Fotos © Sophie Kirchner, Gregor Hofbauer

Change Maker Hotels – Refugium Lunz

Berge, Wald und Ybbsfluss im Blick: Joachim Mayr und Heinz Glatzl beleben eine ganze Region – mit dem “Refugium” in Lunz, ihrem Gespür für Schönes und ihrer Vision von Handwerkskunst. Deshalb passt das Hotel perfekt in unsere Reihe der Change Maker Hotels.

Fotos © Gregor Hofbauer

Jahrelang stand das Jaroschhaus am Kirchplatz in Lunz am See schlafend da. Dann spazierten Joachim Mayr und Heinz Glatzl von der gleichnamigen Lunzer Tischlerei in einer tief verschneiten Winternacht vorbei – und küssten es wach. Und mit ihm eine Region, die in Zeiten des Klimawandels immer stärker in den Fokus rückt, denn sie gilt als einer der Kältepole Österreichs.

 

In Lunz weiß man bereits aus der Geschichte um die Zusammenhänge von Umweltzerstörung und den darauffolgenden Niedergang.”

 

“Einst wurde hier „eine riesige Stahlindustrie aufgebaut, doch im späten 19. Jahrhundert ging das Holz aus, weil alle Wälder abgehackt waren. Es gibt Bilder mit kahlen Bergen. Das hat zu einem radikalen Niedergang geführt“, erzählt Joachim Mayr.

Fotos © Gregor Hofbauer

Rückkehr der Besucher:innen

Heute hat sich die Natur den Raum längst zurückerobert, die Hänge sind dicht bewaldet und der Lunzer See gilt als Naturjuwel. Ende der 70er und in den 80er Jahren waren Lunz und Lackenhof topmodern und der Tourismus auf dem Höhepunkt, dann fuhren die Leute lieber ans Meer statt zum Wandern in die kühlen Berge. Doch jetzt kommen sie langsam zurück und bleiben auch wieder mehrere Nächte, nicht zuletzt wegen Mayr und Glatzls „Refugium“, in dem die beiden Unternehmer behutsam den Bogen vom Haus Jarosch aus dem 17. Jahrhundert zum Boutiquehotel ins 21. Jahrhundert geschlagen und den Spagat zwischen Ortsbestand am Kirchplatz und Neubau auf Flussseite geschafft haben. Das Haus gehört zu den Change Maker Hotels, weil es der Gegend Impulse gibt. Es inspiriert Menschen in der ganzen Region, auch auf den Zug Richtung Zukunft aufzuspringen.

Fotos © Gregor Hofbauer

Der Stil des Refugium Lunz ist zeitlos, weil dahinter eine ganze Kooperative für Handwerk, Architektur und Design steckt: Das ebenfalls von dem Power-Paar Mayr und Glatzl gegründete Formdepot mit Sitz in Wien Ottakring. Die Maßmöbel, der Kamin, der Steinboden, die Holzfassade, der Garten, das Metallgeländer, die original verzierten dicken Lärchentüren, ja sogar die Fliesen aus Wiener Gründerzeithäusern auf der Toilette stammen aus der Hand der Partnerfirmen. „Ich bin nicht auf irgendeinen Zeitgeist fixiert”, sagt Mayr.

 

„Ich mag es langlebig.“

 

Deswegen war es ihm auch ein Dorn im Auge, dass sich der Ort in den letzten Jahrzehnten fast ausschließlich auf Tagestouristen fokussiert hat. „Jetzt bauen wir ein Hotel, das selbst die Destination ist. Das neue Gäste bringen wird. Andere Unternehmen befruchtet“, wünscht sich der Lunzer Familienvater.

Fotos © Sophie Kirchner

Ein unglaublicher Schatz

Wie ein Ort sich entwickelt, liegt immer auch an den Menschen, die dort leben und ihn gestalten. Während sein Vater noch mit 60 anderen Kindern im Ort die Schulbank gedrückt hat, tun das Mayrs eigene Kinder nur noch mit 16 anderen. Viele aus Mayrs Generation sind weggegangen, er ist geblieben und hat sich seiner Verantwortung gestellt, als Unternehmer, als Visionär, als Gestalter und Gastgeber. Vielleicht auch, weil die Familie Mayr ohnehin schon lange tourismusaffin war: „Seit 1914 vermieten wir Zimmer bei uns im Haus.“

In zehn Minuten ist man vom „Refugium“ unten beim Lunzer See, die Gartenzimmer blicken auf die schöne Ybbs, die unter dem Haus vorbeifließt und übrigens schon seit Jahrzehnten für Ökostrom in der Gemeinde sorgt. „Schau rundherum, du wirst keinen Lift finden, keine Starkstromleitung, keine verbauten Hänge. Am See ist alles grün wie immer und das wird und kann sich auch nicht mehr ändern.

 

Das ist ein unglaublicher Schatz. Wir hören oft von Gästen, hier schaue es noch aus wie in deren Kindheit“,

 

sagt Joachim Mayr. Das ist schön und doch eine Herausforderung zugleich, denn wie bei Kindern ist es auch bei Ortschaften – nur wenn sie sich weiterentwickeln, entfalten dürfen, bleiben sie lebendig.

Fotos © Sophie Kirchner

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Fotos: © Sophie Kirchner, Gregor Hofbauer

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