
Nanna Kaiser im #jungbleiben Magazin
Nanna Kaiser, eine Künstlerin, die für ihre faszinierende Mischung aus Skulptur, Malerei und Alltagsgegenständen bekannt ist, schafft Werke, die mit der Idee von Vergänglichkeit und Transformation spielen. Ihre Arbeiten erkunden tiefere Bedeutungen hinter vermeintlich banalen Objekten und schaffen so eine besondere Spannung.
Wie würdest du dich in 5 Worten beschreiben?
Das ist eine ziemlich schwierige Frage, denn die Antwort verändert sich beinahe täglich. Mir reicht eigentlich auch ein Wort – auch wenn es mir nicht immer gelingt: reflektiert.

Fotos © Neven Allgeier
Wie kam es dazu, dass du Kunst zu deinem Beruf gemacht hast?
Ich weiß gar nicht genau wann das angefangen hat, es war eigentlich gar keine bewusste Entscheidung, sondern Eines hat zum Anderen geführt und ich habe einfach nicht aufgehört.
Welche Bedeutung hat der Raum für deine Arbeiten?
Skulptur und Malerei existieren nicht im Vakuum, sondern in unterschiedlichen Kontexten und Räumen werden sie etwas anderes bedeuten.
In vielen deiner Werke verwendest du Alltagsgegenstände. Was fasziniert dich an der Transformation dieser Objekte in Kunst?
Alltagsgegenstände sind schon faszinierend, bevor sie zu Kunst werden – weil sie mit unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladen sind. In dieser Mehrdeutigkeit liegt eine große Spannung. Ich verschiebe diese Bedeutungen lediglich oder untersuche die Ideologien, die sich hinter ihnen verbergen und sich als Bedeutung tarnen.
Du beschreibst deine Werke oft als lebendig. Was bedeutet es für dich, ein Werk zum Leben zu erwecken?
Ich habe in einigen Arbeiten den Bezug zu Jagdbeute hergestellt, denen liegen eher Themen wie Tod und Verderben nahe. Aber momentan beschäftige ich mich tatsächlich mehr mit dem Nachleben dieser Materialien. Sie werden also wieder zum Leben erweckt und begeben sich auf die Suche nach einer neuen Identität.

Fotos © Nanna Kaiser
Vergänglichkeit ist ein zentrales Thema in vielen deiner Arbeiten. Wie integrierst du dieses Konzept in deine Kunst?
Ich akzeptiere die Umstände, dass die Werke Mythen auf Zeit sind. Ich arbeite oft mit dem sehr lebendigen und unkontrollierbaren Material Latex. Was ich daran mag ist eben genau das – ich kann die Ästhetik schwer kontrollieren und nicht über den Rohstoff bestimmen. Das Material erarbeitet sich in gewisser Weise selbst. Veränderung oder sogar Verrottung der Skulpturen sind Aspekte, die einen direkten Bezug zum Thema Vergänglichkeit herstellen.
Wie vermischen sich dein persönliches Leben und die Themen in deiner Kunst?
Das ist alles ein Brei.
Wie gehst du mit dem Prozess der Selbstreflexion in deiner Kunst um? Fühlst du dich in deinen Arbeiten immer „entblößt“ oder kannst du sie auch distanziert betrachten?
Das hängt stark von meiner Tagesverfassung ab, mir kann in einem Moment etwas sehr peinlich sein, über das ich im nächsten Moment auch wieder lachen kann. Ich denke während einer Ausstellung entblößt sich das Kunstwerk samt Künstlerin immer wieder aufs Neue, es ist auf jeden Fall gesund das Werk als eigenständig zu betrachten, obwohl die Verbindung zur Künstler Person untrennbar bleibt.

Fotos © Nanna Kaiser
Wie findest du das Gleichgewicht zwischen Kunst, die dich selbst ausdrückt, und Kunst, die das Publikum herausfordert?
Ich richte meinen Fokus nicht darauf, was Rezipient:innen sehen wollen oder was sie möglicherweise herausfordert. Das würde sich anfühlen, als würde ich Dingen hinterherlaufen, die sowieso außerhalb meines Einflussbereichs liegen – dafür ist mir meine Zeit echt zu schade. Mein Ansatz ist es, etwas zu machen, das mich selbst interessiert. Wenn mir das gelingt, glaube ich, dass sich dieses Interesse auch auf andere übertragen kann – was mich natürlich sehr freut.
Was bedeutet #nachhaltig jungbleiben für dich?
Das werde ich erst wissen, wenn ich es geschafft habe – oder daran gescheitert bin. Ehrlich gesagt versuche ich es aber gar nicht: Ich will mich nicht gegen das Altwerden wehren und habe bis jetzt auch keine Angst davor. Schon allein den Begriff Jungbleiben finde ich seltsam – warum sollte man das versuchen und nicht lieber mit Haltung Altwerden? Ich glaube das macht mehr Spaß.
Ohne, mild, oder prickelnd?
Vor dieser Frage habe ich mich gefürchtet – super?