihr Hobby geschaut, weil ich die cozy Stimmung der Serie liebe und es mag, dass Jessica Fletcher immer in gehobenen Settings in Situationen gerät, in denen sie plötzlich ermitteln muss – genau wie Leo.

Michi Buchinger | Fotos © Florentina Olareanu
Social Media, Likes und öffentliche Wahrnehmung spielen bereits im Titel eine Rolle. Welche Bedeutung haben diese Themen im Roman – und welche Rolle spielen sie in deinem persönlichen Alltag?
Im Roman sind Likes und Follower fast eine Währung – sie bestimmen die Hierarchie der Influencer:innen. Gleichzeitig zeigt die Geschichte, wie vergänglich und unwichtig das alles ist, wenn es um Leben und Tod geht. Privat habe ich ein ambivalentes Verhältnis dazu: Social Media ist mein Job, macht mir Spaß und gibt mir viele Möglichkeiten, aber es kann auch Druck erzeugen, immer performen zu müssen. Ich glaube, das spürt man auch in der Figur von Bella. Ich bin mittlerweile sehr gut darin geworden, das Handy einfach wegzulegen und den Moment zu genießen.
Stell dir vor, dein Roman würde verfilmt werden: Wen könntest du dir in der Hauptrolle am besten vorstellen?
Es würde wohl auf der Hand liegen, dass ich selbst Leo spiele, aber bis eine Verfilmung mal wirklich zustande kommt, bin ich wahrscheinlich schon alt genug, um den grummeligen Hoteldirektor Fricke zu spielen. Tobias Resch wäre meine erste Wahl, um Leo zu verkörpern – der ist noch jung und knackig.
Wenn es eine offizielle Playlist zu Bella Barks gäbe – welche drei Songs müssten deiner Meinung nach unbedingt dabei sein?
„Toxic“ von Britney Spears, weil es perfekt zur verführerischen, aber gefährlichen Influencer-Welt passt sowie „Paparazzi“ von Lady Gaga. Der Song ist für mich das ewige Spiel zwischen Ruhm, Anerkennung und Absturz. Und dann natürlich auch noch „Sweet but Psycho“ von Ava Max – eine Hymne an die Doppeldeutigkeit, die viele Figuren im Buch haben.
Was wird sich Michi Buchinger denn 2025 noch gönnen? Das Jahr ist ja nicht mehr allzu lang …
Ich gönne mir kurz ein paar Tage Ruhe, vielleicht eine Detox-Woche. Dann kommt am 20. November Aufputzt is’ in die Kinos – eine Weihnachtskomödie, in der ich mitspielen durfte. Ich habe sogar eine Kuss-Szene. Sollte sich mein Krimi gut verkaufen, würde ich direkt anfangen, die Fortsetzung zu schreiben. Leo Escher hat sicher noch ein paar weitere Fälle zu lösen.