Insiderei Change Maker Hotel Nachhaltig Reisen

Hotels für eine bessere Zukunft

Die Change Maker Hotels vernetzen Hotels mit Menschen, die nachhaltig und achtsam Reisen möchten. Gründerin Petra Percher erklärt, wie man mit gutem Gewissen urlaubt, wie jungen Menschen heutzutage reisen – und warum Kopieren total okay ist.

 

Damit wir uns zu Beginn auskennen: Was ist die Grundidee der Change Maker Hotels?

Wir stellen Hotels vor, die sich mit viel Herz und Hirn für eine bessere Zukunft einsetzen. Dahinter stehen echte Visionäre und Vordenkerinnen.

 

Sie schaffen ein Angebot für Menschen, die sich beim Reisen immer öfter Sorgen um das Klima, die Natur und die Menschen machen.

 

Unser Versprechen ist da klar formuliert: Wer bei unseren Hotels bucht, urlaubt mit gutem Gewissen. Und bringt definitiv mehr vom Urlaub mit nach Hause – nämlich das gute Gefühl, Teil der Lösung zu sein.

 

 

Insiderei Change Maker Hotel Nachhaltig Reisen

 

Teil der Lösung sein und nicht Teil des Problems – was meinst du damit genau?

Moralapostel machen dich zum Teil des Problems, geben dir das Gefühl, an der Misere schuld zu sein. Das ist die Zeigefinger-Methode.

 

Change Maker hingegen denken nicht in Problemen, sondern in Lösungen.

 

Sie kommen ins Handeln, sind konstruktiv und stellen sich zu allererst die Frage – wo kann ich bei mir beginnen? Was kann ich verändern, sodass das Leben trotzdem noch Spaß macht? Es gibt so viele Möglichkeiten, etwas beizutragen – ob Müll trennen, weniger streamen, Fair Fashion kaufen, Öffis fahren oder eben achtsam Reisen wie in unseren Member-Hotels mit Bio-Essen, Öko-Hallenbad, Wertschätzung gegenüber Mitarbeiter:innen, und vielen anderen Ideen, mit denen sie den Change vorantreiben.

 

Wie wird man eigentlich ein Change Maker Hotel?

Die Hotels suchen wir mit größter Sorgfalt aus. Als Maßstab haben wir uns an die ESG-Kriterien der UNO angelehnt. Wir beurteilen das Hotel nach 11 Change-Kriterien – von Architektur bis zum gesunden Essen, von regionaler Wertschöpfung, Kreislaufwirtschaft, Energie bis zur Mitarbeiter-Fairness. Alle Hotels stellen sich den ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen unserer Zeit. In mindestens drei dieser elf Kriterien müssen Change Maker Hotels Vorreiter und Vordenker sein und Ideen und Lösungen entwickelt haben, die andere Hotels und Gäste inspirieren. Sharing, Abschauen und Nachmachen ist Teil dieser Idee und sehr erwünscht!

 

 

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Was war dein Auslöser, um die Change Maker Hotels zu gründen?

Der Wunsch, dass unser Sohn Oscar einmal eine genau so lebenswerte, gesunde, intakte Welt entdecken darf wie wir. Im besten Fall sogar eine bessere! Das ist nur möglich, wenn wir nicht so weitermachen wie bisher. Bei meinem Mann Robert, mit dem ich die Change Maker Hotels gegründet habe, und bei mir kam dann noch eine ordentliche Portion schlechtes Gewissen dazu, für den Fußabdruck, den wir auch jobbedingt hinterlassen haben. Ich erinnere mich da an Pressekonferenzen in New York und sogar an einen Flug nach Tokio, nur um dort einen Abend lang von Philip Starck eine beheizbare Toilette präsentiert zu bekommen…

 

Wie hat sich dein Reiseverhalten mit den Change Maker Hotels verändert?

Ich habe seit Jahren keine Fernreise mehr gemacht. Dafür Europa und vor allem Österreich umso besser kennengelernt. Als Familie verreisen wir so oft es geht mit dem Zug. Wir fahren weniger oft weg, bleiben dafür lieber länger…

 

Auf der Website sieht man, dass viele der Visionär:innen jung sind? Zufall?

Oft geht der Schritt, etwas zu verändern, mit der Übergabe an die nächste Generation einher. Mama, Papa, Oma, Opa haben das Hotel aufgebaut und groß gemacht. Die Juniorchef:innen füllen das Haus dann mit ihren Inhalten und Erfahrungen.

 

Dazu gehört heute nun einmal das Wissen um die Klimakrise, um Artensterben, Ausbeutung, Diskriminierung und Umweltverschmutzung.

 

Statt zu jammern oder mit den Schultern zu zucken packen die Jungen aber an und setzen einen Bienenschwarm an Ideen in ihren Hotels um.

 

Insiderei Change Maker Hotel Nachhaltig Reisen

 

 

Was machen junge Hoteliers heute anders als deren Vorgänger. Was treibt sie an?

Qualität zählt bei jungen Hoteliers mehr als Quantität. Sie fragen sich, ob alles Maß und Ziel hat. Sie glauben an die Zukunft und treiben mit ihrer Neugier und ihrer Experimentierfreude technologischen Fortschritt voran. Das reicht von Mobilitätsangeboten für Gäste bis hin zu Energiesparkonzepten im Haus oder Nose-to-tail-Küche. Next-Gen-Hoteliers sind vernetzter und eher bereit, Wissen zu teilen.

 

Jungen Change Makern geht es darum, dass die Gäste die sinnvollen Ideen weitererzählen und am besten sogar daheim selbst umsetzen.

 

Alle lassen sich gern in die Karten schauen und erzählen darüber in den ausführlichen Interviews auf www.changemakerhotels.com. Wir sammeln die Ideen von Vordenker:innen der Hotelbranche, damit möglichst viele beim Change mitmachen.

 

Mit welchen Herausforderungen kämpfen sie?

Die größte Herausforderung bereitet oft das Storytelling – Geschichten erzählen, die Gäste ohne Zeigefinger dort abholen, wo sie gerade sind. Und das ist nicht örtlich gemeint, sondern im Mindset. Es bedarf großer Anstrengung aus einer Veränderung für die Menschen ein Erlebnis zu schaffen, das noch dazu ein gutes Gefühl vermittelt. Das Stadthotel Henriette zum Beispiel erzählt im Hotel vom Gemeinwohl-Gedanken. Gäste lernen, dass es dabei um mehr geht als um Gewinne machen, es geht auch um die Mitarbeiter:innen und das ganze Grätzel rundherum. Das Tiroler Hotel Stern hat ein Klimaspiel für die ganze Familie erfunden, um das Thema zu transportieren. Und das Chesa Valisa lässt bewusst regelmäßig Fleisch und Fisch beim Abendessen weg und vermittelt so den Geschmack von veganem Essen.

 

 

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Wie reisen junge Menschen heute? Was ist ihnen wichtig?

Junge Urlauber:innen suchen Orte und Erlebnisse, die mit ihren Werten im Einklang sind. Dafür braucht es kein Flugzeug mehr. Und auch kein Last-Minute-Billig-Angebot. Denn eine Nacht im Heustadl ist genauso ein Erlebnis wie ein Kochkurs bei einer veganen Spitzenköch:in. Der ökologische Fußabdruck ist heute beim Reisen nicht mehr „wurscht“.

 

Heißt Jungbleiben in eurem Zusammenhang auch, sich für junge Menschen und deren Zukunft einzusetzen?

Jungbleiben hat ja heute Gott sei Dank nicht mehr nur mit dem Alter zu tun. Alle, die sich für eine lebenswerte Welt in Zukunft einsetzen, sind junggeblieben!

 

Was ist dein nächstes Reiseziel?

Glücklicherweise darf ich eine Reihe von neuen Change Maker Hotels in Österreich, Deutschland und Südtirol besuchen.

 

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